Verantwortung für Digitalisierung

CDO und CSO bedrängen CIOs

05.12.2018 von Rainer Zierhofer
2016 gab der CEO noch den Ton beim digitalen Wandel an, gefolgt vom CIO. Heute hält sich die Geschäftsführung zurück. Dafür mischen CSO und CDO jetzt mehr mit.
  • Wer sind die Digitalisierungs-CxO in Unternehmen? Dieser Frage ging die Studie "Digital Value 2018" von Horváth & Partners nach.
  • Der CEO zieht sich zurück, dafür übernehmen mehr Chief Strategy Officer und Chief Digital Officer die Verantwortung für die Digitalisierungsstrategie.
  • CIOs bilden aber immer noch die größte Gruppe der Digitalisierungsverantwortlichen.
  • Ein Großteil der Firmen fokussiert sich noch immer auf neue Technologien; die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells kommt zu kurz.
Wer gibt die Richtung für Zukunftsprojekte vor?
Foto: Peshkova - shutterstock.com

Die digitale Transformation ist alles andere als abgeschlossen. Auf der To-Do-Liste stehen die Weiter- oder Neuentwicklung digitaler Geschäftsmodelle, die Einführung beziehungsweise Ausweitung von Prozessautomation oder auch die Flexibilisierung der IT-Struktur. Doch wer sorgt eigentlich dafür, dass es mit dem digitalen Wandel stetig vorangeht im eigenen Unternehmen? Wer gibt die Richtung für Zukunftsprojekte vor?

CSO und CDO rücken auf

Horváth & Partners ist dieser Frage in der Studie Digital Value 2018 auf den Grund gegangen, die 2016 und 2018 durchgeführt wurde. Vor zwei Jahren hatte der Firmenchef selbst am häufigsten die Zügel beim Thema Digitalisierung in der Hand, nämlich in 37 Prozent der Unternehmen. Knapp dahinter lag der CIO mit 34 Prozent. Heute spielen die Geschäftsführer nur noch in acht Prozent die digitale Hauptrolle. Es sind nun die Spezialisten, die sich die Verantwortung untereinander aufteilen.

Doch anders, als man es erwarten würde, konnte der IT-Chef seine Position nicht ausbauen. Er wird weiterhin nur in etwas mehr als jeder dritten Firma als die treibende Kraft gesehen. Stattdessen rücken der Strategiechef (CSO, Chief Strategy Officer) und der Digitalchef (CDO, Chief Digital Officer) in den Vordergrund. Sie gestalten in 19 beziehungsweise 11 Prozent den digitalen Wandel maßgeblich. Vor zwei Jahren sahen nur jeweils vier Prozent der Entscheider diese beiden Funktionen in der digitalen Hauptrolle.

Digitalisierung als Vorstandsaufgabe fest verankert

Der sinkende Einfluss der CEOs bei der Digitalisierung bedeutet nicht, dass das Thema keine Chefsache mehr ist. Im Gegenteil - die Schaffung neuer Vorstandsposten wie den des CDOs kann als Zeichen dafür gesehen werden, dass die Fortführung der digitalen Transformation als relevante, langfristige Aufgabe des Topmanagements anerkannt wird. Zuvor lag sie nicht selten als eines unter vielen Themen beim CEO, das nebenbei mitbearbeitet wurde beziehungsweise nach Verabschiedung einer Digitalstrategie von diesem als abgeschlossen betrachtet wurde.

Da liegt es nur nahe, für das Thema neue, frische Ressourcen zu schaffen, möglichst noch mit Digital-Expertise beziehungsweise -Affinität, die einigen senioren Geschäftsführern fehlt. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich daher für die Benennung eines neuen Digitalvorstands. Den Trend zum CDO belegt auch die Quadriga Hochschule Berlin: Demnach gibt es in der DACH-Region mittlerweile offiziell 320 Chief Digital Officer - 2016 waren es erst 120.

CIOs übergeben CDOs und CSOs kampflos das Feld

Eigentlich hätte der CIO die Gunst der Stunde nutzen und sich als derjenige empfehlen können, der technologisches Know-how und IT-Umsetzungskompetenz mit Unternehmensstrategie vereint - und so seine Rolle bei der Digitalisierung ausbaut. Doch viele CIOs beschränken sich auf operative Themen und werden nicht als innovative Partner auf Augenhöhe wahrgenommen, wie eine weitere Studie von uns zeigt. Der mangelnden Strategiefokussierung der CIOs kann es daher auch geschuldet sein, dass so viele Unternehmen die Digitalisierung lieber gleich in die Hand eines Strategievorstands geben.

Firmen vernachlässigen neue Geschäftsmodelle

Wo formell die Hauptverantwortung in der Unternehmensstrategie verortet ist, ist letztlich nicht wichtig, solange die gesamte erste Führungsriege - also auch der CEO - die Relevanz der digitalen Weiterentwicklung erkennt und das Thema gemeinsam strategisch angeht. Wie unsere Studie "Digital Value" zeigt, fokussiert sich der Großteil der Firmen bisher noch immer auf die Umsetzung neuer Technologien, die vor allem die Effizienz steigern sollen. Zu wenig Ressourcen werden auf die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells gelegt.

Lediglich 37 Prozent der in der Studie befragten Unternehmen geben an, heute andere Produkte zu vertreiben als vor dem digitalen Wandel. Auch neue Zielmärkte, Erlösmodelle oder neue Kundensegmente haben sich weniger als die Hälfte der Firmen erarbeitet. Die Unternehmen sollten sich nicht nur fragen: "Was brauche ich, um besser zu werden in dem, was ich bisher tue?", sondern auch: "Was könnte ich noch bzw. alternativ tun, um anders zu werden - und wie können digitale Lösungen mir dabei helfen?"

CEO muss weiterhin tragende Rolle spielen

Bei der Beantwortung dieser Fragen ist es empfehlenswert, interdisziplinär zu arbeiten - ganz im Sinne agiler Strukturen, die häufig erfolgsentscheidend für digitale Projekte sind. Der CEO muss dabei jedoch weiterhin eine tragende Rolle spielen, denn mit dem Erfolg der digitalen Transformation entscheidet sich die Zukunft der Unternehmen.

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