Roland Berger: 3 Maßnahmen

Banken: Kosten um 40 Milliarden senken

02.08.2012 von Ursula Pelzl
Kostensenkungen, Stellenabbau, neue Geschäftsmodelle - Europas Banken stehen laut Studien von Roland Berger und Efma vor großen Aufgaben.
Europas Banken müssen den Rotstift ansetzen.
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Die europäischen Banken haben anspruchsvolle Herausforderungen zu meistern, wenn sie unter den veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und immer neuen regulativen Anforderungen künftig profitabel arbeiten und am Markt bestehen wollen. Kurzfristige Kostensenkungsprogramme, eine nachhaltige Kostentransformation, neue Geschäftsmodelle sowie einfache und überschaubare Produktportfolios sind aus Sicht der Experten der Strategieberatung Roland Berger unerlässlich.

In ihrer aktuellen Studie "Cost transformation imperative for European banks" führen die Berater aus, dass die europäischen Banken ihre Kosten in den kommenden Jahren um mindestens zehn Prozent senken müssten, um bis zum Jahr 2016 eine Cost-Income-Ratio von 55 Prozent ausweisen zu können. Das entspräche Einsparungen in Höhe von 40 Milliarden Euro. Sollte sich die wirtschaftliche Lage auf den Finanzmärkten weiter verschlechtern, müssten die Banken in Europa sogar 68 Milliarden Euro einsparen.

Die enormen Beträge würden zur Hälfte bei externen Kosten wie beispielsweise für die IT und zur anderen Hälfte bei den Personalkosten eingespart werden, so die Experten von Roland Berger.

Ähnliche Prognosen weist auch der fünfte "European Credit Risk Survey" des Analytik-Anbieters FICO und der European Financial Marketing Association (Efma) aus. 71 Prozent der in der aktuellen Studie befragten europäischen Risikomanager rechnen mit einem massiven Stellenabbau im Bankensektor.

Nur ein Drittel der Top-Institute setzt auf Kostentransformation

Viele europäische Banken haben angesichts der Lage an den Finanzmärkten aktuell Kostensenkungsprogramme angekündigt oder setzen diese bereits um. Doch nur ein Drittel der Top-25-Institute verfolgen echte Kostentransformationsansätze, so die Studie von Roland Berger.

Insgesamt erwarten die Berater, dass die meisten europäischen Banken versuchen werden, Einsparungen im Corporate & Investment Banking und im Kreditgeschäft zu realisieren. Die Effizienz des Front-Office-Bereichs werde ebenfalls auf den Prüfstand gestellt. Auch Konsolidierungen und Standardisierung in der IT dürften auf der Agenda stehen. Die härtesten Einschnitte stehen nach Ansicht der Roland Berger Strategy Consultants dabei den spanischen, italienischen und griechischen Banken bevor.

Aus der Sicht der Experten von Roland Berger sollten sich die europäischen Kreditinstitute bei der Kostentransformation im Wesentlichen auf drei Ansätze konzentrieren:

1. Einführung von Maßnahmen zur "Fast-impact transformation (FIT)"
Ziel ist die kurzfristige Effizienzsteigerung in weniger als 18 Monaten.
Nachdem die Geschäftsmodelle der Kreditinstitute in den vergangenen zehn Jahren immer komplexer geworden sind, gilt es nun, schnell wirksame Stellhebel in der Organisation zu finden. Mit Maßnahmen zur Standardisierung, Vereinfachung und dem angemessenen Einsatz personeller Ressourcen und Kenntnisse sind 60 Prozent mehr Kosten einzusparen als beispielsweise über die Automatisierung von Prozessen.

2. Verschlankung von Strukturen und Hierarchien
Weniger Hierarchieebenen und Überschneidungen im organisatorischen Aufbau der Institute könnten zu einem Abbau von 20 Prozent der Managerposten führen. Standardisierte IT-Plattformen und globale oder regionale IT/Orga-Hubs könnten Synergien schaffen.

3. Fokussierung auf die Kernkompetenzen der Bank
Die Reduzierung der Vertriebskanäle und der Produktpalette, Outsourcing und Konsolidierung sowie die Nutzung von Shared Services bieten enormes Einsparpotenzial. Allein mit der Bereinigung des Produktportfolios könnte Roland Berger könnten die Ausgaben um 10 bis 90 Prozent reduziert werden. Einfache Produkte würden von den Mitarbeitern leichter verkauft und von den Kunden besser verstanden. Dies wiederum führe dazu, dass die Betriebskosten sinken.

Dem Wechsel von reinen Kostensenkungsprogrammen hin zu einer echten Kostentransformation und ihrer Verankerung im Management und in der Kultur der Kreditinstitute stehen nach Ansicht des Beratungsunternehmens heute allerdings noch eine Reihe von Hürden im Weg wie beispielsweise soziale Sachzwänge in einzelnen europäischen Ländern, aber auch die hohen Kosten für die Umsetzung europäischer und nationaler Regulierungsvorhaben.

Zahlreiche Filialschließungen erwartet

Die Kostentransformation wird laut Roland Berger auch nicht vor den Filialen halt machen: Zwischen 15.000 und 20.000 Geschäftsstellen könnten europaweit geschlossen werden, so der Bericht.

Ähnliche Prognosen zeigte auch die FICO/Efma-Studie: Von den über 100 befragten Risikomanagern aus mehr als 86 europäischen Kreditinstituten erwarten 90 Prozent eine weitere Konsolidierung im Bankensektor. Für ihre eigenen Institute sahen die befragten Risikomanager aus Deutschland, Österreich und der Schweiz allerdings keine Gefahr.