Autohersteller kämpfen in der Oberklasse mit einer wachsenden Zahl von Modellen gegeneinander. Neben der klassischen Limousine sind längst Kombi, Cabrio, Gelände- und Kleinwagen sowie Coupés in kleinen, mittleren und größeren Varianten zu haben. Auf zwei Rädern war bisher aber nur BMW unterwegs. Als einziger der großen drei Nobelhersteller fertigen die Münchner Motorräder - und das sogar schon ein halbes Jahrzehnt länger als Autos bei den Bayerischen Motoren Werken vom Band rollen. Auf der IAA in Frankfurt präsentiert BMW den ersten Elektroscooter. Die Münchner sprechen mit der Maschine vor allem Stau geplagte Käufer in Großstädten an. Einen Preis für den Elektroroller nannte der bayerische Autokonzern noch nicht. Auch zu einem möglochen Produktionsstart gibt es bisher keine Informationen.
Beim Erzrivalen Audi hatte es in den 70er Jahren einen kurzen Anlauf für ein eigenes Motorrad gegeben, doch er wurde gestoppt, noch bevor die Entwicklung so richtig starten konnte. Im vergangenen Jahr wagte Audi den Sprung in das schwierige Motorradgeschäft. Die Volkswagen-Tochter kaufte die italienische Zweiradschmiede Ducati. Die traditionsreiche Marke baut teure Sportmotorräder und hat eine treue Fan-Gemeinde. "Damit passt Ducati hervorragend zu Audi", sagte Konzernchef Rupert Stadler bei der Verkündung der Übernahme 2012.
Das sehen nicht alle so. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer glaubt nicht, dass der Kauf Audi oder VW hilft. "Das ist nur ein weiteres Thema, um das sich der Konzern kümmern muss." Der Einstieg ins Zweiradgeschäft mache VW noch komplizierter und bringe wenig. Ducati sei eher "eine Spielzeugeisenbahn" für VW-Patriarch Ferdinand Piëch, sagt Dudenhöffer - und spielt darauf an, dass der Kauf von Ducati just einen Tag nach Piëchs 75. Geburtstag verkündet wurde. Aber Piëchs Traum ist ein Konzern, der vom Zweirad bis Lkw alles bietet.
Ducati soll Audi auch helfen, BMW dichter auf die Pelle zu rücken - bis 2020 will Stadler an BMW vorbei. Die Münchner sind alte Hasen auf dem Markt, der weltweit vor allem aus Japan etwa von Honda, Kawasaki, Suzuki oder Yamaha dominiert wird. Für BMW hat das Motorrad Tradition. "Ich glaube aber nicht, dass BMW heute noch mal eine Motorradsparte aufbauen würde, wenn sie nicht schon eine hätten", sagt Dudenhöffer. 2012 machte die Motorradsparte einen Umsatz von fast 1,5 Milliarden Euro - bei einem Konzernumsatz von 77 Milliarden.
In Europa kennen die Zweiradmärkte nur eine Richtung: abwärts. 2007 wurden hier dem Herstellerverband ACEM zufolge noch 2,7 Millionen Motorräder verkauft, 2011 waren es eine knappe Million weniger, 2012 verringerte sich die Zahl auf 1,5 Millionen. Bei Ducati sank der Absatz im ersten Halbjahr um knapp 5 Prozent auf 26 000. BMW kann sich diesem Trend entziehen. Bis August verkaufte der Konzern fast 84 000 Motorräder, ein Plus von 9,3 Prozent. Doch auch bei BMW läuft es nicht überall rund.
Das teuere Experiment, mit der Marke Husqvarna das Segment für sportliche Geländemaschinen erfolgreich auszubauen, ging schief. Anfang 2013 verkaufte BMW die 2007 erworbene Tochter an KTM. Das Zweiradgeschäft ist nicht ohne Tücken. Anders als viele Automärkte haben sich die Zweiräder vom Einbruch nach der Finanzkrise 2008 nicht erholt. Der Markt ist umkämpft, dazu kommen der demografische und ein Wertewandel - das Motorrad ist kaum noch Ausdruck für Rebellion - und auch kein Ersatz für die, die sich kein Auto leisten können.
Der Motorradkäufer ist zumeist jenseits der 40 und männlich. In Deutschland etwa sind laut Kraftfahrtbundesamt nur knapp 14 Prozent der Motorradbesitzer weiblich. Zudem haben die meisten Käufer genügend Geld, sich den Zweirad-Traum als Ergänzung zum Auto zu gönnen. Das macht das Geschäft krisenanfällig. Immerhin: In Deutschland, für BMW der größte Einzelmarkt, haben die Hersteller einen unerwartet guten Sommer hinter sich. (dpa/rs)