Der ehemalige Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens, Wolfgang Clement, hat am Freitagabend im Landschaftspark Duisburg-Nord die Gewinner des Mittelstandspreises "Top Job 2009" ausgezeichnet. 212 Unternehmen wetteiferten in sechs Kategorien darum, bester Arbeitgeber zu sein. Hauptpreisträger ist der CRM-Spezialist CAS aus Karlsruhe.
Beim Wettbewerb Top Job lassen sich Mittelständler mit 20 bis 5.000 Mitarbeitern darin vergleichen, wie hoch ihre Attraktivität für Arbeitnehmer ist. Die Personalexperten um Prof. Dr. Heike Bruch von der Universität St. Gallen vergeben dabei in sechs Kategorien Punkte. Dabei analysieren sie das Personalmanagement und befragen die Mitarbeiter online. Auffallend sei dabei, dass sich gute Bewertungen auch im Unternehmensergebnis niederschlagen, erklärte Prof. Bruch anlässlich der Preisverleihung: "Im Klartext: Gute Arbeitgeber haben auch wirtschaftlichen Erfolg."
Weitere Gewinner des "Tob Job Awards 2009"
Karsten Wulf, Geschäftsführender Gesellschafter der buw Unternehmensgruppe aus Osnabrück. Buw ist Sieger in der Kategorie "Kultur und Kommunikation". Das Unternehmen hat für seine 3.200 Mitarbeiter ein Prämiensystem namens "F.C. Real" entwickelt. Im F.C. Real wird fleißig Fußball, Doppelkopf und Skat gespielt - ganz nebenbei werden dabei die Unternehmenstugenden Siegeswille, Leidenschaft und Teamgeist kommuniziert.
Michael Lorenz, Personalleiter der Alfred Ritter GmbH aus Waldenbruch. Ritter Sport ist Sieger in der Kategorie "Familienorientierung und Demografie". Die Schwaben überzeugten mit ihrem Gesundheitsprogramm und der betrieblichen Altersvorsorge. Neben zahlreichen Sportaktivitäten gibt es sogar einen Ernährungsberater für die knapp 800 Mitarbeiter. "Und seit anderthalb Jahren kann man auch Obstkörbe zu den Meetings bestellen", erklärte Lorenz.
Manfred Maaß, Geschäftsführer des Pflegezentrums Steinheim "Mainterrasse". Das Pflegezentrum bei Hanau ist Sieger der Kategorie "Internes Unternehmertum". 2007 reichte die Belegschaft 420 Verbesserungsvorschläge ein, 280 davon wurden realisiert. Maaß kommentiert das Mitdenken seiner Mitarbeiter: "Ich bin von Haus aus Sozialpädagoge. Da hat man auch die Aufgabe, sich überflüssig zu machen."
Sebastian Jochheim, Geschäftsführender Gesellschafter der Gossler, Gobert und Wolters Gruppe. Die Versicherungsmakler aus Hamburg sind Sieger in der Kategorie "Führung und Vision". Die GGW Gruppe hat gerade ihr 250-jähriges Firmenjubiläum hinter sich gebracht, gefeiert haben die knapp 200 Mitarbeiter drei Tage lang auf einer Überraschungsreise nach Marokko.
Matthias Schmidt, Vertriebsdirektor und Mitglied der Geschäftsführung bei der Stryker GmbH in Duisburg. Das Unternehmen ist Sieger in der Kategorie "Motivation und Dynamik". Gleich zweimal jährlich vereinbart die europäische Vertriebstochter des amerikanischen Herstellers von Medizintechnik mit ihren Mitarbeitern deren Ziele. Gegebenenfalls können in jedem zweiten Zielvereinbarungsgespräch neue Wege eingeschlagen werden.
Jens Trompeter, Bereichsleiter Organisationsentwicklung bei der itemis AG aus Lünen. Die westfälischen IT-Berater sind Sieger in der Kategorie "Mitarbeiterentwicklung und -perspektive". Bei ihnen gilt die "4+1-Woche": Vier Tage arbeitet der Mitarbeiter in Projekten, einen weiteren darf er für die persönliche Weiterbildung verwenden. Das kann das Mitwirken an einem Open-Source-Projekt sein, das Schreiben eines Artikels oder auch eine Maßnahme zur Persönlichkeitsentwicklung.
Martin Hubschneider, Vorstand der CAS Software AG aus Karlsruhe. Die CRM-Spezialisten sind Gesamtsieger des Top-Job-Awards 2009, das heißt in allen sechs Kategorien landeten die Software-Entwickler auf den vorderen Plätzen.
Es lohne sich also, in die Zufriedenheit der eigenen Arbeitnehmer zu investieren. Aber: Es lohnt nicht zwingend, sich diese Zufriedenheit mit hohen Gehältern zu erkaufen. "Wir bezahlen absolut durchschnittlich", erklärte Martin Hubschneider, Vorstandsvorsitzender der CAS AG, anlässlich der Preisverleihung in Duisburg.
Hubschneider erklärt sich den Erfolg seines Unternehmens eher mit weichen Faktoren: Alle zwei bis drei Monate nehmen die Mitarbeiter an einem Meeting über Ziele und Visionen teil. Neue Kollegen kommen aus dem eigenen Netzwerk rund um die Universität Karlsruhe. "Wir haben letztes Jahr 40 Diplomarbeiten betreut", sagt Hubschneider. Und schließlich: Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen bilden ein Frühwarnsystem, falls die Arbeit mal keinen Spaß mehr machen sollte. "Mich interessiert dabei besonders die Frage 'Wie zufrieden bist du in deinem Team?'", erklärt Hubschneider.
Bruch misst Attraktivität für Arbeitnehmer anhand folgender Indikatoren:
Führung und Vision,
Motivation und Dynamic,
Kultur und Kommunikation,
Mitarbeiterentwicklung und -perspektive,
Familienorientierung und Demografie und
Internes Unternehmertum.
Was sich hinter diesen Indikatoren verbirgt, wird anhand der Gewinner in den Einzelkategorien deutlich (siehe Bildergalerie).
Die 100 besten Arbeitgeber im Mittelstand kommen in diesem Jahr überwiegend aus der Dienstleistungs- und Beratungsbranche (22 %), der IT-Branche (17 %), dem Gesundheitswesen (16 %) sowie aus der Automobil- und der Elektrobranche (jeweils 12 %). Erfolgreichstes Bundesland ist Nordrhein-Westfalen mit 27 ausgezeichneten Unternehmen, es folgen Baden-Württemberg mit 18 und Bayern mit 14 Top-Arbeitgebern.
Insgesamt hatten in diesem Jahr 212 Unternehmen an "Top Job" teilgenommen. Die besten 100 von ihnen werden im Internet unter www.topjob.de und in dem von Bruch und Clement herausgegebenen Buch "TOP JOB - Die 100 besten Arbeitgeber im Mittelstand" präsentiert. Organisiert wird die Initiative von der Überlinger compamedia GmbH. Das Ziel ist es, Mittelständler mit herausragendem Personalmanagement bei der Optimierung ihrer Arbeitgeberqualitäten zu unterstützen und sie auf dem Arbeitsmarkt bekannt zu machen. Interessierte Unternehmen können sich ab sofort unter www.topjob.de für die nächste Runde bewerben.