Green-IT ist seit einiger Zeit ein Hype-Thema in der IT-Branche. Die Marketing-Botschaft lautet: CIOs, die alte und energiefressende Arbeitsstationen und Server durch energieeffiziente Geräte ersetzen, können hohe Kosteneinsparungen in der IT erzielen.
Neue Server, geringe TCO
Dieser These ist die Studie Total Cost of Ownership (TCO) und Green-IT: Energieeffizienz und Kostenoptimierung in der IT der Fachhochschule Kufstein und des Instituts für Zukunftsenergiesysteme in Saarbrücken nachgegangen. Ihr Kernergebnis: Ökonomisch betrachtet, sparen CIOs durch die Anschaffung neuer und energieeffizienter Desktop-PCs, Speichermedien oder Server nur selten Kosten ein.
Die komplette Neuanschaffung vorhandener Infrastruktur rechnet sich im Schnitt erst nach drei Jahren und sieben Monaten. Danach schlägt sich die Energie-Effizienz auch in geringeren IT-Betriebskosten nieder. Dagegen zahlt sich ein Upgrade der vorhandenen Hardware meist aus. Im Vergleich zu einer Neuanschaffung geben Unternehmen dafür 40 bis 50 Prozent weniger Geld aus.
Kostendifferenz zwischen Neukauf und Upgrade zu hoch
Für Einzelunternehmen errechneten die Forscher bei der Neuanschaffung von Arbeitsstationen, Servern und anderen IT-Geräten eine TCO von insgesamt 7.845 Euro. Die Aufrüstung kostet nur 3.700 Euro und ist damit um 4.145 Euro billiger.
Auch kleine und mittelständische Firmen sowie Großunternehmen, die ihre alte Hardware durch neue ersetzen, zahlen im Vergleich mit einer Aufrüstung drauf. Bei Kleinunternehmen beträgt die Kostendifferenz rund 17.290 Euro aus, bei Mittelständlern 8.569 Euro.
Bei großen Konzernen beläuft sich diese auf fast acht Millionen Euro. Die Berechnungen erfolgten auf Basis von „Modell-Unternehmen“. Für kleine Firmen wurden zehn Arbeitsstationen und ein Server veranschlagt, bei mittleren Firmen waren es 50 Stationen und zwei Server und bei Großunternehmen 10.000 Arbeitsstationen und 160 Server.
Neue Hardware alle drei Jahre
Die Forscher betrachteten die TCO über einen Zeitraum von neun Jahren zu je drei Anschaffungszyklen von drei Jahren. Hintergrund ist, dass in Deutschland, Österreich und der Schweiz – bis auf einige Ausnahmen – Hardware drei Jahre beim Finanzamt abgeschrieben wird.
Methodisch orientiert sich die Berechnung der Total Cost of Ownership am Modell des US-Marktforschers Gartner, der zwischen direkten und indirekten Kosten unterscheidet. Direkte Kosten fallen für die Anschaffung von Hardware sowie deren Installation und die Integration in das Firmennetzwerk an. In die Berechnung fließen auch Kosten für Entsorgung bzw. die Einnahmen sowie der Aufwand bei einem Weiterverkauf ein.
Indirekte Kosten fallen in Form von Informationsrecherche, Schulungen sowie externe Beratung an. Hinzu kommen die eigentlichen Betriebskosten durch Stromverbrauch sowie in Form von Produktionsausfällen.
Green-IT nur mit neuen Geräten
Im Unterschied zur rein ökonomischen Betrachtung, rechnet sich die Neuanschaffung von Hardware unter ökologischen Gesichtspunkten in jedem Fall. So wirke sich beispielsweise die Neuanschaffung eines Computers nur in den ersten sieben Monaten negativ auf die Umwelt aus, etwa im Hinblick auf die CO2-Belastung. Danach sind die Vorteile energieeffizienter Geräte deutlich spürbar. Umgekehrt verhält es sich bei Upgrades für alte Geräte. Hier ist der positive Umwelteffekt schon nach vier Monaten wieder verpufft.
Rechenzentren wiederum können durch den Einsatz energieeffizienter Server bis zu 42 Prozent ihres Stromverbrauchs einsparen und damit auch die CO2-Emissionen deutlich verringern. Ähnliche Effekte lassen sich durch die Virtualisierung vorhandener Server erzielen. Zugleich erzielen Firmen damit auch Kosteneinsparungen zwischen 20 und 70 Prozent. Diese sind umso höher, je größer ein Unternehmen ist und je mehr Server es einsetzt.
Die Qual der Wahl
Laut Studie lassen sich ökonomische und ökologische Ziele jedoch nicht immer in Einklang bringen. Ist die Neuanschaffung von Hardware aus ökologischer Sicht sinnvoll, ist bei ökonomischer Betrachtung die Aufrüstung oft der bessere Weg.
Die Untersuchung kann sich auch zu keiner eindeutigen Empfehlung durchringen. „Die Wahl der geeigneten Variante hängt vom Unternehmen ab“, heißt es im Vorwort es lapidar.