Das Konzept einer Service-orientierte Architektur (SOA) spaltet Analysten bisher in zwei Lager. Entweder wird SOA für tot erklärt, wie Anfang des Jahres von Burton-Group-Analystin Anne Thomas Manes, oder für quicklebendig. Diese Auffassung wird beispielsweise von IDC-Analyst Rüdiger Spies sowie dem IT-Berater Wolfgang Martin vertreten.
Randy Heffner, Analyst beim US-Marktforscher Forrester, beschreitet in einer aktuellen Untersuchung mit dem Titel "SOA Is Far From Dead - But It Should Be Buried" einen dritten Weg. SOA ist demnach keineswegs tot wie eine Befragung von IT-Entscheidern in Europa und Nordamerika ergab. Bis Ende 2009 wollen drei Viertel eine SOA umgesetzt haben und 60 Prozent ihre vorhandenen Service-orientierten Architekturen weiter ausbauen und intensiver nutzen.
Doch das SOA-Konzept ist lediglich Teil einer umfassenden Vision für Software-Architekturen. Diese muss künftig auch Technologien wie Business Process Management (BPM), ereignisorientierte Verarbeitung (Event Processing) und Web 2.0 mit einschließen.
Irrtümer verantwortlich für schlechten Ruf
Nach Ansicht des Analysten leiden Service-orientierte Architekturen zudem fälschlicherweise unter einem "schlechten Ruf". Dazu haben unter anderem irreführende Auffassungen - zu teuer, zu komplex, zu schwerfällig - sowie fehlgeleitete IT-Strategien beigetragen.
Die häufigsten Irrtümer sind: Die Beschäftigung mit SOA findet nur aus Technologie-Sicht statt, die sich an einzelnen Software-Objekten und -Komponenten orientiert. Auch der Aspekt Wiederverwendung wird überschätzt. Zudem wird SOA als Bibliothek für Services betrachtet und nicht als Portfolio von Services. Ein weiterer Fehler ist, in Service-basierten Architekturen eine fertige Lösung für bisherige IT-Probleme zu sehen anstatt einen Lösungsansatz.
Um diese Irrtümer und Fehler zu vermeiden, ist eine korrekte Sicht auf SOA notwendig. Eine Service-basierte Architektur müsse als Business-Design-Konzept verstanden werden, bei dem Geschäfts- und Technologie-Aspekte gleichzeitig betrachtet werden. Durch ein kohärentes Management des vorhandenen Service-Portfolios kann die Wiederverwendung einzelner Service- und Software-Bausteine verbessert werden. Darüber hinaus sollten sich Firmen mittels strategischer und taktischer Investitionen einer SOA annähern.