Dass Digitalisierung Chefsache sein muss, verändert auch die Verteilung des Budgets beim Einkaufen von Technologie-Leistungen. In der Studie "C-Suite tech purchasing patterns" analysiert der US-Marktforscher Forrester, wie sich die Gewichte verschieben.
Forrester bezieht sich auf neue Projekte, die erst in diesem Jahr begonnen haben oder starten werden. Grob gesagt laufen etwa vier von zehn Projekten auf Rechnung des CIOs oder eines vergleichbaren IT-Entscheiders. Die Mehrheit wird also vom Business finanziert. Und zwar, in der Reihenfolge ihres Einflusses, unter anderem von diesen: Chief Operating Officer (COO), Chief Financial Officer (CFO), Customer Service Head, Head of Human Resources, Head of Sales, Chief Marketing Officer (CMO) und Head of Risk Management and Compliance.
Dabei gehen die Volumen, die Forrester für jede Funktion errechnet hat, weit auseinander. Während COOs schätzungsweise 109 Milliarden US-Dollar ausgeben werden - diese Zahl prognostizieren die Marktforscher für 2018 - stehen dem Risk- und Compliance-Verantwortlichen fünf Milliarden zur Verfügung. Forrester kommentiert einige Rollen so:
COO: COOs übernehmen typischerweise die Verantwortung für vertikale Kernsysteme. Darunter verstehen die Analysten beispielsweise Retail Management- und Kernbankenlösungen.
CFO: CFOs reden insbesondere mit, wenn es um Lösungen für das Finance Management geht. Außerdem bei Business Intelligence-Software und mobilen Apps sowie beim Einkauf von IT-Beratung und Systemintegration.
CIO: Beim CIO liegt die Verantwortung für IT-Security, Desktop-Anwendungen, Plattformen und Infrastruktur. Das wird laut Forrester auch auf absehbare Zeit so bleiben.
Der CMO erhält 2018 höhere Etat-Zuwächse als der CIO
In puncto Zahlen betonen die Analysten, dass der größte Einzelposten im gesamten Budget - nämlich geschätzte 180 Milliarden US-Dollar für 2018 - noch immer beim CIO mit seinen Infrastruktur-Projekten liegt. Doch dieser Anteil dürfte im nächsten Jahr nur um etwa vier Prozent steigen, während der Chief Marketing Officer für seine Aktivitäten ein Plus von vierzehn Prozent erhalten dürfte.
Mehr als der CIO bekommen 2018 wahrscheinlich auch der Head of Supply Chain (plus sechs Prozent) und der Head of Risk Management und Compliance (plus zehn Prozent). Weniger als der CIO - nämlich eine Steigerung von zwei Prozent - erwarten die Analysten nur für den Chief Financial Officer.
Sechs Ratschläge für CIOs
Forrester leitet aus den Ergebnissen seiner Studie sechs Handlungsempfehlungen für CIOs ab:
1. Das eigene Team für die Kommunikation mit dem C-Level umstrukturieren: Die Analysten fordern CIOs auf, ihre Arbeit stärker an die Top-Entscheider zu kommunizieren. Allerdings heißt Kommunikation auch, den Gesprächspartnern zuzuhören. Daher sollten CIOs Mitglieder ihres Teams bestimmen, die sich regelmäßig mit Vertretern der anderen Bereiche austauschen.
2. Business Leader bei Kaufentscheidungen beraten: Die Anbieter von IT-Leistungen sprechen beispielsweise den CMO oder den Lieferketten-Verantwortlichen direkt an und schüren nicht selten überzogene Erwartungen. Außerdem fühlt sich mancher Business-Entscheider unter Zeitdruck und will schnell handeln. CIOs sollten hier beratend zur Seite stehen.
3. Auf die Unterschiede zwischen den Business Managern eingehen: CMOs haben andere Bedürfnisse als CFOs oder der Head of Human Resources. Das gilt nicht nur für die technologischen Erfordernisse, sondern auch dafür, wie die Anbieterseite in den jeweiligen Segmenten aussieht. Darauf muss sich der CIO einstellen können.
4. CMOs mehr Autonomie zugestehen: Auf Chief Marketing Officer geht Forrester gesondert ein. Sie seien besonders experimentierfreudig und ließen sich am wenigsten reinreden, beobachten die Analysten. CIOs müssen ihnen Spielraum lassen.
5. Partnerschaften zu CFOs und COOs ausbauen: Da Chief Financial Officer und Chief Operating Officer über hohe Etats entscheiden, sollten sich CIOs ihnen als Partner präsentieren. In diesen Bereichen bestehen besonders viele Legacys.
6. Neue Partnerschaften knüpfen: Digitalisierungsbedingt werden alle Fachbereiche zunehmend mit IT zu tun haben. CIOs sollten sich und ihr Team rechtzeitig als Unterstützer und Ratgeber positionieren.