286,2 Millionen US-Dollar investieren Bildungseinrichtungen derzeit jährlich in Open Source Software (OSS). In vier Jahren sollen es 489,9 Millionen sein. Viele Akteure auf dem Bildungsmarkt versprechen sich davon offenbar Vorteile gegenüber proprietärer Software, so die Analysten von Datamonitor. Unter den Mitarbeitern in Bildungseinrichtungen ist demnach die Unzufriedenheit mit den derzeitigen IT-Anwendungen weit verbreitet. Mit OSS, so hofft man, lässt sich mehr Kontrolle über Software-Lösungen gewinnen.
Bei Open Source Software liegt der Quelltext eines Programms offen und kann von jedem verändert werden. Unternehmen können so zum Beispiel Teile eines Programms verändern, die sie in der ursprünglichen Form als ungeeignet für die eigenen Bedürfnisse ansehen.
Gerade Unternehmen aus dem Bildungssektor sehen sich beim Einsatz von Computer-Programmen offenbar immer stärker gegängelt und eingeschränkt, wie die Untersuchung nahelegt. Höhere Bildungseinrichtungen haben häufig das Gefühl, ihnen würden Upgrades aufgezwungen, die sie nicht benötigen. Außerdem sind viele der Ansicht, verfügbare proprietäre Software-Lösungen böten ihnen nicht die Möglichkeit, bestmöglich zwischen Standorten zu kommunizieren.
OSS bietet nach Ansicht von Datamonitor tatsächlich die Möglichkeit, den Informationsaustausch innerhalb von Bildungseinrichtungen zu verbessern und zum Beispiel Systeme zum Lern-Management zu betreiben. Allerdings warnen die Analysten auch vor den Risiken. Vorschnell solle man sich nicht für Open Source entscheiden.
Wer mit quelloffenen Programmen arbeiten will, muss Datamonitor zufolge eine gewissenhafte Pflege der eingesetzten Lösungen sicherstellen. Häufig dürfte es an erfahrenen Mitarbeitern dafür fehlen. Die Marktbeobachter mahnen, dass es zum Beispiel nicht einfach sei, Open Source-Programme upzugraden. Zwar gebe es häufig Communities, in denen Probleme einer bestimmten OSS diskutiert werden. Auf eine Telefon-Hotline, die verbindliche Ratschläge zur Behebung von Fehlern gibt, können OSS-Anwender indes nicht hoffen.
Außerdem warnen die Analysten davor, sich von Open Source-Projekten Einsparungen zu erwarten. Diese erhofften sich viele fälschlicherweise, sie könnten aber in den seltensten Fällen erzielt werden.
Australier sehr OSS-affin
Trotz dieser Vorbehalte, die Anwender nach Ansicht von Datamonitor gegenüber OSS haben sollten, bezeichnen die Marktbeobachter den Bildungssektor als besonders zugänglich für derartige Lösungen. Am weitesten verbreitet sind sie derzeit offenbar in Australien. Neun von zehn Bildungsinstitutionen gaben an, mindestens eine Open Source-Lösung in Betrieb zu haben. In Frankreich arbeiten knapp 60 Prozent mit OSS, etwas mehr als in Indien. Quelloffene Programme setzt zudem knapp die Hälfte der britischen Bildungseinrichtungen ein, während es in den USA nur gut 40 Prozent sind.
Große Auswirkungen auf den IT-Einsatz auf dem Bildungsmarkt könnte laut Datamonitor mittelfristig das Projekt "One Laptop per Child" (OLPC) haben. Unter diesem Namen entwickelt ein gemeinnütziges Unternehmen einen Laptop, der nur 100 Dollar kosten und vor allem Kindern in Entwicklungsländern als Lernhilfe dienen soll. Indes haben auch Einrichtungen aus Industrieländern bereits Interesse an dem Billig-Computer bekundet. So sollen im US-Bundesstaat Alabama 15.000 der Rechner für Schüler der ersten bis achten Klasse gekauft werden. Derartige Vorhaben könnten laut Datamonitor kommerzielle Anbieter unter Druck setzen. Datamonitor betont allerdings, dass sich der Erfolg von OLPC noch nicht beurteilen lasse.
Die Prognose hat Datamonitor unter dem Titel "Unlikely bedfellows - open source initiatives and commerical vendors in the education market" veröffentlicht.