Der Medien-, Buch- und Dienstleistungskonzern Bertelsmann erwägt einen Verkauf von Teilen seiner Dienstleistungstochter Arvato. Das zum Verkauf stehende Geschäft macht mit etwa einer Milliarde Euro rund ein Viertel des Arvato-Umsatzes aus. Dabei geht es um das Geschäft mit Kundensystemen in der IT-, Banken-, Versicherungs- und Telekommunikations-Branche, wie das Unternehmen am Mittwoch in Gütersloh mitteilte.
Betroffen von einem Verkauf wäre auch das Geschäft mit Facebook. Für das US-Unternehmen tritt Arvato an mehreren Standorten in Europa als Dienstleister auf und löscht mit eigenen Teams illegale Einträge wie Hass-Postings und Gewaltfotos.
Der Aufsichtsrat habe eine entsprechende Prüfung beschlossen. Als Optionen seien Partnerschaften, aber auch ein kompletter oder Teilverkauf möglich. Ausgenommen von den Überlegungen ist das Geschäft in Frankreich.
"Dieser Geschäftsbereich erfordert in den nächsten Jahren wegen weiterer digitaler Veränderungen erhebliche Investitionen", sagte Vorstandschef Thomas Rabe. Die notwendigen Finanzmittel wolle der Konzern lieber in wachstumsstärkere Bereiche investieren. Der Gewinn bei Arvato CRM sei nicht so groß, dass davon die nötigen Investitionen bezahlt werden könnten, sagte Rabe.
Zu einem möglichen Verkaufspreis konnte Rabe noch keine Angaben machen. "Der Preis wird sich am Markt bilden, da bin ich sportlich", sagte der Vorstandschef nach der Zustimmung durch den Aufsichtsrat.
Rabe hatte im Sommer 2017 erste Umstrukturierungen bei Arvato eingeleitet und den Spanier Fernando Carro an der Spitze abgelöst. Zum Teil übernahm er dessen Aufgaben. Mit einer Entscheidung über die Zukunft des CMS-Geschäfts rechnet Rabe bis Ende des Jahres 2018. "Wenn es schneller geht, umso besser."
Arvato CRM (Customer Relationship Management) beschäftigt - ohne Frankreich - an mehr als 90 Standorten weltweit rund 36.000 Mitarbeiter und bietet Lösungen in mehr als 30 Sprachen an. 2017 erwirtschafte die Gruppe mit diesem Geschäft rund eine Milliarde Euro Umsatz. Zu Arvato zählen noch weitere Bereiche mit Dienstleistungen für Logistik, Finanzen und IT.
Mit 116.000 Mitarbeitern erzielte der Gesamtkonzern 2016 einen Umsatz von 17,0 Milliarden Euro. Die Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor.
Zum Bertelsmann-Konzern zählen neben der Sendergruppe RTL Group die Töchter Penguin Random House (Buchverlag), Gruner + Jahr (Zeitschriften), BMG (Musikrechte), Arvato (Dienstleistungen) und Printing Group (Druckereien) sowie ein Bildungs- und Investment-Bereich. Eigentümer sind Stiftungen, darunter die Bertelsmann-Stiftung. Die Familie Mohn hält die restlichen Anteile von knapp 20 Prozent. (dpa/rs)