Probleme mit Conti-Bremsen

BMW-CEO senkt die Prognose für 2024

10.09.2024
Der Autobauer BMW kappt wegen Problemen mit Bremsen vom Zulieferer Continental und wegen schwacher Geschäfte in China überraschend seinen Ausblick.
BMW-CEO Oliver Zipse senkt die Auslieferungsziele für 2024.
Foto: BMW AG

In der Autosparte sind wohl über 1,5 Millionen Autos von technischen Maßnahmen betroffen, davon annähernd 150.000 in Deutschland. Zudem kann BMW viele Autos derzeit wegen der problematischen Teile nicht ausliefern. Die Rückrufe kosten den Konzern aus München im dritten Quartal wohl einen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag, außerdem fallen die Verkäufe niedriger aus als gedacht. Konzernchef Oliver Zipse kappte am Dienstag sowohl den Ergebnisausblick als auch Auslieferungsziele und die Erwartung an den freien Finanzmittelfluss. Die Aktie verlor deutlich und zog andere Branchenwerte im ohnehin von Sorgen getrübten Umfeld mit nach unten.

Das im Dax notierte BMW-Stammpapier schloss mit 68,98 Euro und damit gut 11 Prozent im Minus. Damit weitete der Kurs sein Minus im laufenden Jahr auf fast 33 Prozent aus. Auch andere Automobilwerte rauschten nach unten, vor allem die Aktie von Zulieferer Continental sackte ebenfalls deutlich um fast 11 Prozent auf 52,60 Euro ab.

Bremssystem MK C2

BMW nannte zwar keine konkreten Namen, Conti meldete sich allerdings selbst zu Wort. Die Hannoveraner bildeten den Angaben zufolge eine Rückstellung im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, die aus ihrer Sicht den Gewährleistungsfall abdecken sollte. Es geht demzufolge um das integrierte Bremssystem MK C2, das teilweise ausgetauscht wird. Die Funktionsweise eines elektronischen Bauteils sei möglicherweise beeinträchtigt, hieß es vom Zulieferer. In Einzelfällen greife dann die eingebaute Rückfallebene - es könne also immer gebremst werden. Conti geht davon aus, dass nur ein geringer Anteil der ausgelieferten Systeme tatsächlich getauscht werden muss.

In den vergangenen Monaten hatten Medienberichte bereits auf BMWs Probleme mit Conti-Bremssystemen hingewiesen, infolge derer die Bayern einen Abrufstopp von Conti-Teilen verfügt haben sollen.

In diesem Jahr dürfte die Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern im Autogeschäft nur noch zwischen sechs und sieben Prozent landen, teilte BMW zuvor mit. Bisher standen acht bis zehn Prozent im Plan. Grund seien die Kosten für Rückrufe sowie die Auslieferungssperre für viele Autos, aber auch das schwache Geschäft in China. Im wichtigsten Einzelmarkt hat BMW wie auch andere Anbieter von teuren Autos derzeit Probleme, weil die reiche Kundschaft angesichts der trüben wirtschaftlichen Lage stärker aufs Geld achtet.

Statt eines leichten Anstiegs der Pkw-Auslieferungen in diesem Jahr geht BMW jetzt von einem leichten Rückgang aus. Gegenüber dem Vorjahreswert von 2,55 Millionen Autos heißt das nun ein Minus von einem bis 5 Prozent. Das Vorsteuerergebnis im Konzern dürfte gegenüber dem Vorjahr "deutlich" statt nur "leicht" sinken - sprich um mindestens zehn Prozent.

Auswirkungen auf BMW-Dividende?

Den freien Finanzmittelzufluss aus dem Automobilgeschäft schätzt BMW mit gut vier Milliarden Euro rund zwei Milliarden Euro niedriger als bisher. Analysten und Investoren achten genau auf diese Kennzahl, weil sie Aufschluss gibt über die aktuelle Finanzkraft und damit auch über mögliche Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe. Der deutliche Schritt dürfte vor allem auf die Auslieferungssperre zurückgehen. Das Unternehmen nannte keine genaue Zahl der davon betroffenen Autos, in Unternehmenskreisen war jedoch die Rede von um die 100.000 Pkw.

Die Gewinnwarnung kommt zu einer denkbar ungünstigen Zeit, die Branche ist derzeit von trüben Aussichten belastet. Das Geschäft in China läuft für die deutschen Autokonzerne nicht mehr so rund wie zu Glanzzeiten. In Europa bricht den Anbietern die Nachfrage für Elektroautos weg, in die sie viel investiert haben und die sie für die Einhaltung von CO2-Klimazielen benötigen. Auch insgesamt schwächelt die Konjunktur, die in den vergangenen Jahren hohen Verkaufspreise drohen zu bröckeln.

Der deutsche Branchenprimus VW kündigte in der vergangenen Woche an, die vereinbarte Beschäftigungssicherung mit den Arbeitnehmern aufkündigen zu wollen. Werke im Heimatmarkt stehen auf der Kippe, es drohen betriebsbedingte Entlassungen. Continental, einer der größten Zulieferer im Land, tut sich seit Jahren schwer, Geld zu verdienen und seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung finanzieren zu können. Die Hannoveraner wollen nicht nur kräftig sparen und Tausende Stellen streichen, sondern ihre Autozuliefersparte per Spin-Off an der Börse gleich ganz loswerden. Rivale ZF baut ebenfalls im großen Stil Jobs ab, auch Branchenprimus Bosch spart. (dpa/rs)