CIO: Ganz trivial ist es nicht für Unternehmen zu berechnen, welches neue Lizenzmodell das günstigste ist. Überfordert Microsoft seine Kunden?
Wolfgang Ebermann: Was wir im Mai vergangenen Jahres angekündigt haben, war eigentlich nicht so ungewöhnlich. Denken Sie an die Großrechnerwelt der 80er-Jahre und die Wartungsverträge, die damals angeboten wurden. Unser Lizenzmodell ist in einem solchen Kontext als Bereitstellung von Software im Rahmen eines Wartungsvertrags zu verstehen. Aber ich gebe Ihnen Recht: Die Migration von der alten in die neue Software-Welt ist schwierig. Wir haben deshalb ein Mailing an mehr als eine Million Kunden rausgeschickt und 6000 Handelspartner in Deutschland auf das neue Lizenzmodell trainiert. Wir haben von den 2,1 Millionen kleinen und mittleren Unternehmenskunden, die unsere Software in Deutschland einsetzen, sicher nicht alle erreicht; die größten 200000, die zwischen 5 und 500 Arbeitsplatzlizenzen nutzen, schon. Für die ganz kleinen Kunden ist das Lizenzprogramm uninteressant.
CIO: Mehr Planungssicherheit bei den Kosten - so will Microsoft Kunden die neuen Abrechungsmodelle auf Mietbasis schmackhaft machen. Man wird aber das Gefühl nicht los, dass es bei dieser Initiative eher um die Planbarkeit von Microsofts Umsätzen geht.
Nein, die neuen Lizenzierungsmodelle sind eine logische Konsequenz aus der ".net"-Strategie. Damit hat Microsoft die Entscheidung getroffen, sich bei der Produktentwicklung auf das Internet zu konzentrieren. Wir müssen mit dem Blick auf Web-Services, die sich kontinuierlich weiterentwickeln, wegkommen von der CD als Medium für das Aufspielen von Patches (Fehlerkorrekturen, Anm. d. Red.) und Updates. Wir können mit dem Wartungsmodell den Software-Rollout an ".net" anpassen und laufend Updates bereitstellen.
CIO: Akzeptieren die Kunden das Modell?
Bis jetzt (das Interview fand Ende Mai statt, Anm. d. Red.) haben 50 Prozent der Großkunden die Migration zum neuen Lizenzprogramm realisiert. Wir gehen davon aus, dass sich die Teilnehmerzahl noch erhöht. Ein Drittel derer, die umstellen, sind Konzernkunden, haben sich also für das Enterprise Agreement entschieden. Die kleineren Unternehmenskunden migrieren über Upgrade Advantage in das neue Software-Assurance-Angebot. Doch auch das erste Drittel hat mit der Erneuerung der Konzernverträge die Entscheidung getroffen, in das Wartungsthema zu investieren. Denn innerhalb dieser Vereinbarungen hat man auch die Möglichkeit, alle neuen Versionen und die Services zu realisieren.
Interview: Lars Reppesgaard