Im Gespräch mit der " Computerwoche " fordert Keen deshalb, zwischen den Altarchitekturen, die nach seiner Ansicht lediglich interne Ressourcen zu einem funktionierenden Ganzen zusammenfassen müssen, und neuen "Schnittstellen-Architekturen" einfach eine Wand zu ziehen. Auf Wiedersehen Enterprise Application Integration, willkommen "Transformational Architecture"!
Was soll denn das nun wieder sein? Keens Erklärung: Künftige IT-Landschaften müssen über die Grenzen einzelner Unternehmen hinausreichen. Deshalb sollten sie so beschaffen sein, dass sie sich mit den IT-Umgebungen anderer Unternehmen verbinden lassen, also jede Business-Transformation mitmachen können, sei es eine Partnerschaft oder eine Fusion.
Herkömmliche Enterprise-Architekturen bleiben nach Keens Ansicht auf ein Unternehmen beschränkt; die Online-Welt, meint er, sei zu groß und zu bewegt für die immer unbeweglicher gewordenen Dinosaurier. Der Versuch, "Legacy", IT-Altlasten also, Web-fähig zu machen, sei deshalb "hochgradig gefährlich".
Fast zu einfach hört sich die Lösung an, die Keen präsentiert: Für ihn liegt sie einzig in der Dokumenten-Austauschsprache XML. Diese werde alle Probleme, die sich aus inkompatiblen Systemen ergeben, binnen weniger Jahre auflösen. Über kurz oder lang werde XML alle Dokumenten-Schnittstellen zwischen alten und neuen Welten bedienen können. Und das reiche; mehr als Dokumentenaustausch soll nach seiner Überzeugung kein CIO anstreben, solange Legacy-Systeme mit im Spiel sind.
Also: her mit der Mauer! Deren zusätzlicher Charme besteht laut Keen darin, dass auf einer Seite die IT-Fabrik stehe, die sich glänzend zum Outsourcing eigne. Und auf der anderen Seite der Mauer dauere, dank Web-Services, die Anwendungsentwicklung nicht mehr zwei bis fünf Jahre, sondern nur noch 90 bis 180 Tage.
Also: hier die Altsysteme, dort die Chinesische Mauer - und dahinter die Grüne Wiese. Davon haben IT-Entscheider doch immer geträumt. Wie realistisch Keens Vision ist, lässt sich spätestens Ende November bei "IT meets Business" herausfinden, dem Kongress von Computerwoche und CIO. Dort ist Keen einer der Top-Redner; für Diskussionsstoff dürfte also gesorgt sein.