Verbraucher-Umfrage

Bankkunden misstrauen Beratungsprotokoll

10.10.2011 von Christiane Pütter
Lediglich einer von fünf Bankkunden hält das Beratungsprotokoll für eine sinnvolle Maßnahme zum Anlegerschutz. Das geht aus einer Umfrage des Verbraucherportals Monero hervor. Verbraucherschützer appellieren, die Protokolle zu vereinheitlichen.
Nur 19 Prozent der Bankkunden halten das Beratungsprotokoll für eine Anlegerschutz-Maßnahme.
Foto: Monero.de

Schlechte Nachricht von Seiten der Verbraucher: Das seit 2010 bei Anlagegesprächen vorgeschriebene Beratungsprotokoll kommt bei den meisten Bankkunden schlecht weg. So lautet zumindest das Fazit einer Umfrage, die das Verbraucherportal Monero.de durchgeführt hat. 800 Nutzer haben sich daran beteiligt.

Dabei erklärt eine Mehrheit von 56 Prozent, die Protokolle seien "nicht verständlich". Und die Banken wollten "den Schwarzen Peter doch nur an den Verbraucher weitergeben". Jeder Vierte behauptet, ihm sei "noch nie" bei einem Anlegergespräch in der Bank ein Beratungsprotokoll vorgelegt worden.

Nur eine Minderheit von 19 Prozent kann dem Papier Positives abgewinnen. Man habe ein solches Protokoll selbst schon unterschrieben, es trage zum Anlegerschutz bei.

Der Chef des Verbraucherportals, Gerd Bielenberg, kommentiert, die Banken hätten offenbar wenig bis nichts für die Akzeptanz und den Nutzen des Beratunsprotokolls getan. Unterstützung bekommt er dabei von Annabel Ölmann, Finanzexpertin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Sie sagt: "Wir sehen großen Handlungsbedarf, vor allem müssten die Beratungsprotokolle vereinheitlicht werden".

Bei manchen Banken sei das Dokument drei Seiten lang, bei anderen nur eine, so Ölmann weiter. Manche Institute setzten auf Kreuzchen, andere auf Fließtext - damit sei der Verbraucher überfordert.

Die Ergebnisse der Umfrage sind vor allem deswegen so enttäuschend, weil sich viele Bankkunden vor rund einem Jahr noch deutlich positiver geäußert hatten. In einer Studie des Marktforschers TNS Emnid vom Juni 2010 gestanden rund zwei Drittel der Verbraucher dem Protokoll damals zu, es sei hilfreich.

Verbraucherportal rät, nicht zu unterschreiben

Das Verbraucherportal Monero geht nun so weit, Bankkunden von der Unterschrift abzuraten. Bielenberg weist explizit darauf hin, dass nur der Berater zur Unterschrift verpflichtet ist.

Die Kritik an den Dokumenten ist nicht neu: Bereits Mitte vorigen Jahres hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), Bonn, den Banken Mängel bei den Protokollen vorgeworfen. Karl-Burkhard Caspari, Exekutivdirektor Wertpapieraufsicht bei der BaFin, sagte: "Wir kritisieren vor allem, dass die vom Kunden geäußerten wesentlichen Anliegen nicht immer in der vom Gesetzgeber vorgesehenen Weise dokumentiert werden". In diesen Fällen sei der Inhalt der Beratung "nicht ausreichend transparent".