Als die ersten Bewertungsportale im Internet auftauchten, fürchteten viele Ärzte um ihren guten Ruf. Sie hatten Angst, dass diese öffentlichen Foren vor allem dazu dienen könnten, sie zu diskreditieren. Doch dem ist nicht so: Patienten geben ihren Medizinern vorwiegend positive Noten.
Das hat die unabhängige Stiftung Gesundheit, die sich der Transparenz im Gesundheitswesen verschrieben hat, bei der Analyse der Bewertungen in ihrem Empfehlungspool ermittelt. In diesem Pool teilen viele Krankenversicherer und Gesundheitsportale die Urteile ihrer User miteinander. Etwa 80 Prozent der Bewertungen fallen positiv aus. Auf die Frage: "Würden Sie die Praxis weiterempfehlen?" antwortet diese Gruppe durchgehend mit den Schulnoten "Eins" und "Zwei".
Patieten geben sich bei Bewertungen Mühe
Die Stiftung hat auch ausgewertet, von wem die Noten eigentlich stammen. Das Ergebnis: Diese Gruppe verfügt über die Eigenschaften "positiv eingestellt", "weiblich" und "gesetzlich versichert." Privatversicherte machen einen Anteil von 20 Prozent aus, was über dem Durchschnitt in der Gesamtbevölkerung liegt. Hier ist man wohl schon deshalb noch positiver gestimmt, weil man ja eine exklusive Vorzugsbehandlung genießt.
Die Untersuchung hat auch ergeben, dass sich die User Mühe geben: "75,9 Prozent machen von der Möglichkeit Gebrauch, ihre Bewertungen im Freitext zu kommentieren." Sie begnügen sich also nicht bloß mit den vorgegebenen Bewertungskategorien nach dem Schulnoten- oder Sternchen-Muster, sondern wollen explizit ihre persönliche Meinung kundtun.
Besondere Aufmerksamkeit verdient ein weiteres Ergebnis: "Viele Ärzte nutzen die Portale mittlerweile für ihr Marketing und machen zufriedene Patienten darauf aufmerksam." Die Idee dahinter: Viele Patienten werden sich nicht lange sträuben und flugs ein positives Urteil auf einem Portal hinterlegen, wenn sie Herr oder Frau Doktor freundlich darum bitten.
Ärzte konterkarieren Ziel von Bewertungsportalen
Mit solchen Gefälligkeitspraktiken unterläuft ein Teil der "Götter in Weiß" eindeutig die Intention der Portale: Von echten, unabhängigen Bewertungen kann in diesen Fällen nicht mehr die Rede sein. Dies trifft im Übrigen schon dann zu, wenn viele Patienten von sich aus überzogene positive Urteile abgeben – ganz ohne Druck oder Zwang. Aber vielleicht doch sehr naiv, weil man dadurch selbst den Zweck solcher Portale zerstört.
Der Beratungspool der Stiftung Gesundheit kann als breite Informationsquelle dienen. Er hat, wie man bei der Stiftung stolz berichtet, sogar in einem Vergleichstest der ARD-Sendung "Ratgeber Internet" besser abgeschnitten als andere Dienste. Das Portal ist demnach "aktuell, informativ und userfreundlich". Die Arzt-Auskunft der Stiftung sei übersichtlich und biete viele nützliche Informationen – etwa zu verfügbaren Parkplätzen, den Sprech-und Wartezeiten. Positiv sei auch das aktuelle Verzeichnis. Andere getestete Portale führten dem gegenüber auch Ärzte, die bereits in Ruhestand oder verstorben seien.