Es lohnt sich, sich vor der Existenzgründung einige Gedanken zu machen. Welche, verrät Peter Brenner, Informatiker und Existenzgründungsberater:
1. Schritt: Geschäftsidee entwickeln
Dabei sollte sich der IT-Freiberufler folgenden Fragen stellen:
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Was sind meine Kernkompetenzen und wie stelle ich sie dar?
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Gibt es potenzielle Klienten dafür?
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Wie mache ich auf mich aufmerksam?
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Verfüge ich über genügend Kontakte?
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Bin ich bereit, Marketing und Akquisition vorzunehmen?
2. Schritt: Persönliche Rahmenbedingungen ermitteln
Wichtig für die Umsetzung einer Geschäftsidee ist deren Bewertung, die Feststellung der eigenen fachlichen Eignung und die Selbsteinschätzung des Gründers. Hier einige Anregungen:
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Ist die Dienstleistung neu auf dem Markt oder mit einem besonderen Service verbunden?
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Ist die Leistung preislich richtig eingeordnet?
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Reicht die Qualität der Dienstleistung aus?
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Wurde die Zielgruppe sorgfältig ermittelt?
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Kann die Dienstleistung nur schwer von anderen angeboten werden?
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Sind Ihre Kenntnisse auf dem neuesten Stand?
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Beurteilen Sie Ihre Fähigkeiten als überdurchschnittlich gut?
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Sind Sie körperlich und geistig stark belastbar?
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Sind Sie in der Lage, sich für ein Thema hundertprozentig zu engagieren?
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Können Sie sich selbst Ziele setzen und diese konsequent verfolgen?
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Kennt Ihre Familie Ihre Planungen zur Existenzgründung?
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Steht Ihr Partner dem Vorhaben positiv gegenüber?
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Können Ihnen andere bei den fachlichen oder kaufmännischen Aufgaben helfen?
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Verfügen Sie über grundlegendes kaufmännisches Wissen?
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Verfügen Sie über Erfahrung im Umgang mit Menschen und macht Ihnen dieser Spaß?
3. Schritt: Business-Plan erstellen
Ein solcher Plan gibt dem Gründungsvorhaben ein Fundament. Fürs Erste genügt eine Einnahmen-/ Ausgabenrechnung, um die Wirtschaftlichkeit der geplanten Unternehmung zu ermitteln.
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Welchen Stunden-/Tagessatz kalkuliere ich bei wie viel Beratungstagen im Jahr?
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Wie hoch sind meine Personal- und Geschäftsraumkosten?
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Wie viel setze ich für Reisekosten, Telekommunikation, Steuerberater, Abschreibungen, Marketing und Akquisition, Versicherungen, Fortbildung an?
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Welche Umsatzrentabilität ergibt sich daraus?
4. Schritt: Fördermittel ausloten
Verschiedene Möglichkeiten einer staatlichen Förderung sind gegeben:
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Gründungszuschuss von der Agentur für Arbeit, der vor einer Gründung zu beantragen ist. Dafür ist ein Business-Plan notwendig.
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Gründercoaching Deutschland der KfW, der 50 Prozent Zuschuss zu den Coaching-Kosten beinhaltet, bei Gründung aus der Arbeitslosigkeit sind sogar 90 Prozent Zuschuss möglich. Damit lassen sich sämtliche Gründungsfragen lösen von der Anerkennung als Freiberufler bis zur richtigen Versicherung. Das beabsichtigte Gründercoaching ist vor Beginn von der KfW zu genehmigen.
5. Schritt: Marketing-Unterlagen erstellen
Einige grundsätzliche Festlegungen sind zu treffen, um danach die Außendarstellung des Gründers zu modellieren. Diese Basisdefinitionen sind nicht für alle Berater eine Selbstverständlichkeit, aber unabdingbar für einen erfolgreichen Marktauftritt: aussagekräftiges Beraterprofil, Honorarfindung, Einsatzgebiet, Direktaufträge und / oder Subunternehmerschaft, Internet-Auftritt, Briefbogen, Visitenkarten, Firmenlogo.
6. Schritt: Anmeldung bei den Behörden
Die Anmeldung beim Finanzamt steht an und die Angaben im sogenannten Betriebserfassungsbogen sind sehr genau zu überdenken. Eine Ab- oder Anmeldung bei der Deutschen Rentenversicherung Bund ist nicht erforderlich. Wird der Freiberuflerstatus angestrebt, ist die Anmeldung eines Gewerbes kontraproduktiv.
Sonst drohen zusätzlich zur Gewerbesteuer, Beiträge bei der IHK und Berufsgenossenschaft, doppelte Buchführung und Bilanzierungspflicht. Die Deutsche Rentenversicherung Bund prüft in der Regel per Fragebogen, ob ein Berater rentenversicherungspflichtig ist. Bei negativem Ausgang sind maximal Beiträge für vier Jahre in Höhe von rund 24.000 Euro zu entrichten.
7. Schritt: Ausbau des Netzwerkes
Es reicht nicht, sich auf den vielen Plattformen des Internets einzutragen. Das ist eine Aktion, die selbstverständlich sein sollte. Wichtiger ist, Kontakte aus der Vergangenheit aufzufrischen, Präsenz auf Kongressen, Messen, Tagungen zu zeigen und auf sich aufmerksam zu machen oder auch Mitglied in einem Berufsverband werden. Haben Sie eine Idee für einen Buchtitel, den Sie selbst oder mit anderen umsetzen?
8. Schritt: Direktaufträge anvisieren
Vermittler reduzieren den Stundensatz eines Beraters um ein- bis sogar zweistellige Prozentsätze. Trotzdem wählen die meisten Informatiker diese Zusammenarbeit, auch um Akquisition zu vermeiden.
Empfehlung: Ermitteln Sie Ihre Zielgruppe und Ansprechpartner. Dabei helfen unter anderem Verzeichnisse über die Tätigkeitsschwerpunkte von möglichen Kooperationspartnern sowie Klienten und den dort zuständigen Kontaktpersonen. Diese Informationen erleichtern die eigene Akquise.
9. Schritt: Wissen ständig aktualisieren
Die ständige Aktualisierung des Wissens und der Kompetenzen ist eine Pflichtaufgabe für jeden Berater. Projektdruck und die wenige zu nutzende Freizeit verhindern dieses Vorhaben häufig. Neue Technologien und Fortbildungsmöglichkeiten erleichtern die Erfüllung dieser Herausforderung trotz hoher zeitlicher Belastung. Mit Mailing-Aktionen, News auf der Homepage und Beiträge in verschiedenen Foren zeigen Sie, dass Sie mit Ihrem Wissen am Puls der Zeit sind. Gleiches gilt für zwischenzeitlich gesammelte Erfahrung in Projekten.
10. Schritt: Optimierungsmaßnahmen angehen
Jetzt gilt es die bisherige Beratungskompetenz fortzuentwickeln, etwa vom Softwareentwickler zum Projektleiter. Dafür geeignet sind zum Beispiel Qualifizierungsmaßnahmen, Zertifizierungen, Online-Schulungen, Selbststudium.
Zum Schluss ein letzter Hinweis: Immer häufiger finden auch bei einem Einzelunternehmer Betriebsprüfungen statt. Diese gilt es vorzubereiten - durch genaue Prüfung der Begrifflichkeiten auf der Homepage, der Rechnung mit Tätigkeitsnachweis und den Inhalten der abgeschlossenen Verträge. (Computerwoche)