Der Technologiekonzern Bosch übernimmt von Siemens die restlichen Anteile am gemeinsamen Hausgerätekonzern BSH. Bosch zahlt drei Milliarden Euro für den 50-prozentigen Siemens-Anteil. BSH passe von seiner strategischen Ausrichtung sehr gut zur Bosch-Gruppe, begründete Bosch-Chef Volkmar Denner am Montag den Schritt, über den schon seit Monaten spekuliert worden war.
Der Konzern, der gleichzeitig einer der größten Autozulieferer weltweit ist, will sich mehr und mehr auf das sogenannte "Internet der Dinge" konzentrieren. Darunter versteht man Hausgeräte wie Waschmaschinen oder Kühlschränke, die technisch in der Lage sind, mit dem Internet zu kommunizieren und mit Smartphones zu steuern.
Nach Daten des Marktforschers Strategy Analytics wurden bereits im vergangenen Jahr weltweit rund 23 Milliarden Euro mit vernetzten Geräten und dazugehörigen Dienstleistungen umgesetzt. Bis 2017 soll sich dieser Markt auf mehr als 50 Milliarden Euro verdoppeln.
Bosch Siemens Hausgeräte kam 2013 mit seinen rund 50000 Mitarbeitern auf rund 10,5 Milliarden Euro Jahresumsatz und hatte sich jüngst zum Ziel gesetzt seine Erlöse bis 2025 zu verdoppeln - auch außerhalb Europas. Die Mittelschicht als potenzielle Käuferschicht werde in vielen Ländern weiter wachsen, sagte BSH-Geschäftsführer Uwe Raschke.
Um in den Industrieländern Kunden zu gewinnen, will Bosch seine Hausgeräte mit Sensoren und Elektronik ausstatten, einem Feld, auf dem der Konzern als Autozulieferer Experte ist. So hatte der Konzern auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) hatte kürzlich einen Backofen vorgestellt, der mit Hilfe einer aus der Fahrzeugtechnik stammenden Sonde ausgestattet ist, welche die Feuchtigkeit misst und damit die notwendige Backdauer der Nahrungsmittel ermittelt. Außerdem feilt Bosch an einer App, mit deren Hilfe Geräte verschiedener Hersteller gesteuert werden können.
Der Bereich werde rund ein Viertel zum Gesamtumsatz von zuletzt 46 Milliarden Euro beitragen, sagte Denner. Beziehe man die jüngste Komplettübernahme ZF Lenksysteme mit ein, werde der Anteil der Kfz-Technik auf unter 60 Prozent sinken. Bosch erklärtes Ziel ist es, unabhängiger vom konjunkturabhängigen Autogeschäft zu werden und den Anteil des Kfz-Geschäfts langfristig auf die Hälfte zu senken.
Finanziert werde die Übernahme aus vorhandenen Mitteln, sagte Denner. Bosch verfüge derzeit über eine bilanzielle Liquidität von 14 Milliarden Euro. Vor Vollzug der Transaktion sollen zudem jeweils 250 Millionen Euro an Siemens und Bosch als vorgezogene Dividendenzahlung ausgeschüttet werden. Den Namen Siemens darf Bosch weiter für seine Hausgeräte verwenden. Die Komplettübernahme soll nach Zustimmung der Kartellbehörden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2015 abgeschlossen werden. Zuletzt beschäftigte Bosch rund 281000 Mitarbeiter (Stand 2013). (dpa/rs)