Der neunte „BI Survey“ des Business Application Research Center (BARC) ist raus – unabhängig und umfangreich wie immer. Eine Lehre für die Anwender von Business Intelligence (BI): Sie sollten tunlichst besser darauf aufpassen, welche Lösung zu ihrem Unternehmen passt.
Die Studie zeigt, dass es im BI-Bereich weiterhin merklich Luft nach oben gibt. 42 Prozent der Befragten – die größte Gruppe – erreicht seine eigenen BI-Ziele zu weiten Teilen. 9 Prozent zählen zu den Glücklichen, die ihre Zielmarke sogar übertreffen, bei einem Fünftel klappt alles wie gedacht. Ein weiteres Fünftel ist in Teilen erfolgreich. Der Rest, also ein Zehntel, schrammt an seinen Zielen vorbei, hofft noch auf bessere Zeiten oder hat sich desillusioniert von BI verabschiedet.
Keine befriedigenden Werte angesichts der hohen Bedeutung für die Performance der Unternehmen. In 81 Prozent der Firmen zählt die Abteilung für Finance und Controlling zu den Anwendern, in 60 Prozent das Top-Management. Eine neue Entwicklung ist, dass das standardmäßige Reporting der am meisten verbreitete Anwendungsbereich ist. In 93 Prozent der Unternehmen wird BI dafür eingesetzt. 83 Prozent nutzen Ad-hoc-Abfragen, 57 Prozent Analyse-Tools, 55 Prozent Dashboards, 53 Prozent Anwendungen für Planung und Budgetierung. Für zwei Fünftel soll BI außerdem zur finanziellen Konsolidierung dienen.
Der in die Studie integrierte „Business Benefits Index“ (BBI) mit einer Skala von -6 bis 10 zeigt, dass der geschäftliche Nutzen von BI im Vergleich zu früheren Jahren insgesamt nicht größer geworden ist. Am besten gelingt es, das Reporting schneller und genauer zu machen. Der gewichtete Durchschnittswert von 7,36 sagt aus, dass bei etwa 38 Prozent der Anwender die Verbesserung beim Reporting nachgewiesen und gemessen werden konnte. In ebenso vielen weiteren Unternehmen ist der Nutzen belegt, aber noch nicht quantifiziert. Seit 2007 stellt BARC hier jährlich leichte Fortschritte fest.
Weithin belegbar ist außerdem, dass BI für bessere geschäftliche Entscheidungen sorgt. In gut 16 Prozent der Unternehmen ist dieser Effekt gemessen, in etwa 36 Prozent immerhin nachgewiesen. Bei fast allen Anwendern sind die BI-Vorzüge hier – ebenso wie beim Reporting – zumindest wahrscheinlich, lediglich jeweils 3 bis 4 Prozent scheitern in diesen Bereichen.
Kostensenkung nicht immer realisiert
Durchwachsener sind die Ergebnisse bei der Realisierung finanzieller Vorteile. Sowohl bei der Steigerung des Umsatzes als auch bei der Reduktion von Personal, externen IT-Kosten und Kosten außerhalb des IT-Bereichs stehen auf der Skala lediglich Durchschnittswerte zwischen 2 und knapp über 3 zu Buche. Positive Effekte können hier in der Regel nicht einmal in jedem Zehnten Unternehmen nachgewiesen und gemessen werden.
Mit 14 Prozent ist die Reduzierung der externen IT-Kosten hier die positive Ausnahme – und zugleich das Beispiel, dass BI-Projekte völlig schief laufen können. 6,3 Prozent berichten nämlich, dass ihnen dieser Posten im Vergleich zu früher aus dem Ruder lief.
Alles in allem steht der geschäftliche Nutzen von BI außer Zweifel, aber die Anwender können bei weitem nicht auf allen Ebenen die erwünschten und möglichen Resultate erzielen. BARC geht davon aus, dass das vor allem an einer unzureichenden Auswahl der BI-Produkte liegt. Der Kardinalfehler: Unternehmen verzichten auf eine systematische und vergleichende Prüfung der Angebote auf dem Markt und greifen aus Bequemlichkeit oder Sorge um ihre einheitliche IT-Landschaft zur Software von Anbietern, die bereits im Unternehmen eingesetzt werden.
Die Studie macht die Unterschiede offensichtlich, die zwischen völligem Verzicht auf Evaluierung, der Vorabprüfung lediglich eines Produktes und der Evaluierung mehrerer Lösungen besteht. Von den Unternehmen ohne jegliche Evaluierung erreichen nicht einmal 15 Prozent ihre Ziele in vollem Umfang. Werden verschiedene Lösungen auf Vor- und Nachteile abgeklopft und erfolgt die Entscheidung auf dieser Grundlage, steigt der Anteil auf fast ein Viertel der Anwender. Greift man das Reporting als Beispiel heraus, schnellt der Erfolgfaktor auf der genannten Skala von knapp über 6 (keine Evaluierung) auf exakt 8 (Evaluierung mehrerer Anbieter) hinauf.
BARC stellt ferner fest, dass zum Teil nach den falschen Kriterien ausgewählt wird. Die Studie vergleicht eine Rangliste der von den Anwendern genannten Auswahlaspekte mit einem Ranking nach objektivem Nutzenfaktor. Demnach legen die Anwender das Hauptaugenmerk auf Funktionalitäten und Features der Produkte – und überschätzen diesen Punkt (Platz Sechs in der Empfehlungsliste) deutlich. „Die meisten reifen Lösungen verfügen mit hoher Wahrscheinlichkeit über alle nötigen Features, und kleinere Lücken können geschlossen werden“, merkt BARC an.
Integration und Preis überbewertet
Die Integration mit bereits eingesetzten Lösungen kommt bei den Anwendern auf Platz Drei, idealerweise sollte es lediglich Rang Zwölf sein. Zu sehr achten die Unternehmen auch auf niedrigen Preis: Platz 5 im Vergleich zu Rang Elf.
Das zweitwichtigste Argument für die Anwender – Benutzerfreundlichkeit für die Endanwender – steht mit Rang Vier auch auf der objektiven Empfehlungsliste weit oben. Noch wichtiger wäre es allerdings, auf die Benutzerfreundlichkeit für die mit der Anwendungsentwicklung betrauten IT-Experten zu achten (Rang Drei). BARC empfiehlt, vor allem auf die Performance-Geschwindigkeit und einen Machbarkeitsnachweis Wert zu legen (Plätze Vier und Sechs bei den Anwendern).