Als das CIO-Magazin vor einem Jahr den Artikel "BMW-CIO hält Bimodal IT für einen Irrweg" veröffentlichte, war das Echo aus den Anwenderunternehmen gewaltig. Dort hatte man sich stillschweigend darauf geeinigt, dass einer "IT der zwei Geschwindigkeiten" die Zukunft gehöre. Klaus Straub stellte jedoch lapidar fest: "Das funktioniert nicht!" Schnelle und langsame Techniken gebe es gar nicht, auch das Denken in alten und neuen Systemwelten führe nicht weiter - und eine Zwei-Klassen-Gesellschaft in der IT, die zwangsläufig die Folge eines bimodalen Ansatzes sei, könne niemand ernsthaft wollen.
Für die BMW Group gab Straub daher das Motto "100% agile" aus, das bis Ende 2019 umgesetzt sein soll. Dann, so der revolutionäre Plan, werden alle Projekte in eine agile Produktstruktur überführt. Eine solche "All-agile"-Ausrichtung war bis dahin nur von Startups und den großen Internet-Konzernen bekannt, auf die viele klassische Unternehmen durchaus neidvoll blicken.
Straub nahm sich die erfolgreichsten Player zum Vorbild und stellte fest: Eine Unterscheidung zwischen IT und Fachbereichen haben diese Unternehmen nie getroffen. Wer schnell entscheiden und flexibel auf Marktanforderungen reagieren wolle, stoße mit den unvermeidlichen Silostrukturen und einer IT als reinem Dienstleister schnell an seine Grenzen.
Agile Transformation bedeutet für BMW auch Abschied von klassischem Projektvorgehen und die Hinwendung zu einer konsequenten Produktorientierung. Der Autobauer überführte mehr als 650 IT-Projekte in eine agile Produktstruktur mit End-to-End-Verantwortung in den Teams. Das führte zu einer völlig neuen Art der Zusammenarbeit zwischen der IT und den Fachbereichen (Biz-DevOps). Bei BMW genießt Agilität heute höchste Priorität.
Es wird an Produkten gearbeitet, IT- und Business-Profis arbeiten Hand in Hand. All das hat die gesamte Unternehmenskultur verändert. Zusammen mit den IT-Kollegen von On-board Elektronik, Autonomem Fahren und Digitalen Diensten wurden die Voraussetzungen geschaffen, die gewaltigen Herausforderungen der Branche - autonomes Fahren, Elektromobilität, Kundenorientierung, Connectivity - konsequent und schnell anzugehen.
Für BMW ist die IT-Organisation der Eisbrecher, der die Digitalisierung sämtlicher Geschäftsprozesse und damit des ganzen Konzerns ermöglicht. Unter Straubs Regie wurden 38 Umsetzungsinitiativen zu einer Vielzahl an Themenfeldern, darunter Industrie 4.0, Big Data & Machine Learning, Hybrid-Cloud-Plattformen, Backend for Digital Car und Digital Services, eingeleitet.
Das ist die Basis, auf der Business-Vorhaben wie ConnectedDrive, DriveNow, ParkNow, InvisibleServices oder ChargeNow über ein gemeinsames IT-Backend weltweit umgesetzt werden können. Ob eine IT der zwei Geschwindigkeiten zu einem ähnlichen Erfolg geführt hätte, ist mindestens ungewiss. Straub und seine IT-Kollegen sind allerdings zu 100 Prozent sicher, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.
Die Jury sagt: "Für seine Pionierrolle in Sachen unternehmesweite Agilität – gegen alle Widerstände und mit Strahlkraft weit über die IT-Abteilung hinaus – verleihen wir Klaus Straub, CIO der BMW Group, den diesjährigen Innovation Award im Wettbewerb CIO des Jahres." |