Standard für das E-Government

Baukasten für Rathäuser

07.10.2002 von Johannes Klostermeier
Bislang hat jede Behörde ihr eigenes Software-Süppchen gekocht. Damit soll jetzt Schluss sein - dank Saga, dem Standardisierungshandbuch des Bundesinnenministeriums.

Bis zum Jahr 2005 will die Bundesregierung mehr als 350 Dienstleistungen der Bundesverwaltung online zur Verfügung stellen. "Damit nicht alles auseinander läuft, gibt es jetzt Saga", erklärt Martin Schallbruch, ITDirektor des Bundesinnenministeriums. Seit Anfang des Jahres im neu geschaffenen Amt, ist er einem seiner ersten Ziele damit näher gekommen: Vereinheitlichung der diversen IT-Standards, Verfahren, Methoden und auch Produkte in den zahlreichen Bundesbehörden.

Saga, so erklärt sich die Abkürzung, definiert "Standards und Architekturen für E-Government-Anwendungen". Künftig sollen Druckvorlagen überall im EPS- und Audiodateien im MP3-Format ausgetauscht werden, Online-Formatvorlagen in der Extensible Stylesheet Language (XSL) geschrieben sein sowie der vom World Wide Web Consortium empfohlenen Spezifikation für Cascading Style Sheets (CSS) folgen. E-Mail-Protokolle werden dann den Standards SMTP/MIME entsprechen. Für die Anwendungsentwicklung hat man sich auf die Java-2-Plattform Enterprise Edition (J2EE) festgelegt.

An den IT-Baukasten, der zwischen "obligatorisch", "empfohlen" und "unter Beobachtung" unterscheidet, sollen sich alle IT-Spezialisten der Bundesbehörden halten, vor allem die so genannten E-GovernmentTeams, Führungskräfte aus den Bereichen Organisation und Informationstechnik in der Verwaltung.

Damit das Projekt "Bund Online 2005" ein Erfolg wird, müssen alle Anwendungen lückenlos miteinander kommunizieren, die Bedienelemente für die Benutzer einheitlich sein. "Wir brauchen Interoperabilität, einen gemeinsamen Nenner im E-Government", sagt Staatssekretärin Brigitte Zypries. Schallbruch bestätigt: "In der Vergangenheit hat jede Behörde auf ihre Eigenständigkeit gepocht und ihre eigenen IT-Standards entwickelt."

Erste Version zur Diskussion freigegeben

Seit der Ernennung Schallbruchs gibt es nun jemanden, der die Richtung festlegt. "Wir versuchen, enger zu koordinieren", sagt der IT-Direktor. Wer sich in Zukunft nicht an die Vorgaben hält, dessen Projekte bekommen keine Fördermittel mehr. Ähnlich wie früher das Verhältnis zwischen den Bundesbehörden, stellt sich die Beziehung von Bund, Ländern und Kommunen dar: unverbindlich. Schuld ist der im Grundgesetz verankerte Föderalismus. "Wir hoffen aber, dass sich auch Städte und Gemeinden an unseren Vorschlägen orientieren", so Schallbruch.

In Stein gemeißelt ist der 77-seitige Vorschlag, der unter www.bund.de/saga zu finden ist, aber noch nicht; es soll und kann darüber diskutiert werden. "Wir haben für die erste Fassung bewusst die Versionsangabe 0.9 gewählt", sagt Schallbruch. Der erste Entwurf solle "kontinuierlich verbessert werden". Berater von Unternehmen wie IBM, Microsoft oder SAP und Fachleute aus Bundes-, Länder-, und Kommunalverwaltungen sitzen deshalb seit April immer wieder beieinander.

In einem Forum kann jedermann mitreden. "Wir bekommen viel positives Feedback", berichtet Schallbruch. "Auch ein Bürgermeister hat schon angerufen."