Nur Ärzte, die sich weiterbilden, sollen in Zukunft Patienten aus den gesetzlichen Krankenversicherungen behandeln dürfen, heißt es im Eckpunktepapier des Bundesministeriums für Gesundheit. Mit seiner neuen E-Learning-Plattform für Mediziner kommt das Hamburger Unternehmen Eumecom, Tochter des Londoner Pharmakonzerns Glaxo-Smith-Kline, also zur rechten Zeit. Zudem dürfen Ärzte ein Drittel ihrer Fortbildungspunkte interaktiv erwerben - per CD-ROM oder im Internet.
"Medizinische Information wurde bislang eher verwaltet als genutzt", sagt Roland Buhl, Lungenprofessor an der Universitätsklinik Mainz. Auf Zeitschriften etwa müssten viele Mediziner so lange warten, bis auch der letzte Dozent seinen Haken dahinter gemacht habe. Zudem sei immer noch die Frontalausbildung üblich. Anders das Onlinekonzept: "Jeder kann den Zeitpunkt und die Inhalte für eine Fortbildung selbst wählen und diese so oft wiederholen wie nötig", sagt Buhl.
Auf dem im Januar offiziell gestarteten Eumecom-Portal www.medical-web.tv haben sich bislang 500 Mediziner zu den Themen Asthma bronchiale, Epilepsie, Kopfschmerz und Parkinson weitergebildet. Ein zu 70 Prozent richtig ausgefüllter Multiple-Choice-Bogen bei einem multimedialen Fortbildungsmodul reicht für zwei Fortbildungspunkte. Im Angebot sind zudem Schwerpunktsendungen zu einzelnen Indikationen, Filmbeiträge, moderierte Fachgespräche sowie Live-Diskussionen mit Experten. All diese Weiterbildungsmaßnahmen hat die Bundesärztekammer inzwischen zertifiziert.
Mehr als 40000 User könnten gleichzeitig auf das Weiterbildungsangebot zugreifen, sagt Manfred Tümmers vom Eumecom-Technikpartner T-Systems. Das Konzept: Server - so genannte Playout Operation Center (POC) - stehen in zehn deutschen Städten sowie in Athen, Lissabon, London, Mailand, Paris und Stockholm. Sie sind in das Telekom Broadcasting Network eingebunden, ein Netzwerk, das gestreamte Videoinhalte verteilt. Die POC verfügen über Audio- und Video-Server, ISDN-Einwahltechnik und Schutzsysteme wie Firewalls, die das Einspielen der Videos ins Internet steuern.
Das größte Hindernis für E-Fortbildungen bislang: die mangelhafte technische Ausstattung vieler Mediziner. Nach einer Studie des Branchenverbands Bitkom verfügt nicht einmal jeder zweite Arzt in Deutschland über einen PC mit Internetanschluss. Außerdem kann nur derjenige das Angebot optimal nutzen, der darüber hinaus mit einem schnellen DSL-Anschluss arbeitet. Das sind allerdings, so schätzt Tümmers, derzeit gerade einmal 10000 bis 15000 der gut 290000 in Deutschland tätigen Ärzte.