Viele Berufseinsteiger ruhen sich nicht im neuen Job aus, sondern wollen sich von Anfang an weiterentwickeln. 43 Prozent der 25- bis 35-Jährigen sind Weiterbildungsangebote sehr wichtig. Für 60 Prozent wären sie sogar ausschlaggebend bei der Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber, lauten zentrale Ergebnisse einer Umfrage der Deutschen Universität für Weiterbildung unter rund 1.000 Erwerbstätigen.
Doch das Interesse an Weiterbildung ist nicht über alle Altersgruppen hinweg gleich groß. Unter den über 35-Jährigen hält nur noch ein knappes Drittel der Umfrageteilnehmer Weiterbildungsangebote für sehr wichtig. Auch das Interesse an Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten nimmt mit dem Alter ab. 37 Prozent der 25- bis 35-Jährigen finden dieses Thema "sehr wichtig", unter den 56- bis 65-Jährigen sind es nur noch 17 Prozent.
Psychologe: Arbeitgeber müssen auch Ältere weiterbilden
Doch beim Thema Weiterbildung dürfen Arbeitgeber nicht nur an die junge Generation denken. Dass ältere Arbeitnehmer seltener Weiterbildungen absolvieren als Jüngere, muss sich vor allem im Hinblick auf die alternde Gesellschaft ändern. "Viele investieren nicht genug in die älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie profitieren weniger von Weiterbildungsangeboten als die jüngeren Kollegen", zitiert die Deutsche Universität für Weiterbildung etwa den Psychologen und Personalberater Professor Hugo M. Kehr. Aber auch Wissen veralte. Deshalb sei es wichtig, dass die Berufserfahrenen ihre Kompetenzen erweitern, so Kehr.
Die DUW-Studie zeigt auch, dass Arbeitgeber mit Weiterbildungsangeboten beim Recruiting punkten können. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) würde bei einem neuen Arbeitgeber gezielt auf das Weiterbildungsangebot achten. 19 Prozent der befragten Angestellten sind mit den Weiterbildungsmöglichkeiten in ihrem aktuellen Job unzufrieden.
"Weiche Faktoren wie Arbeitsklima, Führungskultur und Weiterbildungsmöglichkeiten werden am Arbeitsplatz immer wichtiger", so DUW-Präsidentin Professorin Ada Pellert. Arbeitgeber, die diesen veränderten Bedürfnissen der Mitarbeiter nicht nachkämen, könnten sie auch nicht mehr nachhaltig motivieren. Wer keine Weiterbildungen anbietet, riskiert also unmotivierte Mitarbeiter, die sich vielleicht sogar auf die Suche nach einem neuen Job begeben.
Wie groß unter Beschäftigten in Deutschland das Interesse an Weiterbildung ist, zeigt auch eine Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Demnach verbrachte 2010 jeder Angestellte insgesamt 29 Stunden in Schulungen oder ließ sich bei der Arbeit weiterbilden. Drei Jahre zuvor waren es nur 22 Stunden.
Weiterbildung auch in der Freizeit
Zehn Stunden, ein Drittel der in Seminaren und Workshops verbrachten Zeit, lagen laut IW-Studie außerhalb des Arbeitspensums der Beschäftigten. Damit hat sich die Stundenzahl, die in der Freizeit für die Weiterbildung verwendet wird, im Vergleich zu 2007 mehr als verdoppelt. Berücksichtigt man bei der Rechnung auch das informelle Lernen, etwa durch das Lesen von Fachartikeln, bildete sich ein Beschäftigter im Jahr 2010 mehr als eine Arbeitswoche lang weiter.
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat im Auftrag der Deutschen Universität für Weiterbildung für die "DUW-Studie zur Mitarbeitermotivation: Motivieren, Binden, Weiterbilden" 1.002 Erwerbstätige im Alter von 25 bis 65 Jahren befragt. Für die Weiterbildungserhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft wurden 2.254 Unternehmen befragt.