Die Untersuchung zeigt, dass bei der Radio-Frequency-Identification (RFID)-Technik von einem Durchbruch noch lange nicht gesprochen werden kann. Die breite Masse der Betriebe steht dem Thema abwartend gegenüber: Nur fünf Prozent der Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern haben für die nächsten zwei Jahre ein konkretes Projekt in Planung. 79 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie den Begriff überhaupt nicht kennen würden.
Gleichzeitig haben vor allem Firmen aus den Branchen Handel, Warenlogistik und Industrie schon ausgiebige Erfahrungen mit Geschäftsmodellen und Technologien gemacht. Firmen wie Metro, Ford oder Procter & Gamble sind das Thema RFID frühzeitig und strategisch angegangen. Andere Branchen, die der Technik sehr interessiert gegenüberstehen, sind die Bereiche Transportlogistik, Health-Care, Banken und andere Industriezweige.
Große Unternehmen als RFID-Pioniere
Zurzeit sind es vor allem große Unternehmen, die Funketiketten erproben oder sogar schon einsetzen. Bei kleineren Betrieben stellten die Analysten sehr viel geringere Planungsgrade fest. Möglicherweise müssen sie sich als Zulieferer aber bald an die RFID-Strategien ihrer Abnehmer anpassen. Ob kleine und mittelständische Firmen auch eigene Strategien zum Einsatz der Funketiketten entwickeln werden, ist nach Einschätzung des Techconsult-Beraters Frank Schmeiler derzeit nicht abzusehen.
Die Erfahrungen der Betriebe, die bereits mit der Technik arbeiten, zeigen: Ob ein RFID-Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann, hängt vor allem davon ab, ob Möglichkeiten der IT und Anforderungen der Geschäftsprozesse aufeinander abgestimmt wurden. Gerade hier gibt es in vielen Unternehmen Probleme, weil der Ruf nach der neuen Technik vor allem aus den Fachabteilungen kommt - CIOs bleiben zu oft außen vor. Resultierende Mängel in der Methodenkompetenz wirken als ein Hemmnis für RFID-Projekte.
Erfolgsfaktoren für RFID-Projekte
"Die IT-Verantwortlichen werden vorläufig nicht als erste Ansprechpartner beziehungsweise Profiteure einer RFID-Implementierung identifiziert", sagt Analyst Schmeiler. "Dennoch müssen sich die IT-Leiter frühzeitig als Partner der Fachabteilungen und als interner Berater der Unternehmensführung positionieren."
Sie müssen auch entscheiden, ob ihr Betrieb überhaupt im Stande ist, RFID erfolgreich einzusetzen: "Das Potenzial der RFID-Technologie kann nur in Unternehmen optimal ausgeschöpft werden, in denen der dreiteilige Regelkreis der RFID-Erfolgsfaktoren einen hohen Erfüllungsgrad vorfindet", sagt Lünendonk-Geschäftsführer Hartmut Lüerßen.
Diese Erfolgsfaktoren sind:
• IT-Reife des Unternehmens: Voraussetzung für ein erfolgreiches RFID-Projekt ist eine hoch integrierte IT-Landschaft. Gegebenenfalls sollte die Einführung der RFID-Technik zurückgestellt werden.
• Grad der IT-Implementierung in die Unternehmensprozesse: Gerade in Branchen, in denen Waren- und Transportlogistik eine wichtige Rolle spielen, hat die Leistungsfähigkeit der Supply-Chain-Management-Lösung entscheidende Bedeutung.
• Fähigkeit, das Unternehmenswissen zu nutzen: Hier eignen sich besonders Data-Warehouse-Lösungen. Anbieter der RFID-Technik werden nach Einschätzung der Analysten deshalb in Zukunft mit solchen aus den Bereichen Data Warehouse und Business Intelligence kooperieren. Gemeinsam bieten sie entscheidende Vorteile für die erfolgreiche Einführung von RFID.
CIO als Moderator und Organisator
Prinzipiell gilt: Je stärker die IT- und Prozessintegration vorangetrieben wird, desto größer sind die Skaleneffekte beim Einsatz von RFID. Entsprechend komplex ist deshalb auch der Prozess der Kaufentscheidung. Wegen der strategischen Bedeutung der Technik für das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk können sehr viele Interessengruppen mit unterschiedlichen Motivationen involviert sein. Hier fällt dem CIO als Moderator und Organisator eine entscheidende Aufgabe zu.
Als geeignete Kommunikationsmittel empfehlen die Berater Roadmaps und umfassende Prozessabbildungen. In mehrdimensionalen Prozessen werden Lasten- und Pflichtenhefte entwickelt sowie Lieferanten und Dienstleister benannt. Die IT-Verantwortlichen müssen also IT- und Geschäftsprozesse analysieren und gleichzeitig die strukturellen Rahmenbedingungen schaffen. Und sie sollten realistische Erwartungen an ein solches Projekt kommunizieren: sowohl was ein ideales Ergebnis als auch die Geschwindigkeit der Umsetzung angeht.
Für ihre gemeinsame Anwender-Studie haben Lünendonk und Techconsult branchenübergreifend Interviews mit mehr als 1.000 Unternehmen in Deutschland geführt. Die Hälfte der Gesprächspartner waren IT-Leiter, ein Drittel Geschäftsführer und 20 Prozent arbeiteten als Fachabteilungsleiter. Ergänzt wurden diese Interviews durch Expertengespräche.