Kernkompetenz bleibt wichtigstes Argument für Auslagerungen

BPO steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen

14.11.2005 von Tanja Wolff
IT und Geschäftsprozesse werden in der Wirtschaft schon lange nicht mehr strikt voneinander getrennt. Laut der Analyse der Unternehmensberatung Pierre Audoin Consultants (PAC) ist bei den Firmen die Konzentration auf die Kernkompetenz allerdings immer noch das schlagkräftigste Argument für Outsourcing.

So kennen sich beispielsweise Unternehmen wie Capgemini, Accenture oder PWC (heute IBM) mittlerweile bei der Prozessberatung und –optimierung ebenso gut aus wie in der IT. Der Betrieb im Anschluss an ein Beratungsprojekt ist dabei eine logische Option, die langfristige Kundenbeziehungen verspricht.

Laut der Untersuchung müssen sich auch klassische Unternehmen wie HP, IBM, T-Systems oder SBS darauf konzentrieren, das Business des Kunden durch intelligenten Einsatz von Informationstechnologie effizienter und flexibler zu machen. Wichtig ist zudem, dass die Abläufe beim Kunden verstanden werden.

Für traditionelle IT-Dienstleister stehen eher die Betriebskompetenzen im Vordergrund, so PAC-Berater, Karsten Leclerque. Wenn die Performance von Infrastruktur und Anwendungen stimmen und gegebenenfalls auch schon Teilprozesse administrativ begleitet werden, könnte man auch noch einen Schritt weitergehen.

Projektmanagement-Kompetenz ist wichtig

Der Analyse zufolge verfolgen die Dienstleister zwar ein Ziel, haben aber unterschiedliche Ansätze, um BPO-Leistungen auf dem Markt zu platzieren. Allen Anbietern ist ein hohes Maß an Projektmanagement-Kompetenz gemeinsam. Wichtig sind nicht nur Branchen- und Prozesskenntnisse, sondern auch dedizierte Methodologien und Vorgehensmodelle wie im Umfeld Change Management. Außerdem spielt die globale Delivery-Fähigkeit eine große Rolle. Sie muss effiziente und internationale Lieferbedingungen, zunehmend inklusive Near- und Offshore-Ressourcen, sicherstellen. Das alles zusammen macht den eigentlichen Mehrwert der Auslagerungen aus.

Anwenderunternehmen können beispielsweise auch durch die Errichtung interner Shared Services Center effizienter arbeiten, so die Untersuchung. Allerdings dürften sie damit die langfristige Innovationsfähigkeit und damit verbunden die Kostensenkung, die ein externer Dienstleister verspricht, nicht erreichen.

Große deutsche Verträge sind zurzeit noch Mangelware, so die Untersuchung. Neben den Deals der Deutschen Bank mit Accenture (Procurement) oder Infineon mit EDS (HR) wird der Markt immer noch von internationalen Deals mit deutschem Anteil vorangetrieben.

Der Studie zufolge bringen starke IT-lastige Formen von Business Process Outsourcing in Deutschland die meisten Umsätze. Jedoch zeigt sich bei dieser Form des BPO sehr schnell, dass der Wettbewerb in etwa gleich hoch ist wie im traditionellen IT-Geschäft und die zu erwartenden Margen eher gering. Ähnlich wie im klassischen IT-Outsourcing ist bei diesen Dienstleistungen zurzeit kaum ein Unterschied zu Top-Anbietern erkennbar. Portfolio und Kompetenzen sind annähernd austauschbar, was zählt ist meist nur der Preis.

Um den Markteintritt in höherwertige Dienstleistungen nicht zu verpassen, versuchen viele IT-Anbieter mit Spezialisten zu kooperieren - oder sie zu übernehmen. Eine solche Zusammenarbeit verstärkt nicht nur das spezifische Know-how, sondern erleichtert auch die Argumentation im Vertrieb. In Einzelfällen wird die Abwicklung, wie beispielsweise bei Bankentransaktionen, dadurch rechtlich erst möglich.

Probleme auf dem BPO-Markt

Das unübersichtliche Angebot übersteigt zurzeit noch die teilweise verunsicherte Nachfrage, so die Studie. Das wird vor allem in den überdurchschnittlich langen Verhandlungsphasen und den wenigen nennenswerten Abschlüssen deutlich. Mittelfristig erwarte man, dass der BPO-Markt an Reife gewinnt. Schließlich sei BPO weiterhin klar der Wachstumstreiber im deutschen Outsourcing-Markt.

Die Analyse "BPO 2005 Germany" untersucht den deutschen Markt für Geschäftsprozess-Outsourcing in seinen vielfältigen Ausprägungen.