Mobile Apps gelten als Wundermittel für effizientere Prozesse und Vorteile gegenüber den Wettbewerbern. Glaubt man allerdings einer Studie des US-Marktforschers Aberdeen, sind Strategie und Planung in Sachen mobile Anwendungen eher Mangelware. Das legt zumindest der Report "Enterprise B2E Mobile App Strategies" nahe, der auf Daten von rund 570 Unternehmen basiert.
Die Erwartungen in Zahlen: Knapp jeder zweite Befragte (47 Prozent) führt mobile Apps ein, weil diese betriebliche Abläufe effizienter machen sollen. Fast ebenso viele (44 Prozent) sehen die Anwendungen außerdem als Möglichkeit, sich von den Wettbewerbern abzuheben. Weitere 40 Prozent wollen Entscheidungen beschleunigen. Gut jeder Dritte (34 Prozent) erklärt, die Belegschaft verlange danach.
Stichwort Belegschaft: Ein Studienteilnehmer berichtete den Analysten, die Angestellten in seiner Firma nutzten mobile Anwendungen nach Lust und Laune, ohne jede Absprache mit der IT-Abteilung. Das sei erst nach und nach ans Tageslicht gekommen und habe zu "extremer Frustration" geführt. Die IT-Abteilung habe sich anhören müssen, sie sei unfähig, schnell genug auf dieses Phänomen zu reagieren.
Bei der Analyse der Studienteilnehmer folgt Aberdeen stets demselben Schema. Die Studienteilnehmer werden drei verschiedenen Kategorien zugewiesen: Die besonders Erfolgreichen dürfen sich "Best in Class" (Bic) nennen. Sie stellen 20 Prozent des Feldes. Die mit den schlechtesten Ergebnissen gelten als "Laggard" (deutsch: Trödler). Sie machen 30 Prozent aus. Der Rest bildet das Mittelfeld ("Average").
In diesem Report heißt das Folgendes: Die Bics können in 90 Prozent der Fälle innerhalb einer vereinbarten Zeitspanne auf Informationen zugreifen. Den Laggards gelingt das nur in 56 Prozent der Fälle (Durchschnitt: 77 Prozent). Außerdem geben die Musterschüler an, durch mobile Apps binnen Jahresfrist Entscheidungen um 72 Prozent beschleunigt zu haben (Trödler: null Prozent, Durchschnitt: 21 Prozent).
Die besonders erfolgreichen Firmen nehmen für sich in Anspruch, betriebliche Abläufe innerhalb eines Jahres um 42 Prozent beschleunigt zu haben. Die Nachzügler nennen hier eine Verbesserung von zwei Prozent und die Durchschnittsfirmen sprechen von 16 Prozent.
Trotz der Ergebnisse der "Best in Class"-Teilnehmer listet die Aberdeen-Studie viele Defizite auf. So schützen selbst unter den Bics lediglich 27 Prozent ihre mobilen Geräte durch Anti-Viren-Software. Unter den Durchschnittsfirmen ist es mit 17 Prozent noch nicht einmal jeder Fünfte und bei den Trödlern sogar nur gut jeder Zehnte (elf Prozent).
Mobile IT stiefkindlich behandelt
Nur 37 Prozent der Bics haben für ihre Handhelds und die mobilen Anwendungen ein zentrales Management eingeführt (Laggards: 16 Prozent). Ob der mobile Zugriff auch funktioniert, testet bloß jeder zweite Bic (49 Prozent, Laggards: 19 Prozent).
Mobile IT scheint ohnehin ein wenig stiefkindlich behandelt zu werden: Ledglich 41 Prozent der Vorzeigefirmen geben an, die IT habe für das Entwickeln mobiler Software Standards aufgesetzt (Nachzügler: 18 Prozent).
Diese Zahlen stehen im Widerspruch zu den guten Absichten. Immerhin erklären 55 Prozent der Bics (Laggards: 31 Prozent), sie hätten für den mobilen Zugriff auf Daten und Netzwerk eine Policy definiert. Weiter geben 49 Prozent an (Laggards: 24 Prozent), es gäbe bei ihnen eine Policy für den dienstlichen Umgang mit mobiler Software.
Die "Smart-Device"-Revolution
Aberdeen spricht von einer "Smart-Device"-Revolution. IT-Entscheider sollten diese mitgestalten statt ihr hinterher zu laufen. Das heißt für die Analysten zunächst einmal, dass die IT Kontrolle über mobile Geräte und Anwendungen bekommen muss. Außerdem soll sie sicherstellen, dass Helpdesk und Support die Anwender unterstützen kann, statt die Menschen einfach machen zu lassen. Wer sich für mobile Apps entscheidet, so die Studienautoren, sollte dann auch einen App Store einrichten.