Auch wenn es zum Thema BYOD inzwischen eine Menge an Informationen und Studien gibt: Die meisten Erhebungen stammen aus den USA und sind damit nur bedingt auf den deutschen Markt übertragbar. Damit bleibt es schwer abzuschätzen, wieviel davon hierzulande noch Hype oder ob BYOD bereits Realität in den Unternehmen ist. Und falls ja, inwieweit sind die Unternehmen darauf vorbereitet und wo sehen sie die größten Herausforderungen?
Der Workplace-Management-Anbieter Matrix42 wollte diesen Überlegungen auf den Grund gehen und hat auf der Cebit 2012 eine eigene Umfrage mit 590 Teilnehmern zu den Themen BYOD und Mobility vorgenommen. Das wohl überraschendste Ergebnis zuerst: 62 Prozent der Befragten gaben an, dass ihr Unternehmen die Nutzung privater Geräte für Business-Zwecke duldet (39 Prozent) oder sogar durch die IT unterstützt (23 Prozent). Weitere acht Prozent planen den Support, während BYOD in immerhin 30 Prozent der Unternehmen nicht erlaubt ist.
Weniger überraschend werden private Smartphones am häufigsten (45 Prozent) im Unternehmen verwendet, gefolgt von Notebooks (17 Prozent), Tablets (12 Prozent) und Desktops (10 Prozent) - hier ist sicher die Verwendung von PCs im Homeoffice gemeint. Ultrabooks, dazu wurde hier auch das MacBook Air gerechnet, spielen indes laut Kenntnis der Befragten nur eine geringe Rolle.
Als Wegbereiter der Nutzung von privaten Geräten wurde in der Umfrage primär die traditionell eher als konservativ und restriktiv bekannte IT-Abteilung genannt, gefolgt von der Geschäftsführung und den Fachbereichen. Hier ist allerdings zu beachten, dass die Verteilung der Antworten weitgehend der Demografie der Befragten entspricht: Der größte Teil der Interviewpartner auf der Cebit waren IT-Administratoren und Fachkräfte aus mittelständischen Unternehmen (unter 1000 Mitarbeiter), die sich entsprechend als Enabler sahen, während ein Gutteil der potenziellen BYOD-Nutzer und Initiatoren, nämlich die einfachen Mitarbeiter, an der Umfrage schlichtweg nicht teilnahmen.
Entsprechend vage sind auch die Angaben der Befragten, wieviel Prozent der Mitarbeiter private Geräte für Unternehmenszwecke verwenden. Das Mittel liegt hier bei zirka ein Drittel der Belegschaft - eine äußerst pessimistische Einschätzung, wenn man überlegt, dass je nach Definition selbst einfache Szenarien wie der Abruf von Firmenmails über einen Web-Browser, als BYOD gelten. Viel mehr ist in manchen Unternehmen laut Auskunft der Interview-Partner allerdings nicht möglich. So gaben 30 Prozent der Befragten an, dass ihr Unternehmen keine technische Lösung für BYOD habe.
Kaum technisch auf BYOD vorbereitet
Und obwohl 77 Prozent der Unternehmen Enterprise Mobility als wichtiges Thema in den nächsten zwei Jahren sehen, nutzt aktuell nur jede achte Firma Desktop-Virtualisierung (etwa Citrix) oder hat Web-basierende Anwendungen im Einsatz. Auch spezielle Verwaltungslösungen, etwa ein Mobile-Device-Management-System (15 Prozent), Software für das Client- (10 Prozent) beziehungsweise IT-Service-Management (9 Prozent) oder ein Self-Service-Portal respektive Servicekatalog für die Anwender (3 Prozent) sind laut Umfrage derzeit noch dünn gesät.
Angesichts dieser Rahmenbedingungen ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Sicherheit und der Zugriff auf Unternehmensdaten und -applikationen als größte Herausforderung von BYOD gesehen wird. Knifflige BYOD-Aspekte wie die Durchsetzung von Regeln, der komplexe Support, (steuer)rechtliche Probleme oder die Gerätevielfalt, die selbst First Movern noch Kopfschmerzen bereiten, werden dagegen von vielen Firmen unterschätzt. (Computerwoche)