Neu ist Change Management nicht. Der Sozialpsychologe Kurt Lewin hat sich schon in den 1940er Jahren mit Veränderungsprozessen beschäftigt. Glaubt man Jürgen Knauf, Managing Director beim Berater Scopar (Scientific Consulting Partners) aus München, hat das wohl wenig genützt. Sieben von zehn Change-Projekten scheitern, so Knauf. Seine These: Entscheider nehmen die Mitarbeiter nicht mit.
Knauf stützt sich dabei auf Arbeiten des Verhaltensforschers Konrad Lorenz. Demnach laufen Veränderungsprozesse in fünf Phasen ab: Kenntnisnahme (die Beteiligten haben es gehört), Einschätzung (sie haben es verstanden), Entscheidung (sie sind einverstanden), Unterstützung (sie machen mit) und Anwendung (sie behalten Veränderungen bei).
Lorenz hat Folgendes betont: Gesagt ist nicht gehört. Gehört ist nicht verstanden. Verstanden ist nicht einverstanden. Einverstanden ist nicht angewandt. Und angewandt ist nicht beibehalten.
Laut Berater Knauf sind es diese Aspekte, die Entscheider zu oft vernachlässigen. Die Botschaften an die Mitarbeiter müssten zum jeweils passenden Zeitpunkt über den passenden Kommunikationskanal vermittelt werden, sagt Knauf. Unternehmen müssten den Erfolg von Veränderungen regelmäßig evaluieren.
Der Consultant sieht Changes allerorten in Unternehmen: Strategiewechsel, Reorganisationen, veränderte Arbeitsabläufe durch Prozessoptimierung zum Beispiel. Außerdem zählen technische Änderungen wie Systemwechsel ebenso dazu wie das Anwenden neuer Management-Instrumente. Sein Rat an Entscheider: "Planen sie bei jedem Projekt einen Change-Anteil mit ein!"
Weniger Routine-Arbeit, mehr Innovationen
Laut einer Prognose des Marktforschers Gartner bestehen derzeit drei Viertel der Arbeit aus Routine-Tätigkeiten - 2015 werden es nur noch 60 Prozent sein. Unternehmen werden sich mehr auf Innovationen konzentrieren, was immer wieder Veränderungen erfordert.
Knauf rät, vor Change-Projekten eine Analyse durchzuführen. Sie gibt Auskunft über Veränderungsbereitschaft und Veränderungsfähigkeit. Entscheider müssen außerdem einschätzen, ob der Change hohe oder niedrige Komplexität birgt.