Es war eine mutige und nach Einschätzung von Marktbeobachtern und der Fachpresse die richtige Entscheidung, dass der strauchelnde Blackberry-Konzern mit dem Priv auf Googles weit verbreitetes Android-Betriebssystem umsattelt. Wie es um die Zukunft von Blackberry OS 10 steht, lässt das Unternehmen noch offen. Frühestens im nächsten Jahr soll dazu eine Entscheidung gefällt werden. Obwohl viele Fans damit rechnen, dass Blackberry das Smartphone-Betriebssystem nach den kommenden kleinen Updates nicht weiter entwickeln wird, scheint anderes dagegen zu sprechen: Android wird offenbar von treuen Blackberry-Kunden nicht angenommen.
Das geht zumindest aus einem aktuellen Bericht von CNet hervor. Das Magazin will von einem nicht namentlich benannten, hochrangigen Manager von AT&T erfahren haben, dass das Priv "wirklich Probleme" hat und der US-Netzbetreiber mehr verkaufte Einheiten zurücknehmen muss als erwartet. Obwohl AT&T und auch Blackberry hofften, mit dem Priv mit der physischen Tastatur vor allem Android-Nutzer abzuholen, soll ein Großteil der Käufer aus dem Blackberry-Lager stammen. Und die sind mit dem Wechsel von Blackberry OS hin zur Google-Plattform offenbar alles andere als zufrieden und für den Großteil der zurückgegebenen Smartphones verantwortlich.
Ein anderer Grund für den insgesamt eher schleppenden Absatz sieht der AT&T-Vertreter im Umstand, dass Blackberry das Slider-Smartphone im Highend-Segment angesiedelt hat und zum Preis eines aktuellen iPhone auf den Markt kam. In der Preisklasse von rund 700 US-Dollar, in der ohnehin Apple und Samsung dominieren, sieht er kein nennenswertes Wachstum mehr.
Weit entfernt von 5 Millionen verkauften Smartphones
Das Problem hat auch Blackberry mittlerweile erkannt und erklärt, dass das nächste Smartphone - wieder mit dem Android-Betriebssystem - zu einem niedrigeren Preis angeboten werde. Das für den Spätsommer erwartete Gerät soll unter 400 Euro kosten. Von dessen Absatz dürfte dann auch die Zukunft der Smartphone-Sparte bei Blackberry abhängen. Im Oktober endet die selbst auferlegte Schonfrist für das Hardware-Geschäft von Blackberry.
In seinem Quartalsbericht Anfang April hatte Blackberry verlauten lassen, dass im Dreimonatszeitraum bis Ende Februar 600.000 Einheiten des Priv verkauft wurden, im Quartal des Verkaufsstarts waren es rund 700.000 Exemplare. Wie hoch die Rücklaufquote am Ende tatsächlich ist und wie viele Geräte von den offiziellen Zahlen abgezogen werden müssen, bleibt ein Geheimnis. Von den fünf Millionen Smartphones, die Blackberry nach eigener Aussage verkaufen müsste, um Gewinn zu erwirtschaften, sind aber auch diese Zahlen weit entfernt.