Unter sich verschärfenden Wettbewerbsbedingungen im TK-Markt ist der Sektor "Service-Konvergenz" ein Mittel, um die Kundenbindung zu fördern. Er bietet Carriern die Möglichkeit, zusätzliche Dienstleistungen zu offerieren und Marktanteile auszubauen. Die Services werden zudem aufgrund von erhöhtem Komfort, massiven Kosteneinsparungen und verbesserter Tonqualität Sprachanwendungen vorantreiben.
Frost & Sullivan schätzt, dass ungefähr 4,5 Millionen Kunden in Europa derzeit Neuverträge unterzeichnen. Diese Anzahl wird bis zum Jahr 2010 auf 50 Millionen anwachsen. 13 Prozent der Vertragnehmer werden nach der Prognose zusätzliche Services telefonisch abonnieren. Die Wachstumsgeschwindigkeit ist eher gemächlich. Für 2007 erwarten die Analysten allerdings einen Schub.
Das Wachstum ist stark davon abhängig, wann die Services in den einzelnen Ländern angeboten und wie sie vermarktet werden. Eine kritische Rolle spielen dabei auch gesetzliche Regelungen. Denn die Carrier richten ihre Strategien danach aus. Gesetzliche Vorgaben machen sich vor allem dann bemerkbar, wenn ein Festnetz-Carrier zu einem MVNO wird (Mobile Virtual Network Operator).
Die Regelwerke des Gesetzgebers variieren von Land zu Land. Sie werden zudem angesichts der beträchtlichen Preisrückgänge durch konvergierende Services ständig verändert. In Dänemark haben MVNOs beispielsweise den Markt aufgemischt, indem sie die vorherrschenden Preisstrukturen auflösten.
Wem gehören die Kunden?
Die Marktaufnahme konvergierender Services wird den Analysten zufolge in den einzelnen europäischen Ländern stark variieren. Das liegt hauptsächlich an den jeweiligen gesetzlichen Regelwerken, dem unterschiedlichen Wettbewerbsdruck und dem Grad der Marktdurchdringung.
Zurzeit schlagen sich die Anbieter konvergierender Dienstleistungen mit diversen organisatorischen Problemen herum. Sowohl Festnetz- als auch mobile Carrier bemühen sich, ihre jeweiligen Netzkapazitäten in eine synergetische Komplettlösung umzuformen. Streitfragen zwischen den Abteilungen wie Kundenzugehörigkeit, Einnahmeverteilung und Kostenaufteilung können das Wachstum konvergierender Services ausbremsen. Abnehmende Margen aufgrund der Notwendigkeit, dem Kunden einen starken Kostenvorteil zu verschaffen, erhöhen zusätzlich den Druck auf alle Beteiligten.
Die Analysten raten den Carriern, bei der Vermarktung einen Weg zu finden, der allen Abteilungen und Partnern gerecht wird. Jenseits der Aufteilung des Kundenpotenzials müssen alle Beteiligte ein eindeutiges Modell für die Kunden-Segmentierung haben. So lassen sich interne Reibereien vermeiden oder zumindest minimieren.
Aufgrund des Zwangs, Preisanreize zu schaffen, wird sich der Preisdruck in dem Markt massiv erhöhen. Niedrigere Preise werden aber neue Kunden anlocken. Das Business-Segment wird stärker durchdrungen.
Der Mangel an verfügbaren Handgeräten wird die Marktentwicklung der konvergierenden Geräte hemmen. Der Grund dafür ist eher politisch zu sehen: Geräte-Hersteller wollen keine Produkte entwickeln, die ihre eigene Kundenbasis angreifen könnten. Doch Handgeräte spielen eine wichtige Rolle für den Kunden bei der Vertagsauswahl eines mobilen Anbieters. Eine begrenzte Auswahl könnte daher den Reiz konvergierender Angebote beträchtlich vermindern.
Diese Situation wird sich jedoch wahrscheinlich aufgrund von wachsendem Druck der Festnetz- wie auch der mobilen Anbieter verändern. Sie beginnen nach und nach, die Möglichkeiten der konvergierenden Services wahrzunehmen. Mit aggressiven Marketing-Kampagnen positionieren sie die Services als komplette Lösung für Geschäft und Endanwender.
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