Im Vergleich mit dem sehr schwachen Vorjahreszeitraum legte BMW bei Umsatz und Gewinn deutlich zu. Der seit Mitte August amtierende neue Konzernchef Oliver Zipse konnte in seiner ersten Zwischenbilanz am Mittwoch damit weitaus bessere Zahlen vorlegen als zuletzt sein Vorgänger Harald Krüger.
Der Kurs der BMW-Aktie trat am Mittag trotz der Zeichen der Erholung bei 72,80 Euro nahezu auf der Stelle. Ohnehin haben die BMW-Stämme in diesem Jahr eine vergleichsweise schwache Entwicklung hinter sich: Seit Jahresbeginn steht ein Plus von rund drei Prozent zu Buche. Damit liegen die Münchner sowohl im Dax als auch im europäischen Branchenindex der Autohersteller und -zulieferer in der Schlussgruppe. Auch Rivale Daimler hat sich mit einem Kursplus von 15 Prozent besser entwickelt.
Für Jefferies-Analyst Philippe Houchois fielen die Gewinnkennziffern des Konzerns zwar besser aus als erwartet. Die Gründe seien jedoch unter anderem in der Finanzdienstleistungssparte und der internen Konzernverrechnung zu suchen und nicht in der Autosparte. Evercore-Experte Arndt Ellinghorst kappte wegen des aus seiner Sicht wenig begeisternden Mittelzuflusses sogar seine Erwartung an die Dividende auf 2,50 Euro je Papier (VJ: 3,50). Die vom Management für das zweite Halbjahr erwartete deutlich anziehende Profitabilität der Autosparte verwirkliche sich offensichtlich nicht.
Investoren schauen auf den Free Cashflow
BMW will in diesem Jahr im Autogeschäft einen freien Mittelzufluss von rund zwei Milliarden Euro erreichen. Dazu müssen die Geschäfte dem Autobauer im letzten Quartal noch rund eine Milliarde in die Kasse spülen. Nach dem ersten Halbjahr hatte Finanzchef Nicolas Peter noch in Aussicht gestellt, dass der Free Cashflow sich dem Vorjahreswert von 2,7 Milliarden Euro annähern sollte. Analysten hatten vor den neuen Geschäftszahlen bereits lediglich rund zwei Milliarden auf dem Zettel. Für Investoren ist die Kennzahl wichtig, weil sie ein Indiz für die Finanzkraft und die Dividendenzahlung sein kann.
Im dritten Quartal steigerte BMW seinen Gewinn vor Zinsen und Steuern im Vergleich mit dem schwachen Vorjahreszeitraum um fast ein Drittel auf 2,29 Milliarden Euro, wie der Dax-Konzern in München mitteilte. Das war ein deutlich stärkerer Anstieg als von Analysten erwartet. Die viel beachtete operative Marge im Kerngeschäft Automobilbau stieg trotz höherer Kosten für Forschung und Entwicklung um 2,2 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent. Allerdings hatten einige Experten noch mehr erwartet.
Im Vorjahr hatte die Einführung des Abgas- und Verbrauchstests WLTP dem Autokonzern in Europa die Preise verhagelt, obwohl er selbst mit der Typgenehmigung nach den neuen Regeln kaum Probleme hatte. Zudem schlugen hohe Gewährleistungsrückstellungen zu Buche und der Zollstreit zwischen den USA und China kam den Münchnern in die Quere.
BMWs X-Modelle pushen die Zahlen
Zudem profitierte BMW nun von dem gestiegenen Anteil an teuren SUVs. BMW setzt verstärkt auf die umstrittenen Stadtgeländewagen, hat einige Modelle erneuert und weitere ganz neu auf den Markt gebracht. Außerdem baut der Konzern die wuchtigen Autos nicht mehr nur in seinem größten Werk in den USA, sondern auch in China und Südamerika, und kann damit die hohe Nachfrage nach den Fahrzeugen besser bedienen.
Weltweit verkaufte BMW mit 525.000 Autos im dritten Quartal 3,7 Prozent mehr von der eigenen Stammmarke. Inklusive der Kleinwagenmarke Mini und dem Luxushersteller Rolls-Royce belief sich der Zuwachs auf 3,6 Prozent.
Der Konzernumsatz stieg in den Monaten Juli bis September im Jahresvergleich um knapp 8 Prozent auf 26,7 Milliarden Euro. Unter dem Strich legte der Gewinn um 11,5 Prozent auf 1,55 Milliarden Euro zu. Dieser wuchs nicht so stark wie das operative Ergebnis, auch weil höhere Steuern anfielen.
Mit der gegenwärtigen Situation wollte sich das Management nicht zufrieden geben. Die Maßnahmen zur Effizienzsteigerung zeigten Wirkung, sagte Finanzchef Peter. BMW hatte bereits zu Jahresbeginn ein Sparprogramm angekündigt, das bis Ende 2022 zusammengenommen zwölf Milliarden Euro freispielen soll. "Wir liegen im Wettbewerbsvergleich und vor dem Hintergrund der herausfordernden Rahmenbedingungen auf einem guten Niveau. Unser Anspruch ist jedoch ein anderer", sagte Peter.
Dieser liegt für die operative Marge in der Autosparte grundsätzlich weiterhin bei acht bis zehn Prozent. Wegen der milliardenschweren Rückstellung für eine mögliche Kartellstrafe aus dem Frühjahr und der Branchenschwäche peilt der Vorstand für dieses Jahr nur 4,5 bis 6,5 Prozent an. Auch daran muss der Konzern aber noch arbeiten, denn nach neun Monaten liegt die Marge in der Autosparte nur bei 4,1 Prozent. Das vierte Quartal werde den Konzern aber in die angepeilte Spanne hieven, sagte Peter. (dpa/rs)