Umfangreiche Datendienste gehören für Geschäftsanwender auf ihrem Mobiltelefon mittlerweile zu den wichtigsten Merkmalen. Sie wollen auf ihren Smartphones Zugriff zu Social Networking haben, im Internet surfen und Kontakte oder Termine im Personal Information Manager (PIM) verwalten. Das spiegelt sich auf dem Markt wider: Auf Datenaustausch ausgelegte Geräte waren im letzten Quartal 2008 um 94 Prozent weiter verbreitet als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig sank die Zahl der sprachzentrierten Handys um 21 Prozent, wie die Marktforscher von IDC berichten.
In den Firmen lösen die wegen ihrer vielen in einem Gehäuse verbundenen Funktionen auch als "Converged Devices" bezeichneten Smartphones die älteren "Feature Phones", die mit geschlossenen Betriebssystemen ausgestattet sind, nach und nach ab. Die neueren Kommunikationsgeräte sind mit Hochleistungs-Betriebssystemen versehen, auf denen unterschiedlichste Anwendungen laufen.
"Der Markt entwickelt sich hin zu Betriebssystemen, die Anwendungen von Dritten zulassen", sagt Francisco Jeronimo, einer der Autoren der IDC-Studie "European Quarterly Mobile Phone Tracker". Eine wesentliche Eigenschaft der neuen Handy-Betriebssysteme ist, dass sie mehrere Anwendungen gleichzeitig ausführen können. Die Betriebssysteme werden nach Beobachtung von Jeronimo immer billiger und damit für Firmen erschwinglicher.
Der Absatz von Smartphones in Westeuropa war denn auch trotz Wirtschaftskrise im vierten Quartal 2008 stark. IDC registrierte den Verkauf von 9,3 Millionen Geräten - eine Steigerung um mehr als ein Viertel gegenüber dem Vorjahreszeitraum, als 7,4 Millionen Einheiten ausgeliefert wurden.
Im ganzen Jahr verkauften die Hersteller 31,9 Millionen Converged Devices und damit ein gutes Drittel mehr als 2007. Der allgemeine Markt für Handys brach dagegen deutlich ein, um 13,5 Prozent allein im letzten Vierteljahr 2008.
Smartphones punkten mit Geschäftsanwendungen
Die Marktforscher von IDC erklären diese Entwicklung zum Teil mit der angespannten Wirtschaftslage. Eine Kamera mit zwölf Megapixeln, GPS-basierte Dienste oder besonders große Anzeigeflächen seien keine Ausstattungsmerkmale, die Firmen zum Kauf neuer Mobiltelefone bewegten. "Wenn es nicht wirklich gute Nutzenversprechungen gibt, verschieben sie ihre Kaufentscheidung", sagt Jeronimo.
Wenn dagegen ein neues Smartphone Geschäftsanforderungen besser erfüllen könne als das Vorgänger-Modell, seien die Firmen auch derzeit bereit, dafür Geld auszugeben. Verglichen mit den klassischen Mobiltelefonen ist die Zahl von Smartphones auf dem Markt laut IDC noch gering. Seit dem Verkaufsstart des neuen iPhone 3G allerdings sympathisierten auch Privatnutzer immer stärker mit den einst nur als Geschäfts-Handys angesehenen Smartphones.
Blackberry Storm und Bold unter den Favoriten
Zu den beliebtesten Smartphones, die im letzten Quartal neu herauskamen, gehören IDC zufolge die Modelle Blackberry Storm und Blackberry Bold von Research In Motion (RIM), außerdem das T-Mobile G1 und das HTC Touch HD. Beliebt waren Ende des Vorjahres auch ältere Modelle, deren Preise gesunken waren, wie das Nokia E71, Samsung Omnia, Sony Ericsson X1 und das iPhone 3G.
Gute Marktaussichten sagt IDC Handys mit dem Google-Betriebssystem Android voraus. Das erste Gerät mit dem offenen Betriebssystem, das T-Mobile G1, sei zwar noch kein revolutionär neues Handy gewesen. Doch die Erwartungen an den Marktanteil von Android in diesem Jahr seien hoch. Francisco Jeronimo verweist auf das HTC Magic, das zweite Telefon mit Android, von Vodafone beim World Mobile Congress 2009 in Barcelona vorgestellt.
Innerhalb der kommenden drei Jahre könnten Smartphones auf Android-Basis große Marktanteile gewinnen. Mehrere Hersteller brächten dieses Jahr neue Geräte mit dem Betriebssystem auf den Markt. Attraktiv seien die Telefone auch wegen ihrer im Vergleich niedrigen Preise.
Nokia führender Handy-Hersteller, RIM an zweiter Stelle
Mit weitem Abstand führend auf dem Markt war im vierten Quartal 2008 Nokia. Der Hersteller konnte 53,6 Prozent Marktanteil für sich verbuchen. Zu den meist verkauften Modellen zählten neben dem N71 das E51, E85, N95 und 5800 XpressMusic. Partnerschaften wie mit IBM und Microsoft könnten Nokia beim geschäftlichen Einsatz noch stärker werden und auf klassisches Blackberry-Terrain vordringen lassen, vermutet IDC.
Blackberry-Hersteller RIM indes hatte 16,7 Prozent Anteil an den Verkäufen - doppelt so viel wie im Quartal zuvor. Beim Absatz von vor allem auf Datendienste ausgelegten Geräten war Research in Motion im Q4 2008 mit 35,2 Prozent Anteil in Westeuropa sogar Marktführer.
Apples iPhone musste Marktanteile abgeben
Um die Hälfte geringer als im vorigen Vierteljahr fielen dagegen die Verkäufe von Apple. Der Hersteller konnte gut eine Million Geräte absetzen und kommt auf fast elf Prozent Marktanteil. Sollte der Hersteller nicht bald neue Modelle in den Verkauf bringen, steht ihm laut IDC trotz der Beliebtheit des iPhones ein hartes Jahr auf diesem Feld bevor. Handys mit Touchscreen hätten andere Hersteller auch längst im Angebot - häufig mit besseren Funktionen als das iPhone.
An vierter Stelle steht HTC, der Hersteller des ersten mit dem Google-Betriebssystem ausgestatteten Smartphones. Gegenüber dem letzten Viertel 2007 legte HTC bei den Verkäufen um 24,4 Prozent zu und hat nunmehr 6,8 Prozent Marktanteil. Dahinter liegt Samsung mit 5,4 Prozent. Das Touchscreen-Handy Omnia gilt als direkter Rivale des iPhone. In diesem Jahr könnte Samsung seinen Marktanteil erhöhen. Vor der Veröffentlichung stehen mehrere Modelle mit den Betriebssystemen Windows Mobile, Android und dem auf Linux basierenden LiMo.