"Da ist noch immer ein enormes Unwissen in der Gesellschaft, viele Menschen wissen gar nicht, was heutzutage alles in Sachen Daten und Targeting möglich ist", sagte der Gründer der "Online Marketing Rockstars", Philipp Westermeyer, zum Auftakt der Veranstaltung am Donnerstag in Hamburg. "Viele reden jetzt über den Datenmissbrauch bei Facebook und zugleich tragen sie ein Telefon in der Tasche, das jede einzelne Bewegung aufzeichnet."
Cambridge Analytica war illegal an Informationen von bis zu 50 Millionen Facebook-Nutzern gekommen - ohne deren Wissen. Die Affäre hat auch ins Licht gerückt, wie Big-Data-Firmen mit passgenauen Botschaften potenzielle Wähler ansprechen. So soll Cambridge Analytica womöglich Donald Trump zum Sieg bei der US-Präsidentenwahl verholfen haben. Die Methode, Daten zu analysieren und Profile zu erstellen, um etwa gezielt Werbung zu verschicken, ist auch im Online-Marketing verbreitet.
Targeting in der Kritik
"Ob Cambridge Analytica die US-Wahl tatsächlich beeinflusst hat, vermag ich nicht zu beurteilen. Wenn ja, wäre das natürlich dramatisch", so Westermeyer. "Aber rein technologisch ist ihre Methode nicht wirklich überraschend. Es ist bekannt, was für Targeting-Möglichkeiten es gibt. Die Leute von Cambridge Analytica sind schon sehr fortschrittlich, aber sie können nichts, was nicht andere auch können. Sie haben kein Zaubermittel."
Die Tech-Entwicklungen seien rasant vorangegangen. Veränderungen könnten am Anfang unkontrollierbar und anfällig für Missbrauch sein. "Das ist so eine Art Goldrausch und da kommen auch Leute, die das schnelle Geld wollen und keine moralische Verantwortung haben."
Laut Westermeyer werden Big Data und Microtargeting immer normaler. "Wir werden sehen, dass diese Dinge zum Alltag gehören, aber sie müssen innerhalb eines gesetzlichen Rahmens passieren." Derzeit sei die EU ja dabei, über die Datenschutzgrundverordnung und E-Privacy entsprechende Rahmenbedingungen zu setzen.
Der 39-Jährige rief die "Online Marketing Rockstars" 2011 ins Leben. Zur diesjährigen Ausgabe in den Hamburger Messehallen werden 40.000 Besucher und Hunderte Speaker erwartet. 2017 hatte der inzwischen suspendierte Cambridge-Analytica-Chef Alexander Nix einen Vortrag gehalten. (dpa/rs)