Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) stellt die Geldinstitute vor einen "akuten Handlungsbedarf". So sieht es jedenfalls die Boston Consulting Group (BCG) in der Studie "Facing new realities in global banking". Die Studie dreht sich um die Auswirkungen des Regelwerks Basel III.
Die vor kurzem von der EBA eingeführten Kapitalanforderungen "ziehen einen Großteil des Kapitalbedarfs durch Basel III vor", schreibt die BCG. Bereits bis Ende Juni 2012 müssen Banken die neue Zielquote von neun Prozent Kernkapitalquote erreichen und einen Kapitalpuffer gegenüber europäischen Staatsanleihen aufbauen.
Hier seien nicht nur IT und Chief Risk Officer gefragt, so die Berater. Banken müssten ihr Risiko-Management "als integralen Teil der Geschäftssteuerung betrachten". Die BCG plädiert für "einen ganzheitlichen Ansatz".
Gerold Grasshoff, einer der Autoren der Studie, erklärt: "Die Wertschaffung der Banken wurde seit Einsetzen der Krise vor allem durch ansteigende Risikokosten gebremst." Die Risk-Income-Ratio - die Summe aus Kapitalkosten und Risikovorsorge im Verhältnis zu den Erträgen - liege derzeit bei 54 Prozent. Das ist doppelt so hoch wie vor der Finanzmarktkrise, so Grasshoff.
Stichwort Finanzmarktkrise: Carsten Casper vom Analystenhaus Gartner möchte das Thema Regularien differenziert verstanden wissen. Er sagte auf dem Höhepunkt der Krise im Herbst 2008 gebenüber cio.de: "Entscheidend ist, wie das Instrument Compliance angewendet wird. Denn es gibt tragfähige IT-gestützte Risk-Management-Modelle, auch solche, die diese Krise hätten abwenden können. Wenn aber diese Systeme nicht mit den nötigen Daten gefüttert werden oder die Auswertungen übergangen werden, nützen sie nichts."
Compliance wird zu Lasten der Marge gehen
Der Marktforscher IDC sieht Europas Banken ohnehin vor einem harten Schnitt. Etwa 3.500 Geldinstitute gebe es derzeit in Europa - zu viele. Die Analysten kritisieren, die Banken steckten zu viel Geld in sinnlose IT-Spielchen. Etats für Compliance sind dabei explizit ausgenommen. IDC geht davon aus, dass Banken in diesem Bereich "noch einiges erwartet". Das werde zu Lasten der Marge gehen.