Wer dieser Tage als Anbieter von Business-Intelligence-Software (BI) Mitarbeiter entlassen oder Kurzarbeit einführen will, dürfte es mit der Argumentation schwer haben. Schließlich geht es BI-Firmen bestens. Das behaupten zumindest die Teilnehmer des BI-Trenddossiers 2009, das der Management-Berater Lünendonk aus Kaufbeuren jetzt vorgelegt hat.
Demnach rechnen die befragten BI-Hersteller für das laufende Jahr mit Umsatzsteigerungen von mehr als 15 Prozent. Für den Zeitraum bis 2014 erwarten sie ein Wachstum von knapp 18 Prozent. Nach Aussagen von Lünendonk gaben einzelne Unternehmen sogar an, 2009 seien Umsatzsprünge von 50 Prozent möglich.
Dabei scheinen sämtliche Studienteilnehmer zu glauben, ihr Unternehmen sei die große Ausnahme. Auf die Frage, wie sich der BI-Gesamtmarkt entwickeln wird, nennen die Anbieter nämlich "nur" Wachstumsraten von knapp sechs Prozent für 2009 und gut acht Prozent für die Jahre bis 2014.
Die Befragten sehen sich als Gewinner der Krise. 90 Prozent geben an, das steigende Interesse an BI-Lösungen sei eine Folge des Banken-Crashs.
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Anbieter gehen davon aus, dass sich ihre Kunden von BI-Projekten vor allem Aufbau, Weiterentwicklung und Pflege homogener IT-Infrastrukturen erwarten. Ziel ist, aus sämtlichen internen und externen Daten Kennzahlen, Prognosen und Simulationen zu erstellen. Dementsprechend gelten heterogene IT-Landschaften als größte Herausforderungen für BI-Unternehmen.
Laut Aussagen der Befragten setzt sich bei ihren Kunden mehr und mehr die Einsicht durch, dass IT und Fachbereiche eng zusammenarbeiten müssen. Dazu Studienleiter Mario Zillmann: "Bereits vor der Auswahl- und Entscheidungsphase für eine BI-Lösung sollten die Anforderungen der Fachbereiche mit den technologischen Möglichkeiten der IT abgeglichen werden, um nicht erfüllte Erwartungen nach dem Produktkauf zu verhindern."
Fachbereiche rücken ins Blickfeld, IT rückt heraus
Für die Hersteller heißt das: Ihre Zielgruppe verschiebt sich. Sie erwarten eine stärkere Mitsprache der Fachbereiche und glauben, dass die Bedeutung der IT als Kundenzielgruppe abnimmt. Diese Einschätzung teilen insbesondere die Top Ten-Firmen. Auf einer Skala von -2 ("überhaupt nicht wahrscheinlich") bis +2 ("sehr wahrscheinlich") geben sie dieser These den Wert 1,8. Die Antworten aller Befragten zusammen ergeben den Wert 1,1.
Dabei haben BI-Anbieter vor allem die Fachbereiche Controlling/Rechnungswesen, Vertrieb und Marketing im Blick. So erreicht die These "Der Einsatz von BI als Steuerungsinstrument in Marketing/Vertrieb nimmt in den nächsten zwei Jahren deutlich zu" auf der Wahrscheinlichkeitsskala den Wert 1,3. Die Top Ten-Unternehmen vergeben sogar eine 1,6.
Der Management-Berater Lünendonk aus Kaufbeuren hat für das Trenddossier 2009 "Der Markt für Business-Intelligence-Standard-Software in Deutschland" mit 29 BI-Unternehmen gesprochen.