"Das klassische Karrieremodell in den Beratungen ist am Ende seines Lebenszyklus angelangt." So fasst Marcel Ramin Derakhchan von LAB Executive Search seine Studie "Big Data und Co - Fluch oder Segen für die Berater?" zusammen. Rund 270 Consultants aus Management- und IT-Beratungen haben daran teilgenommen.
Die Frage nach Fluch oder Segen wollen die Studienteilnehmer positiv sehen. 91 Prozent sprechen von der "Chance", die sie sehen, nicht einmal jeder Zehnte sieht ein "Risiko". Doch Derakhchan berichtet davon, was er "zwischen den Zeilen" vernimmt. Er beobachtet "große Kraftanstrengungen" rund um Big Data. Berater müssten sich verändern.
Analytics-Tools machen Berater überflüssig
Diese Veränderungen beziehen sich sowohl auf Hard Skills wie auf Soft Skills. Die Studienteilnehmer, die offen von Risiken sprechen, nennen etwa die fehlende IT-Expertise von Beratern. Wer hier nicht aufhole, werde "wettbewerbsunfähig". Business-Entscheidungen würden zunehmend auf Basis automatisierter Datenanalysen gefällt.
Schnelle automatisierte Datenanalysen setzen Consultants unter Zeitdruck. Mancher denkt sogar, Handlungsempfehlungen durch Data-Analytics-Software mache Berater teilweise überflüssig. Dazu einer der Studienteilnehmer: "Es gilt, die Balance zu finden zwischen 'Korrelation schlägt Kausalität' und gesundem Menschenverstand."
Gute Aussichten für Quereinsteiger als Berater
Eine weitere Befürchtung: Für Beratungsunternehmen wird es schwerer, qualifizierten Nachwuchs zu bekommen. Wer aber keine "Thought Leadership in Analytics" aufweise, falle zurück. Deshalb haben erfahrene Quereinsteiger derzeit gute Aussichten.
Das heißt umgekehrt: Berater, die Big Data beherrschen, gewinnen bei der strategischen Bewertung der Datenanalyse-Ergebnisse an Bedeutung und können noch komplexere Dienstleistungen als bisher anbieten. Das erwarten jedenfalls die, die in der jetzigen Entwicklung Chancen sehen. Jeder dritte Befragte erklärt, Berater hätten mit ihrem Erfahrungsschatz dann doch mehr zu bieten als automatisierte Datenanalysen.
Wichtiger werdende Aufgaben für Berater
Ein weiteres Ergebnis der Studie bezieht sich auf die künftige Rolle der Consultants. Mehr als sieben von zehn Befragten (72 Prozent) sagen: "Die Rolle des Beraters als Coach auf Entscheiderebene wird zunehmend wichtiger." 50 Prozent sehen sich zusätzlich in der Funktion eines Navigators gefragt.
Mehr als vier von zehn (43 Prozent) drücken das Ganze so aus, dass der Berater als "Vertrauens- und Bezugsperson in Veränderungsprozessen" wichtiger wird. Ein Studienteilnehmer gab zu Protokoll, er beobachte in vielen Unternehmen, dass Führungskräfte immer entscheidungsunfähiger würden.
These: Nur die Großen überleben
Ein weiterer Studienteilnehmer glaubt, dass kleine Beraterfirmen und Nischenanbieter aus dem Markt gedrängt werden. Denn Consultants müssten die gesamte Tiefe des Beratungsspektrums abdecken können, von strategischer Positionierung und Transformation bis hoch zu komplexen Datenanalysen. "Das können nur Beratungen mit einer ausreichenden Größe bewältigen", sagt der Studienteilnehmer.
Derakhchan kommentiert: "Neben Methodenwissen und C-Level-Tauglichkeit ist ausgeprägtes Branchen-Know-how sowie ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz notwendig."