Letztlich dreht sich die Storage-Welt immer weniger um das Speichern an sich. Statt dessen gewinnt Information Lifecycle Management, also der Blick auf den Nutzen einer Information über den Lebenzyklus, an Bedeutung.
Immer mehr Daten
Das Datenvolumen wächst nach wie vor in ungeahntem Ausmaß. Tagtäglich fallen in Unternehmen weltweit Terabyte an Daten an. Eine Herausforderung für Speichersystemanbieter, denn Management und Verwaltung der Daten werden zunehmend komplexer. Grund genug für die Hersteller, Techniken wie Virtualisierung und Co. immer stärker zu nutzen.
"Virtualisierung ermöglicht effektive Nutzung der Ressourcen und steigert die Skalierbarkeit und Verwaltbarkeit enorm", erklärt Carl Greiner, Senior Vice President, Infrastructure, Software & IT-Services bei Ovum. Zudem steigere sie die Kostentransparenz, da "Software- von den Hardware-Kosten getrennt werden" können. Dies bestätigen auch Anwender. "Wir konnten einerseits Kosten im laufenden Betrieb einsparen und andererseits unsere Landschaft durch Virtualisierung homogenisieren", erklärt Falko Degenhardt, zuständig für Storage Operations beim Touristikkonzern TUI. Das Unternehmen griff zu Lösungen von Hitachi Data Systems (HDS), um seine vier Storage-Inseln mit elf unterschiedlichen Storagesystemen und 13 verschiedenen SAN-Switches und Direktoren zu vereinheitlichen.
Flexibilität mittels Virtualisierung
"Mit unserer Universal Storage Plattform (USP) haben wir den Wirkungsgrad von Virtualisierungen enorm erweitert, dadurch ermöglichen wir unseren Kunden wirkliche Flexibilität", so Michael Väth, General Manager HDS EMEA. HDS habe erst kürzlich, betont Väth, "das Business Continuity-Portfolio" mit einer Virtual Tape Library-Lösung (VTL) erweitert. Die Technologie hierfür stammt aus einer Kooperation mit Diligent Technologies. "Die integrierte Lösung aus Diligent Software und Hitachi-Speicher emuliert eine oder mehrere Bandbibliotheken, die für Backup-Anwendungen als echte Tape Libraries erscheinen. Ohne etablierte Umgebungen, Prozesse und Regeln ändern zu müssen, können Unternehmen so die Vorteile einer Sicherung auf Festplatte nutzen", erklärt der HDS-Manager. Dadurch würde der Datendurchsatz erheblich gesteigert, das erforderliche Zeitfenster für das Backup reduziert, Speicherkapazitäten besser ausgeschöpft und die Datensicherheit erhöht. "Die VTL-Lösung erzielt deutlich niedrigere Gesamtbetriebskosten (TCO) als konventionelle Bandlösungen. Sie eliminiert Datenredundanz, sorgt für Datenintegrität und verringert den Bedarf an physischer Speicherkapazität um mindestens 25 Prozent", erklärt Väth.
"Wir beobachten, dass VTL zu einem wichtigen Element jeder Backup-Umgebung wird", ergänzt Tony Asaro, Senior Analyst bei der Enterprise Strategy Group. Die VTL-Lösung trage dem schnellen Wachstum strukturierter und unstrukturierter Daten Rechnung und stelle sicher, dass nur Daten gespeichert werden, die nicht bereits im Backup-System existieren.
Platte statt Band beim Backup
"Während für die langfristige Aufbewahrung von Daten heutzutage immer noch mehrheitlich bandbasierte Konzepte eingesetzt werden, wechseln Organisationen für Backup and Recovery-Prozesse zunehmend auf plattenbasierende Lösungen", so Väth. Die besonderen Vorteile würden laut dem Manager "in der höheren Zuverlässigkeit und Systemleistung, kürzeren Backup-Fenstern für Sicherungsprozesse sowie der schnelleren Wiederherstellung (Recovery) von Daten nach einem Ausfall" liegen.
"Bisher verursachte die Migration von Tape auf diskbasierte Lösungen oft Unterbrechungen und kostspielige Ausfallzeiten. Im Gegensatz dazu sorgt die VTL-Technologie von HDS dafür, dass Backup-Anwendungen die virtuellen Tape Libraries für echte Bandbibliotheken halten und der Zugriff auf Laufwerke, Roboter und Cartridges absolut identisch zu einer physischen Tape Library erfolgt, sodass bestehende Prozesse und Regeln erhalten bleiben können", erklärt der Analyst Asaro. Da die Daten aber tatsächlich auf Festplatten liegen würden, könnten Anwender von schnellerer Sicherung und einem beschleunigten Zugriff auf die Daten profitieren.
Virtualisierung so schnell wie möglich
Doch nicht nur HDS beschreitet konsequent den Weg der Virtualisierung. Auch Konkurrent EMC sieht Virtualisierung mittlerweile als Grundlage des IT-Geschäfts an. So hat das Anfang 2004 von EMC übernommene Unternehmen Vmware gemeinsam mit Intel vor wenigen Wochen das Virtualize ASAP-Programm gestartet. ASAP steht für As Soon As Possible: Das Programm zielt darauf ab, den Einsatz von Applikationen in virtuellen Umgebungen auf Basis von Vmware Infrastructure und Hardware mit Intel Xeon-Prozessoren zu beschleunigen. Zudem wurde die Zusammenarbeit von Intel und Vmware gestärkt, um die Unterstützung der Virtualisierung durch Intel-Plattformen weiter zu optimieren.
Virtualize ASAP bringt Kunden Vorteile, indem es Software-Anbieter in die Lage versetzt, Richtlinien und Verfahren für den optimierten Einsatz von Applikationen auf Vmware Infrastructure und Intel-basierenden Server-Plattformen zu entwickeln. Durch die Einbeziehung führender Software-Anbieter wollen die Gründerunternehmen Leistungssteigerung, die Einbeziehung von Rückmeldungen aus dem Markt in den Entwicklungsprozess und die technische Optimierung der Vmware-Virtualisierungs-Software auf Intel-Prozessoren vorantreiben.
Pool technischer Ressourcen
Und Vmware President Diane Greene ergänzt: "Virtualize ASAP bietet einer großen Gruppe von ISV-Partnern einen Pool technischer Ressourcen, für die beschleunigte Erstellung von Best Practices und Referenzkonfigurationen für Vmware Infrastructure auf Servern, die Intels Xeon-Doppelkernprozessoren einsetzen. Das wird sich als sehr hilfreich für Kunden erweisen, sowohl bei der Planung als auch beim laufenden Einsatz ihrer virtuellen Infrastruktur. Das Programm wird auch für die kontinuierliche technische Zusammenarbeit zur Optimierung von Vmware Infrastructure auf Intel-Architekturen wertvollen Input liefern."
HP stärkt indes seine Software für Speicherressourcen. Die durch die Übernahme von AppIQ ins HP-Portfolio gelangte Storage Resource Management-Software (SRM) Storage Essentials liegt nun in der Version 5.1 vor. Der Hersteller legte dabei besonderen Wert auf eine bessere Integration mit hauseigenen Produkten, etwa dem Backup Manager. Das Programm soll auch den HP-eigenen Highend-Speicher XP und die festplattenlose Version davon - Storage Virtualization System 200 - unterstützen. Der XP-Speicher ist eine OEM-Version von Hitachis Tagmastore-System. Die Storage Essentials nutzen bisher außer HP auch Sun, Hitachi und Engenio. Jetzt hat sich auch die Bull-Gruppe dazu entschlossen, das Programm als OEM-Version unter dem Namen Storageway Maestro Management anzubieten.
Highspeed Backup
Overland Storage wiederum stellt mit Version 3.0 von REO Protection OS eine Betriebs-Software vor, die ein erheblich schnelleres Backup bei den Geräten der REO-Serie des Herstellers ermöglichen soll.
Dem Anbieter zufolge haben Tests mit der REO 9000 gezeigt, dass die neue Software gegenüber der vorherigen Version die Backup-Geschwindigkeit um bis zu 60 Prozent erhöht. REO Protection OS optimiere einerseits das Schreiben von großen Datenmengen auf Festplatten und beschleunige andererseits auch das Lesen von Daten. Overland Storage stattet seine REO-Produkte standardmäßig mit der REO Protection OS Software aus, die unter anderem Virtualisierungsfunktionen wie Dynamic Virtual Tape beinhaltet.
Sicherheit im Speicherbereich
EMC hingegen plant eine native Verschlüsselung auf Storage-Systemen. Über die hierzu erforderliche Technik, die sich EMC mit der Übernahme von RSA Security ins Haus geholt hat, könnten Storage-Systeme als Public Key Infrastructure-Devices (PKI) fungieren. Dabei sollen sich die CPU-Zyklen der Arrays nutzen lassen, um den Prozess der Ver- und Entschlüsselung zu beschleunigen. Mit der Markteinführung entsprechender Produkte ist nach Angaben von Rob Sadowski, Senior Marketing Manager bei EMC, in zwölf bis 18 Monaten zu rechnen. "Wir untersuchen derzeit noch, wie die Verschlüsselung am besten in unsere Disk-Arrays zu integrieren ist", so der Marketier. Ob das Midrange-System Clariion oder das Highend-Array Symmetrix als Plattform für die künftige Verschlüsselungs-Engine eingesetzt wird, sei noch nicht entschieden.
Native Datenverschlüsselung im Speichersystem würde es Anwendern erlauben, eine komplette Datenbank oder große Datenmengen mit Hilfe von Standard Management-Tools zu verschlüsseln, ohne sich mit einer neuen Plattform vertraut machen oder eine separate Appliance einsetzen zu müssen, erläutert Sadowski die Vorteile des Konzepts. Da die Chiffrierung mit Hilfe der Rechenleistung des Array-Controllers erfolge, ließe sich zudem die Netz- und Server-Belastung reduzieren.
Sun visiert das Lowend an
Sun Microsystems geht derweil in den Lowend-Bereich und präsentierte die Massenspeicher der Thumper-Serie. Die bezüglich ihrer Speicherkapazität eher kleinen Geräte sollen vergleichsweise preisgünstig sein.
Jonathan Schwartz, Suns Vorstandsvorsitzender seit einigen Wochen, hatte sich in seinem Blog bereits über die NAS-Speicher geäußert und einige Informationen zu ihnen veröffentlicht. Darin beschrieb Schwartz die Systeme als Sunfire-Server, die unter der aktuellen Betriebssystemvariante von Sun, Solaris 10, laufen. Das bedeutet unter anderem, dass die Thumper-Boxen auch das Dateisystem Zettabyte File System (ZFS) und dessen 128 Bit-Struktur unterstützen.
IBM kündigte seinerseits an, Software für das Speicher-Management im Umfang von rund einer Million Codezeilen an die Open Source-Initiative Aperi zu übertragen. Die Gründung dieses Gremiums hatte der Konzern im vergangenen Jahr selbst initiiert. Auch die Aperi-Mitglieder Fujitsu und Mcdata (vor kurzem von Brocade übernommen) wollen Software Open Source stellen.
Die wichtigste herstellerunabhängige Handelsvereinigung im Speichermarkt, die Storage Networking Industry Association (SNIA), hat die Ankündigung begrüßt und Aperi ihre volle Unterstützung zugesagt. Man erwarte, dass das Open Source-Gremium zu einer schnellen Verbreitung des SNIA-Standards SMI-S beitragen werde.
Gegenlager Gang of Five
IBM-Wettbewerber hatten diesen Vorstoß wohl erwartet und kurz zuvor vorsorglich ein Gegenlager ins Leben gerufen, die so genannte Gang of Five. Sie besteht aus EMC, HP, Symantec, Hitachi Data Systems und Sun Microsystems - letzterer Anbieter hatte sich erst kürzlich entschieden, der Aperi-Gruppe den Rücken zuzukehren und mit den Wettbewerbern zu paktieren. Zur Aperi-Initiative gehören neben IBM unter anderem Network Appliances, Mcdata, Fujitsu, LSI Logic, Brocade Communications Systems, CA und Cisco. Obwohl sich beide Lager zum Speicher Management-Standard SMI-S von der SNIA bekennen und jeweils gewisse Mengen an Sourcecode offen legen wollen, gibt es Unterschiede. Die Gang of Five, die einen weitaus größeren Marktanteil hält als die rivalisierende Gruppe, bekennt sich bislang nicht zu einer Open Source-Strategie. Sie will aber größere Mengen Software in nicht genau beschriebener Weise als Shared Storage Management Code offen legen. Das Quintett nimmt für sich in Anspruch, tiefer in der SNIA verwurzelt und an deren Standards orientiert zu sein als die Aperi-Organisation, die letztendlich außerhalb der SNIA gegründet worden sei.
Dem Trend hin zum Information Lifecyle Management (ILM) trägt HP - neben in diesem Segment gefestigten Konkurrenten wie EMC - indes Rechnung. Der Hersteller will beim ILM eine Führungsrolle übernehmen. Weitere Firmenzukäufe sind deshalb nicht ausgeschlossen.
HP will in diesem Segment weiter investieren und zwar in Software, genauer gesagt in Programme und/oder Firmen, die einen Beitrag zur Datenverwaltung leisten können. Nach Meinung von Francesco Serafini, Chef von Hewlett-Packard EMEA, wird das Unternehmen das Software-Geschäft ausbauen, das rund 1,3 Milliarden US-Dollar in die Kassen spült. "Ein Bereich, den wir mögen, ist das Information Lifecycle Management, denn er ergänzt sehr gut unser Portfolio. Wir wollen in diesem Bereich eine ähnliche Führungsrolle übernehmen, wie wir sie beim Identity Management innehaben."
Dafür hat sich HP durch die Übernahme von Outerbay Technologies im Februar dieses Jahres und App-IQ Ende 2005 bereits mit Speicherprogrammen verstärkt. Outerbay liefert Lösungen für die Datenbankarchivierung. Im Prinzip geht es darum, die aktiven Datenbanken zu optimieren: Daten, auf die wenig zugegriffen wird, sollen auf kostengünstigere Speicher ausgelagert und so der Zugriff auf den aktiven Datenbestand verbessert werden. App-IQ hat sich auf die Entwicklung von Programmen zum Verwalten von Speicherressourcen (SRM) spezialisiert. Diese Lösung sieht HP als zentrales Verwaltungsprogramm für virtualisierte Speicherumgebungen. Das Programm soll an das hauseigene System Management-Tool Openview angepasst und auch die alte Plattform Tru 64, Bandarchive, Nearline- und iSCSI-Speicher einbinden.