CIO.de: Herr Albers, wie sieht der Arbeitsplatz der Zukunft aus?
Markus Albers: Die Experten und Manager, mit denen ich geredet habe, sprechen alle von einer Flexibilisierung des Arbeitsplatzes auf den zwei Ebenen Ort und Zeit. Wir werden Herren unserer Zeit und bestimmen, an welchem Ort wir unsere Arbeit erledigen. Das Unternehmen IBM etwa praktiziert das schon seit vielen Jahren. Manager geben ihren Mitarbeitern lediglich Ziele vor. Auf welchem Weg diese die Ziele erreichen, spielt keine Rolle. Ich nenne diese Entwicklung in meinem Buch "Easy Economy".
CIO.de: Wofür steht das "easy"? Für lässig?
Markus Albers: Nein. Es soll ausdrücken, dass wir es uns im Moment oft zu schwer machen. Wir befinden uns längst in einer Wissensgesellschaft. Da ist es sehr altmodisch, Arbeit an Präsenz zu messen. Anwesenheit ist eine Einheit, die vieles verschleiert. Bei der US-Firma Best Buy zählt nur noch Produktivität. Die Angestellten können kommen und gehen, wann sie möchten. Faulenzer können sich bei einem solchen Modell viel schlechter verstecken als früher.
CIO.de: Wovon profitieren Unternehmen noch?
Markus Albers: Die Produktivität der Mitarbeiter geht nach oben. Paradoxerweise ist das Büro nämlich der schlechteste Ort für Konzentration. Die Leute sind motivierter und kündigen seltener. Auch das Recruiting profitiert von der flexiblen Arbeitsweise: Viele High Potentials wünschen sich von ihrem zukünftigen Arbeitgeber Work Life Balance.
CIO.de: Wenn die Mitarbeiter nicht mehr in ihren Büros arbeiten, stehen die doch leer.
Markus Albers: Auch das nutzt den Firmen. IBM hat schon über 45 Prozent der Bürofläche und Energiekosten im zweistelligen Millionenbereich gespart.
Viele Unternehmen machen noch nicht mit
CIO.de: Ist der Trend zur flexiblen Arbeit also längst da?
Markus Albers: Es gibt Unternehmen wie IBM und Best Buy, die bereits sehr weit sind. Ein anderes ambitioniertes Beispiel ist die Deutsche Bank: Dort werden bald nur 40 Prozent der Arbeitnehmer als "Resident People" täglich ins Büro kommen. Die Übrigen werden als "Mobile People" und "Super Mobile People" auch von unterwegs arbeiten. Aber man muss auch ganz klar sagen: Die meisten Firmen in Deutschland machen bei der flexiblen Arbeit noch nicht mit.
CIO.de: Manche führen auch Modelle ein, um dann wieder zurückzurudern. Hewlett Packard hat zum Beispiel in den USA schon 2006 die Telearbeit für seine IT-Mitarbeiter wieder abgeschafft. Warum?
Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern vertrauen
Markus Albers: Vermutlich waren die technischen Entwicklungen einfach noch nicht so weit. Man muss sich vor Augen halten, dass es die nötige Technik für flexible Arbeitsmodelle - zum Beispiel DSL-Flatrates und internetfähige Handys - noch gar nicht so lange gibt. Und, dass sie erst seit kurzem bezahlbar ist. Auch menschlich stehen wir am Anfang einer Entwicklung. Die Unternehmen müssen ihren Mitarbeitern das nötige Vertrauen entgegen bringen. Und die Angestellten müssen sich darauf einstellen, dass die Trennung zwischen Beruflichem und Privatem verschwimmt.
CIO.de: Warum sollten Arbeitnehmer sich denn dann auf ein solches Modell einlassen?
Markus Albers: Weil sie enorm davon profitieren. Sie verbringen nicht länger einen Großteil ihrer wachen Zeit im Büro. Flexibles Arbeiten entstresst. Man muss nicht frei nehmen, wenn die Handwerker kommen oder kann im Ausgleich für eine durchgearbeitete Nacht am nächsten Morgen ausschlafen. Die Flexiblen arbeiten auch effizienter und erledigen häufig Büroarbeit von neun Stunden in fünf.
Büro auf dem USB-Stick
CIO.de: Wo führt diese Entwicklung hin?
Markus Albers: Die Arbeit wird zunehmend in unser Privatleben einsickern. Da wird es dann wichtig, auch mal Grenzen zu ziehen und zum Beispiel das Handy auszuschalten. Auch technisch kommen weitere Entwicklungen auf die Arbeitswelt zu. Die Telekom etwa hat ein Büro auf einem USB-Stick entwickelt. Damit ist man noch mobiler und hat von überall Zugriff auf die Arbeitsumgebung der Firma.
"Morgen komm ich später rein" von Markus Albers, Campus Verlag, 220 Seiten, 18,90 Euro, im Internet: www.morgenkommichspaeterrein.de