Die Digitalisierung des Autos schreitet weiter voran. Der Münchner Autohersteller BMW hat jetzt mit BMW CarData eine eigene Plattform für digitale Services rund um das Auto gegründet. Die Plattform ist in Deutschland schon aktiv und soll sukzessive in weitere Märkte ausgerollt werden. An Services ist laut BMW vom Infotainment bis zu Smart-Home-Funktionalitäten eine breite Palette von Mehrwertdiensten vorstellbar.
Kontrolle über die Daten
Auch wenn andere Autohersteller und branchenfremde Player bereits entsprechende Services rund um das Auto anbieten, ist der Schritt der BMW Group unter zwei Aspekten bemerkenswert: Zum einen behält der Kunde, so zumindest die offizielle Darstellung der Münchner, bei BMW CarData die Kontrolle über seine Daten, und darf "allein entschieden, welches Unternehmen seine Daten bekommt - oder eben nicht".
Bislang vertrat die Industrie die Meinung, dass die im Connected Car generierten Daten ihr gehören und der Kunde nichts zu melden hat. Zum anderen könnte BMW mit der Plattform Internet-Konzernen wie zum Beispiel Google oder Facebook beim Rennen um den lukrativen Zukunftsmarkt vernetztes Fahrzeug wirksam einen Riegel vorschieben. Denn wer als Service-Anbieter - egal ob Werkstätten, Versicherungen oder Flottenmanager - Zugriff auf die Daten will, der muss sich bei BMW registrieren lassen.
So funktioniert CarData
Um BMW CarData nutzen zu können, ist ein BMW mit eingebauter SIM-Karte erforderlich. Eine Voraussetzung, die nach Angaben des Münchner Autobauers derzeit rund 8,5 Millionen BMW-Fahrzeuge erfüllen. Ferner muss sich der Fahrer im ConnectedDrive-Portal registrieren. Die entsprechenden Fahrzeuge selbst erzeugen beim Gebrauch ständig Daten wie etwa Kilometerstand oder nutzungsbasierte Daten wie Kraftstoffverbrauch oder Ereignis-Daten wie ein automatischer Service-Call.
Ein Teil davon wird in Form von sogenannten Telematik-Daten verschlüsselt über eine fest eingebaute SIM-Karte (eSim) an BMW Server übertragen. Von dort aus können Service-Anbieter nach Einwilligung des Kunden diejenigen Daten verschlüsselt beziehen, die sie für bestimmte Dienstleistungen benötigen. Diese Datenfreigabe erhält der Anbieter allerdings nur, wenn der Fahrer dem zustimmt.
Eine entsprechende Freigabe ist laut BMW leicht, denn mit CarData habe der Kunde die Möglichkeit, seine Daten selbst zu verwalten. Um eine Datenfreigabe zu erteilen, abzulehnen oder auch eine bereits erteilte Datenfreigabe zurückzuziehen, genüge ein Mausklick. Stolz verweisen die Münchner darauf, dass sie der erste Automobilkonzern seien, der einen solchen Service einführt und bereits heute im Sinne der ab Mai 2018 geltenden EU-Datenschutz Grundverordnung (GDPR) handle.
Der Nutzen
Abgesehen vom Datenschutz und der informellen Selbstbestimmung liest sich der Mehrwert für den Anwender derzeit eher bescheiden. So nennt BMW etwa individualisierte Versicherungstarife, mit denen ein Nutzer Geld sparen könne, weil etwa auf Basis der tatsächlich gefahrenen Kilometer abgerechnet werde. Auch der Besuch in der Werkstatt koste weniger Zeit, weil erforderliche Ersatzteile schon vor dem Aufenthalt bestellt werden können. Denkbar sind künftig aber auch andere Services wie persönlich abgestimmte Infotainment-Angebote etc.