Wegen der Unsicherheiten über die wirtschaftliche Entwicklung werde die Branche dieses Jahr ihren Rekord-Forschungsetat von 2019 von rund 13 Milliarden Euro nicht erreichen, teilte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit. Damit ende ein langjähriger Aufwärtstrend: Zuvor stiegen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung neun Jahre in Folge. Im Jahr 2019 waren die Forschungsetats um mehr als drei Prozent gewachsen, die Chemie- und Pharmabranche lag auf Platz drei nach Auto- und Elektroindustrie.
Nun planten noch rund 60 Prozent der Unternehmen, ihre Forschungsprojekte wie vorgesehen umzusetzen. Knapp 30 Prozent würden einzelne Projekte zumindest um einige Monate verschieben, sehr wenige Projekte würden ganz gestrichen. Bei externen Forschungsaufträgen halte sich die Branche in der Krise vermehrt zurück. Das gehe aus einer aktuellen Mitgliederumfrage hervor, so der VCI.
Die Bedingungen für Forschung und Innovation am heimischen Standort müssten sich verbessern, forderte der Verband in Frankfurt. "Der Forschungsstandort Deutschland steht nicht erst seit der Corona-Pandemie unter starkem Druck", sagte Thomas Wessel, VCI-Vorsitzender des Ausschusses Forschung, Wissenschaft und Bildung.
So müsse die steuerliche Forschungsförderung zügig und unbürokratisch umgesetzt werden und internationales Niveau erreichen, um Investitionen in Forschung und Entwicklung aus dem Ausland anzuziehen. Zudem müsse die Bundesregierung ihren geplanten Zukunftsfonds für Start-ups schnell etablieren und Biotechnologie in Deutschland stärken, die eine entscheidende Rolle bei der medizinischen Bekämpfung der Corona-Pandemie spiele. (dpa/rs)