Standardisierung, Konsolidierung und Integration – verstanden als Aufgabenbündel – ist derzeit die wichtigste IT-Herausforderung in deutschen Unternehmen. Das geht aus einer Studie von IDG Business Media unter mehr als 200 CIOs hervor. 55 Prozent davon nannten diese Priorität. 52 Prozent zählen ferner Security zu den aktuell wichtigsten Aufgaben, 48 Prozent die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit durch IT. Dahinter folgen mit 48 Prozent Business Alignment und mit 45 Prozent das Kostenmanagement, Werte um die 30 Prozent erreichen Felder wie Modernisierung, Cloud Computing und Compliance.
Mit 24 Prozent recht weit hinten platziert ist Outsourcing. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anwender nach jahrelanger Zurückhaltung gerade dabei sind, ihre Aktivitäten in diesem Bereich wiederaufzunehmen. Immer stärker sind die Firmen auch dazu geneigt, ihre Offshoring-Kapazitäten auszubauen.
Insgesamt ist der Aufbruch zu neuen Ufern beim IT-Outsourcing bislang ausgeblieben. Ausgelagert worden ist bislang vorwiegend Onshore. Jeweils ein Viertel bis ein Drittel hat einzelne Segmente der IT an einheimische Dienstleister vergeben – Werte an denen sich in den vergangenen fünf Jahren wenig verändert hat. Etwa ein Fünftel der IT-Services ist mittlerweile Nearshore vergeben. Im Spektrum dieser vorwiegend ins osteuropäische Ausland vergebenen Aufträge hat es in den vergangenen Jahren die deutlichsten Zuwächse gegeben.
Ausblick bis 2017
Offshoring stagnierte hingegen in den vergangenen Jahren beinahe. Aber das soll sich nach Angaben der Anwender bis 2017 massiv ändern. Rund 9 Prozent der Firmen haben aktuell Entwicklung, Anpassung oder Parametrisierung von Software und Services ins weit entfernte Ausland vergeben. Der Anteil ist seit 2007 nur leicht angewachsen; in fünf Jahren wollen aber 15 Prozent der Unternehmen hier tätig werden. Beim Offshore-Betrieb von Applikationen gab es in den vergangenen Jahren einen deutlicheren Anstieg von 6 auf 10 Prozent; hier steigt die Kurve laut IDG-Prognose weiter an – auf 17 Prozent in fünf Jahre. Infrastruktur-Management haben momentan 7 Prozent an Offshore-Standorte ausgelagert. In fünf Jahren werden das voraussichtlich 16 Prozent sein, 2007 lag der Anteil noch unter 4 Prozent.
Für zwei Drittel der Anwender kommen Outsourcing-Projekte an westeuropäischen Standorten prinzipiell in Frage, für ein Drittel gilt das auch für Osteuropa. 15 Prozent geben an, dass auch Indien als Standort prinzipiell in Erwägung gezogen wird – ein Wert, der sich möglicherweise nicht nur zufällig weitgehend mit den formulierten Offshoring-Zielen deckt. China wird von 11 Prozent als mögliche Destination für Projekte genannt.
27 Prozent unzufrieden
Insbesondere die großen indischen Dienstleister wie Tata Consulting Services (TCS), Infosys, Wipro, HCL könnten die zu den Gewinnern der nahen Zukunft zählen. Diese Firmen verbindet einiges miteinander: Allesamt sind sie zwar seit Jahren in der Bundesrepublik vertreten, aber in der Vergangenheit doch weithin halbherzig. Vor wenigen Jahren wurde durchweg der deutsche Markt als Wachstumsfeld ausgerufen, weil die USA und Großbritannien beinahe abgegrast sind. Das Bekenntnis zur Kundenakquise hierzulande wird unterfüttert der durch massiven Ausbau der lokalen Kapazitäten, die als Bindeglied zwischen deutscher und indischer Kultur fungieren sollen. Abgeschlossen ist der Prozess bei weitem noch nicht; in den kommenden Jahren planen die indischen Anbieter massive Investitionen.
Dass die Anstrengungen erste Früchte tragen, bestätigt die IDG-Studie. Immerhin ist den führenden Indern gelungen, zumindest als Option in den Köpfen der Anwender eine größere Rolle zu spielen. TCS hatten vor einigen Jahren nur 7 Prozent der Firmen als Dienstleister überhaupt auf dem Zettel, heute sind es 31 Prozent – Rang Eins unter den indischen Providern. Infosys steigerte seine Bekanntheit von 5 auf 18 Prozent, Wipro von 4 auf 15 Prozent. HCL kletterte von 2 auf 5 Prozent in der Wahrnehmung. Fast ein Viertel der deutschen Anwender zeigt sich an den Entwicklungen der indischen IT interessiert oder sehr interessiert.
Förderlich für die Outsourcing-Neigung insgesamt dürfte sein, dass die Anwender bisher mehrheitlich gute Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben. 6 Prozent sind sehr zufrieden, 30 Prozent zufrieden, 38 Prozent eher zufrieden als unzufrieden. 27 Prozent machten bisher tendenziell schlechte Erfahrungen.
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