Der Studie zufolge generiert der ITK-Sektor in Deutschland eine jährliche Wirtschaftsleistung von mehr als 130 Milliarden Euro. Damit gehört er zu den wichtigsten Industriezweigen. Als Innovationstreiber könnte er die technologische Erneuerung beschleunigen.
Dieter Heuskel, Senior Vice President bei der Boston Consulting Group, ist überzeugt, dass der ITK-Sektor in Deutschland das Potenzial habe, ähnlich wie die Automobilindustrie, Vorreiter für Qualitätsstandards, technischen Fortschritt und internationale Wettbewerbsstärke zu sein.
Wenn die weltweit agierenden deutschen Konzerne dabei eine Art "Leuchtturm"-Funktion einnehmen sollten, sei das nur mit wettbewerbsfähigen und hochwertigen Anwendungs- und Zulieferindustrien möglich.
E-Business auf niedrigen Niveau
Derzeit liegt die deutsche ITK-Branche im internationalen Vergleich im Mittelfeld, Sie erreichte in den vergangenen Jahren deutlich geringere Produktivitätsgewinne als etwa in Großbritannien, Schweden oder den USA. Der Anteil der ITK-Investitionen an den Gesamtinvestitionen ist in Deutschland mit 16 Prozent sehr niedrig. Er liegt in den USA (32,6 Prozent)) oder Schweden (29,5 Prozent bis zu doppelt so hoch.
Damit bleibt Deutschland hinter seinen Möglichkeiten zurück. So bewegt sich zum Beispiel der Einsatz des Internets für E-Business zur Zeit noch auf einem relativ niedrigen Niveau. In den kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) ist die Kostenfrage immer noch ein Grund, keine ITK-Projekte zu initiieren, wie die Studie ermittelt hat.
Vor allem bei der Umsetzung von E-Government und E-Health besteht ein erheblicher Nachholbedarf. Sowohl die ITK-Ausgaben der öffentlichen Hand (0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) als auch das Angebot an Online-Verwaltungsdienstleistungen sind viel geringer entwickelt als in Vergleichsländern.
Allein im öffentlichen Dienst kann ein verstärkter ITK-Einsatz 27 Milliarden Euro jährlich einsparen. Bürger und Unternehmen können darüber hinaus durch ein effizienteres Zusammenspiel mit öffentlichen Stellen um rund zehn Milliarden Euro pro Jahr entlastet werden.
Masterplan für mehr Wachstum durch ITK
In ihrem Masterplan für mehr Wachstum durch ITK geben die Autoren acht Handlungsempfehlungen. Damit wollen sie den Weg weisen, wie sich bis 2008 die ehrgeizigen Wachstumsziele erreichen lassen:
1.Verstärkter Einsatz von E-Government und E-Health zur Realisierung von Produktivitätssteigerungen im öffentlichen Sektor
2. Stärkung der Rechts- und Investitionssicherheit als Rahmen für die Schaffung einer international führenden Infrastruktur und eines wirksamen Innovationswettbewerbs
3. Integration der ITK-Bildung in die schulischen und beruflichen Aus- und Weiterbildungspläne ("Vernetzte Lehre", E-Learning)
4. Ausbildung von 5.000 zusätzlichen Hochschulabsolventen für die ITK-Branche
5. Förderung der ITK-Kompetenz und -Breitennutzung in Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung
6. Stärkung der ITK-Nutzung im Mittelstand durch die Entwicklung und Kommunikation innovativer ICT-Konzepte
7. Aufbau von Gründungszentren und Innovationsclustern zur Förderung der Innovationsaktivitäten, Nutzung von Spill-over-Effekten und Verbesserung des Wissenstransfers
8. Intensivierung von F&E-Kooperationen und verbesserte Allokation der Forschungsaktivitäten auf wirtschaftliche Akteure und öffentliche Institutionen
Ein nationaler CIO
Ein CIO auf Bundesebene soll die Umsetzung des Masterplans koordinieren und vorantreiben. Im Informationszeitalter sei diese Funktion in größeren Firmen nicht mehr wegzudenken. Davon gehen die Analysten aus.
Deshalb halten sie einen nationalen CIO, der eine zukunftsweisende ITK-Strategie ressortübergreifend definiert und umsetzt und zugleich E-Government im öffentlichen Sektor vorantreibt, auch für das "Großunternehmen Bundesrepublik Deutschland" für sinnvoll. Eine ähnliche Forderung hat der Branchenverband Bitkom bereits vor der jüngsten Bundestagswahl gestellt.
Die Studie "Wirtschaftliche und politische Chancen der Informationsgesellschaft" zeigt, wie die deutsche ITK-Branche im internationalen Wettbewerb positioniert ist. Sie gibt darüber hinaus Empfehlungen wo Politik und Wirtschaft ansetzen müssen, um das vorhandene ITK-Potenzial in wirtschaftliches Wachstum umzusetzen.
Grundlagen sind die Auswertung verschiedender Studien und Statistiken sowie individuelle Analysen des Studienteams. Das setzte sich aus Mitarbeitern des Beratungsunternehmens Boston Consulting Group, von Siemens Communications und Deutsche Telekom zusammen.