Mobile Payment nimmt Fahrt auf

Card Reader schlagen NFC

03.05.2013 von Werner Kurzlechner
PayPal und Square fahren mit mobilem Bezahlen in den USA mittlerweile Milliardenumsätze ein. In Europa versuchen auch deutsche Startups auf den auf der Kartenlese-Schiene anrollenden Zug aufzuspringen. Die dahinter stehende Technologie sei der NFC-Konkurrenz um Google Wallet überlegen, so eine amerikanische Studie.
Auf dem Vormarsch: Bezahlen mit Smartphone-Unterstützung.
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4:1 erinnert derzeit an Ergebnisse in der Fußball-Champions League. 4:1 ist aber auch das Kernergebnis einer Studie von Business Insider zum mobilen Bezahlen. Der „digitale Geldbeutel“ wird ja im Eiltempo immer mehr zur Realität. Das Online-Portal hat nun die beiden konkurrierenden Schlüsseltechnologien dafür verglichen: Kreditkarten-Lesegeräte und Near-field Communications (NFC). Diesen Vergleich gewann das Kreditkarten-Leseverfahren mit 4:1.

Zu diesem Hintergrund passt die Meldung, dass der in Deutschland ansässige Kartenzahlungs-Startup Payleven einen auf Smartphone-Technologie basierenden Service großflächig auf den Markt gebracht hat. Der Chip & PIN-Service ähnelt den Angeboten des in den USA etablierten Anbieters Square und der schwedischen Firma iZettle.

Payleven weitete jetzt seinen bislang nur kleinen Händlern zugänglichen Service auf allgemeine Verfügbarkeit aus. Einstiegsmarkt ist zunächst Großbritannien. In Bälde sollen Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen und Brasilien folgen. Momentan werden Karten von MasterCard, Visa, Maestro und V Pay akzeptiert. Eine Ausweitung soll auch in diesem Bereich folgen.

Chip & PIN-Kartenbesitzer können Zahlungen via Smartphone abwickeln, sofern der Verkäufer über ein Zahlungsterminal verfügt. Das kostet bei Payleven 100 Euro. Es gehen 2,75 Prozent Gebühr je Transaktion an den Anbieter. Die Konkurrenz von iZettle bietet den Service seit Februar zu gleichen Konditionen an.

NFC-Bezahlterminal I
An solchen Bezahlterminals kann man kontaktlos mit einer NFC-Kreditkarte bezahlen, hier allerdings nur mit der Mastercard.
NFC-Bezahlterminal II
Karte auf das Terminal halten, kurz warten, schon hat man in Sekundenschnelle bezahlt - zumindest in der Theorie.
In der Theorie ganz einfach
Wenn es immer so einfach wäre wie in der Werbung oder den Kundenbroschüren: In der Praxis ist das kontaktlose Bezahlen mit einer Visa-Kreditkarte derzeit kaum möglich.
Auf dieses Zeichen kommt es an
Dieses Symbol signalisiert die Bezahlmöglichkeit per Near Field Communication (NFC). Ob der Händler allerdings Visa, Mastercard oder beides unterstützt, bleibt dabei häufig offen.
Seit März 2013 verfügbar
Diese Taschen gab es im März 2013 bei der Parfümerie Douglas - dann soll man dort auch mit der Visa-Karte per NFC bezahlen können.
Visa-Kreditkarte mit Paywave-Logo
"Paywave" muss nicht auf der Kreditkarte draufstehen, das Symbol links oben genügt fürs kontaktlose Bezahlen - zumindest theoretisch.
NFC-Bezahlen fehlgeschlagen
Das Ergebnis zahlreicher fehlgeschlagener Versuche, kontaktlos mit einer Visa-NFC-Kreditkarte zu bezahlen.
Mastercard Paypass
Paypass heißt das NFC-Bezahlsystem bei Mastercard, die Konkurrenz von Visa nennt es Paywave
Shop-Finder im Internet
Bei Mastercard zeigt der Shop-Locator im Internet straßengenau die Geschäfte an, die eine Zahlung per NFC-Karte ermöglichen. Visa lässt ein solches praktisches Tool vermissen.
Müller mit NFC-Terminal
Die Drogeriekette Müller besitzt zwar Kartenterminals zum kontaktlosen Bezahlen, in unserem Praxistest hat es mit einer Visa-Kreditkarte aber nicht geklappt.
Ein Schritt voraus: T-Mobile Polen
Mobilfunkkunden der polnischen Tochter der Deutschen Telekom können im Nachbarland sogar schon mit einem NFC-fähigen Smartphone zahlen. Das ist in Deutschland bisher nicht möglich.

Aber auch jenseits von Payleven und iZettle ist der Kampf um den mobilen Kartenzahlungsmarkt in Europa entflammt. Als weitere Wettbewerber haben sich das ebenfalls in Deutschland beheimatete Unternehmen SumUp sowie der bislang auf Großbritannien und Irland beschränkte Anbieter Elavon in den Ring begeben. Mit PayPal hat zudem ein Riese angekündigt, in Bälde einen Chip & PIN-Service anbieten zu wollen.

NFC leichter integrierbar

Stichwort PayPal: Wie die Business Inside-Studie zeigt, stechen Kartenlesegeräte NFC-Verfahren wie Google Wallet hinsichtlich ihres Potenzials deutlich aus. Einen Vorteil für NFC macht die Studie nur bei der Händlererfahrung aus.

Das heißt, dass für große Händler NFC-Lösungen einen Gewohnheitsbonus haben. „Es ist nicht unbedingt nötig, sich mit neuer Software herumzuschlagen“, heißt es in der Studie. „Die NFC-Terminals lassen sich leicht mit alten Kassenlösungen integrieren.“

Demgegenüber stehen vier Pluspunkte für Kartenlesegeräte, wie sie Square und Paypal mit neuen Apps für ihre Kunden pushen wollen. Erstens ist da laut Studie die passende Marktnische. In den USA hätten sich bereits 27 Millionen kleine und lokale Händler für diese Lösungen entschieden. Cafés und Bäckereien beispielsweise, die bisher keine Kreditkarten akzeptieren konnten.

Zweitens hat NFC den Nachteil, dass die verwendeten Smartphones einen NFC-Chip haben müssen. Apple hat den in seine iPhones bisher nicht eingebaut. Kartenlese-Lösungen funktionieren hingegen ohne diese Einschränkung und bedienen einen größeren Markt.

NFC auf dem MWC
Bereits 2013 stand auf dem MWC die NFC-Technik ganz im Vordergrund - als eine Enabling Technology für das Mobile Payment.
Bargeldlos bezahlen ...
mit NFC.
Der klassische Messeausweis ...
hat mit NFC-Smartphones ausgedient.
Eine virtuelle Geldbörse ...
wurde per NFC von Telefonica realisiert.
Kreditkarte als ...
elektronische NFC-Version.
Läden und Restaurants ...
beteiligten sich während des MWC am NFC-Piloten
In den Messehotels ...
können die Zimmertüren per NFC geöffnet werden.
NFC-Shops finden ...
eine App zeigt den Weg.
Zahlreiche Shops ...
bieten NFC-Kunden während des MWCs Discounts an.

Drittens spricht die Kostenfrage für diese Lösungen. Kartenlese-Terminals wie etwa zu den oben genannten Bedingungen sind deutlich billiger zu haben als NFC-Lösungen. Viertens spricht laut Studie auch das Kundenerlebnis für Card Readers. Zwar reicht es bei NFC aus, das Smartphone kurz zu schwenken, um die Zahlung in die Wege zu leiten. Kein Auspacken der Kreditkarte ist nötig, kein Aufrufen einer Apps. Alles das werde aus Kundensicht aber torpediert, wenn das Verfahren weitgehend auf Android-Geräte beschränkt bleibe.

Square punktet mit Starbucks

Wie Business Inside weiter berichtet, ist das Volumen mobiler Zahlungen in den USA im vergangenen Jahr – sogar bei Ausklammerung von Square und PayPal – auf 640 Millionen US-Dollar im Vergleich zu 170 Millionen im Jahr 2011 gestiegen. Square habe im gleichen Zeitraum von 2 auf 10 Milliarden Dollar an Umsatz zugelegt und mit Starbucks einen Großkunden mit 7000 Filialen alleine in den USA gewonnen.

Bei PayPal betrugen die Umsätze durch mobiles Bezahlen 2012 sogar 14 Milliarden Dollar. „PayPal hofft, ein händlergetriebenes Netzwerk aufzubauen, dass auf der Ubiquität von PayPal als Zahlungs- und Überweisungsplattform basiert“, so Business Inside. PayPal-Kunden könnten aktuell bereits in Tausenden von Geschäften mobil bezahlen. Der NFC-Markt sei demgegenüber auf knapp 8 Millionen Kunden in den USA beschränkt, so Business Inside.