4:1 erinnert derzeit an Ergebnisse in der Fußball-Champions League. 4:1 ist aber auch das Kernergebnis einer Studie von Business Insider zum mobilen Bezahlen. Der „digitale Geldbeutel“ wird ja im Eiltempo immer mehr zur Realität. Das Online-Portal hat nun die beiden konkurrierenden Schlüsseltechnologien dafür verglichen: Kreditkarten-Lesegeräte und Near-field Communications (NFC). Diesen Vergleich gewann das Kreditkarten-Leseverfahren mit 4:1.
Zu diesem Hintergrund passt die Meldung, dass der in Deutschland ansässige Kartenzahlungs-Startup Payleven einen auf Smartphone-Technologie basierenden Service großflächig auf den Markt gebracht hat. Der Chip & PIN-Service ähnelt den Angeboten des in den USA etablierten Anbieters Square und der schwedischen Firma iZettle.
Payleven weitete jetzt seinen bislang nur kleinen Händlern zugänglichen Service auf allgemeine Verfügbarkeit aus. Einstiegsmarkt ist zunächst Großbritannien. In Bälde sollen Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen und Brasilien folgen. Momentan werden Karten von MasterCard, Visa, Maestro und V Pay akzeptiert. Eine Ausweitung soll auch in diesem Bereich folgen.
Chip & PIN-Kartenbesitzer können Zahlungen via Smartphone abwickeln, sofern der Verkäufer über ein Zahlungsterminal verfügt. Das kostet bei Payleven 100 Euro. Es gehen 2,75 Prozent Gebühr je Transaktion an den Anbieter. Die Konkurrenz von iZettle bietet den Service seit Februar zu gleichen Konditionen an.
Aber auch jenseits von Payleven und iZettle ist der Kampf um den mobilen Kartenzahlungsmarkt in Europa entflammt. Als weitere Wettbewerber haben sich das ebenfalls in Deutschland beheimatete Unternehmen SumUp sowie der bislang auf Großbritannien und Irland beschränkte Anbieter Elavon in den Ring begeben. Mit PayPal hat zudem ein Riese angekündigt, in Bälde einen Chip & PIN-Service anbieten zu wollen.
NFC leichter integrierbar
Stichwort PayPal: Wie die Business Inside-Studie zeigt, stechen Kartenlesegeräte NFC-Verfahren wie Google Wallet hinsichtlich ihres Potenzials deutlich aus. Einen Vorteil für NFC macht die Studie nur bei der Händlererfahrung aus.
Das heißt, dass für große Händler NFC-Lösungen einen Gewohnheitsbonus haben. „Es ist nicht unbedingt nötig, sich mit neuer Software herumzuschlagen“, heißt es in der Studie. „Die NFC-Terminals lassen sich leicht mit alten Kassenlösungen integrieren.“
Demgegenüber stehen vier Pluspunkte für Kartenlesegeräte, wie sie Square und Paypal mit neuen Apps für ihre Kunden pushen wollen. Erstens ist da laut Studie die passende Marktnische. In den USA hätten sich bereits 27 Millionen kleine und lokale Händler für diese Lösungen entschieden. Cafés und Bäckereien beispielsweise, die bisher keine Kreditkarten akzeptieren konnten.
Zweitens hat NFC den Nachteil, dass die verwendeten Smartphones einen NFC-Chip haben müssen. Apple hat den in seine iPhones bisher nicht eingebaut. Kartenlese-Lösungen funktionieren hingegen ohne diese Einschränkung und bedienen einen größeren Markt.
Drittens spricht die Kostenfrage für diese Lösungen. Kartenlese-Terminals wie etwa zu den oben genannten Bedingungen sind deutlich billiger zu haben als NFC-Lösungen. Viertens spricht laut Studie auch das Kundenerlebnis für Card Readers. Zwar reicht es bei NFC aus, das Smartphone kurz zu schwenken, um die Zahlung in die Wege zu leiten. Kein Auspacken der Kreditkarte ist nötig, kein Aufrufen einer Apps. Alles das werde aus Kundensicht aber torpediert, wenn das Verfahren weitgehend auf Android-Geräte beschränkt bleibe.
Square punktet mit Starbucks
Wie Business Inside weiter berichtet, ist das Volumen mobiler Zahlungen in den USA im vergangenen Jahr – sogar bei Ausklammerung von Square und PayPal – auf 640 Millionen US-Dollar im Vergleich zu 170 Millionen im Jahr 2011 gestiegen. Square habe im gleichen Zeitraum von 2 auf 10 Milliarden Dollar an Umsatz zugelegt und mit Starbucks einen Großkunden mit 7000 Filialen alleine in den USA gewonnen.
Bei PayPal betrugen die Umsätze durch mobiles Bezahlen 2012 sogar 14 Milliarden Dollar. „PayPal hofft, ein händlergetriebenes Netzwerk aufzubauen, dass auf der Ubiquität von PayPal als Zahlungs- und Überweisungsplattform basiert“, so Business Inside. PayPal-Kunden könnten aktuell bereits in Tausenden von Geschäften mobil bezahlen. Der NFC-Markt sei demgegenüber auf knapp 8 Millionen Kunden in den USA beschränkt, so Business Inside.