Krise, welche Krise? Am Thema Business Process Management (BPM) scheint der weltweite Abschwung mehr oder weniger spurlos vorüber zu gehen: Ungeachtet der wirtschaftlichen Turbulenzen erwarten die meisten BPM-Fachleute, dass ihr Unternehmen die Ausgaben für BPM in den kommenden zwölf Monaten um mindestens fünf Prozent steigern wird. Ein Drittel der vom Marktforschungsinstitut Gartner befragten Experten rechnet sogar mit Steigerungsraten jenseits von zehn Prozent.
Die Ergebnisse beruhen auf zwei Befragungen von Teilnehmern des BPM Summit im Februar 2009 mit 300 Interviewpartnern aus Business und IT in London und im März mit 500 Befragten in San Diego.
"Die meisten der Teilnehmer zeigten sich vorsichtig optimistisch über die Aussichten ihrer Firma, im Fiskaljahr 2009 zu wachsen", fasst Michele Cantara, bei Gartner für Research zuständige Vizepräsidentin, zusammen. "Nur 23 Prozent gehen von einem Einnahmerückgang aus, während 42 Prozent an einen Aufschwung in der Krise glauben und dabei überzeugt sind, dass BPM beim Erblühen hilft und nicht nur eine reine Überlebensstrategie ist."
Aber obwohl die Mehrheit der Befragten von wachsenden Umsätzen ausgeht, wollen sie im Durchschnitt nur 40 Prozent ihrer Investitionen in Wachstums- oder Transformationsinitiativen stecken. Der größere Teil der Zuwächse fließe ins "Business as usual".
Business und IT treiben BPM gleichermaßen voran
Danach befragt, ob sie eher das Business oder eher die IT für die Treiber von BPM-Projekten halten, äußerten sich die Teilnehmer der BPM-Summits von Gartner verhalten diplomatisch: 41 Prozent gehen davon aus, das beide zusammen BPM nach vorne treiben. Und wo man nicht gemeinsam am Strang zieht, sei die Verantwortlichkeit gleichmäßig auf beide Bereiche aufgeteilt, heißt es in der Gartner-Umfrage weiter.
Allerdings weisen die Befragten dem Business eine leicht höhere Verantwortung beim Verändern oder Verbessern bestehender Prozesse zu, in 2009 sogar noch mehr als im Vorjahr. Dennoch, heißt es in er Studie, eine "Entweder-Oder-Situation" sei das nicht: Auch hier werde die Verantwortung mehr oder weniger friedlich geteilt.
Die Häufigkeit, in der sich Geschäftsprozesse änderten, sei bei den meisten befragten Unternehmen gar nicht so groß, stellt Gartner in der Auswertung der Umfrage fest. Nur sehr wenige benötigten tägliche oder wöchentliche Änderungen, heißt es. Mitunter seien Änderungen in den Prozessen oder im Regelwerk der die Prozesse begleitenden Lösung nur ein- bis ein paar Mal pro Jahr nötig. Und so rät Gartner auch dazu, seine Anstrengungen nicht auf kurzfristige Änderungen in den Abläufen zu legen, sondern sich auf wichtige, aber seltenere Wandlungen zu konzentrieren.
Gartner erwartet, dass Unternehmen, die jetzt in Geschäftsprozessoptimierung investieren, für die Aufschwungphase nach der Krise besser gerüstet sein werden als ihre Konkurrenten. Es gelte jetzt zu klären und zu priorisieren, welche laufenden, ausgesetzten oder kommenden Projekte wie angegangen werden sollen. Dabei spielten die Menge der Vorhaben sowie die finanzielle und personelle Ausstattung eine wesentliche Rolle.