Analysten-Kolumne

Business Intelligence auf dem Weg zur "Enterprise Intelligence"

16.04.2008 von Mario Zillmann
In den Chefetagen großer Konzerne sowie großer mittelständischer Unternehmen wird derzeit das Thema "Enterprise Intelligence" intensiv diskutiert. Der Begriff wird auch oft mit der Bezeichnung (Corporate) Performance Management gleichgesetzt. Im Grunde handelt es sich um das ganzheitliche Management der Unternehmensdaten und die anschließende entscheidergerechte Aufbereitung für das Management-Reporting.
Lünendonk-Analyst Mario Zillmann: "Enterprise Intelligence wird zusätzlich zur klassischen Business Intelligence weiterhin Marktpotenziale erschließen."

Die Weiterentwicklung von Business Intelligence wird in der Branche unter dem Begriff "Enterprise Intelligence" stark kommuniziert. Um dem erweiterten Ansatz, der in Enterprise Intelligence steckt, jedoch gerecht zu werden, müssen BI-Anbieter die Herausforderungen der Kunden im globalen Wettbewerb sowie in der jeweiligen spezifischen Supply Chain sowohl verstehen als auch kunden- und/oder branchenspezifisch in ihr künftiges Produktportfolio integrieren.

Die Bearbeitung des noch lange nicht vollständig aufbereiteten Feldes der "Enterprise Intelligence" (im Folgenden EI) wird derzeit insbesondere durch die großen ERP-Hersteller vorangetrieben beziehungsweise eingefordert. Der Grund liegt nicht fern: In den ERP-Systemen der Unternehmen liegt das oft noch unentdeckte Gold der Unternehmen - die strategischen Daten. Die Herausforderung besteht darin, diese Daten analysegerecht aufzubereiten und zu konsolidieren, um sie anschließend entscheidergerecht zu analysieren und dem Management zur Verfügung stellen zu können. Die großen ERP-Hersteller SAP und Oracle sowie zuletzt auch der IT-Gigant IBM haben in diesem Marktumfeld ihre strategische Chance genutzt und sich durch gezielte Übernahmen und Kooperationen mit BI-Spezialanbietern eine gute Position im Markt für EI geschaffen.

Anbieter erwarten zweistelliges Marktwachstum

Auch wenn manche Experten für die kommenden Jahre kein zweistelliges Wachstum im BI-Markt mehr erwarten, so wird das Thema Enterprise Intelligence zusätzlich zur klassischen Business Intelligence weiterhin Marktpotenziale erschließen und erfolgreich bedienen. Die Lünendonk GmbH ermittelte in ihrer jährlichen Marktuntersuchung des BI-Marktes Deutschland (Stand: 2007) ein erwartetes durchschnittliches Marktwachstum per anno von 11, 6 Prozent für den Zeitraum von 2007 bis 2012. Und auch bei den eigenen Umsatzprognosen sind die Anbieter durchaus zuversichtlich.

Diese positive Einschätzung der Wachstumsraten ergibt sich neben einer grundsätzlich positiven Entwicklung unter anderem aus den überdurchschnittlich hohen Umsatzzuwächsen einiger Spezialanbieter im BI-Umfeld. Hier kann als ein Beispiel das Unternehmen Qliktech genannt werden, das mit innovativen Lösungen zur Datenverknüpfung hohe zweistellige Zuwachsraten in Deutschland erzielen konnte. Auch Unternehmen wie prevero oder Cubeware erzielten als spezialisierte Anbieter zweistellige Umsatzzuwächse.

Investitionssicherheit: Entscheidungskriterium für Enterprise Intelligence

Auch wenn sich die IT-Riesen SAP, Oracle und IBM durch ihre Übernahmestrategien eindeutig in Richtung Enterprise Intelligence ausrichten wollen, so ist es derzeit für die Kunden noch nicht einfach, eine langfristig tragfähige Investitionsentscheidung zu treffen. Und Investitionssicherheit gilt als eines der wichtigsten Kriterien in einer Kaufentscheidung für ein Investitionsgut, wie es ein komplexes BI-System nun einmal darstellt. Hier wird sich zeigen, wie gut Hyperion, Cognos und Business Objects künftig zu den bisherigen Lösungen der übernehmenden Unternehmen passen.

Neben diesem Trio darf der unabhängige Anbieter SAS Institut nicht unterschätzt werden, der als größtes Software-Unternehmen der Welt in Privatbesitz seine Produktstrategie frühzeitig und eindeutig auf das Thema EI ausgerichtet hat. Es kann sich für SAS zum Vorteil entwickeln, dass die drei großen Wettbewerber noch einige Zeit mit den Folgen der Integration ihrer Zukäufe beschäftigt sein werden. SAS hat schon länger die notwendigen Werkzeuge von der Datenextraktion über die Datenanalyse bis hin zum Reportingtool im Portfolio und kann daher nach eigenen Angaben bereits heute ein ganzheitliches EI anbieten.

Business Intelligence wird auf "Knopfdruck" entscheiderfreundlich

Entwicklung des Marktsegmentes bei Business Intelligence.

Viele, aber noch zu wenige Entscheider in den Führungsetagen kennen es bereits: Durch den Mausklick auf die interaktive Weltkarte oder auf die interaktive globale Organisation tauchen sekundenschnell spezifische Kennzahlen auf, wie zum Beispiel die Herstellungskosten von Produkt x am Produktionsstandort y oder die Verkaufzahlen dieses Produktes, aufgeschlüsselt nach allen denkbaren Kategorien. Für den Entscheider, der sich täglich neuen Situationen im globalen Wettbewerb ausgesetzt sieht, muss es heute "State of the Art" sein, die im Unternehmen verfügbaren Daten schnell, in hoher Qualität und entscheidungsgerecht zur Verfügung gestellt zu bekommen. Es gilt nicht nur: "Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern", sondern auch "Nichts ist so alt und unbrauchbar wie die Kennzahlen von gestern, die auch noch schwer zu interpretieren sind"!

Besonders für Unternehmen, die im Rahmen einer komplexen und globalen Lieferkette agieren, sind sofort verfügbare Informationen über kurzfristige Auftragsschwankungen, der Umsatz-Forecast ihrer Abnehmer oder Engpässe an den Rohstoffmärkten wichtige Kriterien für die tägliche Unternehmenssteuerung. Enterprise Intelligence kann hier als wirksames Instrument zum Risiko-Management erfolgreich eingesetzt werden und somit einen entscheidenden Einfluss auf die strategische Unternehmensplanung haben beziehungsweise diese in ihrer Effizienz positiv verändern.

BI-Anbieter messen dem Performance Management einen sehr hohen Stellenwert zu

Geht man der Frage nach, woher das Wachstum für die nächsten Jahre im BI/EI-Umfeld kommen soll, so stechen aus den fachlichen Themenschwerpunkten insbesondere die Themen "Finanzreporting, Konsolidierung" sowie "Performance Management" mit Abstand heraus. Besonders im Bereich der Datenkonsolidierung besteht in fast allen Unternehmen ein nicht unerheblicher Verbesserungsbedarf, insbesondere was die Datenharmonisierung betrifft.

Mario Zillmann ist Junior Consultant bei der Lünendonk GmbH.