Forrester entwirft in dem Papier "Tech leadership in the digital predator era" das Profil eines zukünftigen CIOs. Dabei teilen die US-Analysten Unternehmen in drei Kategorien ein: digitale Raubtiere (Predators), bei denen 80 Prozent des Vertriebs auf digitale Services zurückzuführen sind, digitale Transformer und digitale Dinosaurier.
Dass sich diese Einteilung an Vertriebszahlen orientiert, illustriert bereits den Tenor des Papiers. Forrester will CIOs für ihren Beitrag zur Umsatzsteigerung in die Pflicht nehmen.
Die Analysten haben sich angesehen, welche Rolle der CEO beziehungsweise die Geschäftsführung der "Predator"-Firmen ihren CIOs zuschreiben. Sie haben dafür mit 75 Entscheidern Gespräche geführt. Forrester will die Studie als qualitative Analyse verstanden sehen, nicht als quantitative Befragung.
Unternehmen schauen auf Führungsqualitäten und Kundenorientierung
Demnach legen die Predatoren vor allem auf Führungsqualitäten und Kundenorientierung ihrer CIOs wert. Strategisches Denken ist ihnen im Vergleich dazu weniger wichtig. Darin unterscheiden sie sich deutlich von den anderen beiden Kategorien. Salopp ausgedrückt: Predatoren suchen CIOs, die sich als CEO der Zukunft fühlen.
Der Begriff der Kundenorientierung gilt hier in zweierlei Sinn. Zum einen bezieht er sich auf die "Kunden" des IT-Teams, also sämtliche Anwender im Unternehmen. Zum anderen meint er die Endkunden.
5 Ratschläge für CIOs
Forrester leitet daraus diese Empfehlungen für CIOs ab:
1. Sich an Design Thinking orientieren: Die Analysten beobachten, dass IBM, Infosys, SAP und andere Technologiefirmen in Design Thinking investieren. Der Ansatz soll CIOs ermöglichen, die Sicht des Nutzers einzunehmen.
Das Hasso-Plattner-Institut schreibt dazu: "Die Strahlkraft von Design Thinking besteht darin, neue und überraschende Formen der kreativen Zusammenarbeit zu ermöglichen. Wir-Intelligenz ist das neue Schlagwort, Kollaboration wird die Grundlage für ein neues Arbeitsbewusstsein."
2. Eng mit dem Marketing-Chef kooperieren: Für Forrester reicht es nicht aus, dass der CIO dem Chief Marketing Officer (CMO) genau die Technologie liefert, die dieser braucht. Er muss auch "die Marketing-Sprache" beherrschen und beispielsweise jeden Punkt der Customer Journey verstehen.
3. Die Endverbraucher kennenlernen: CIOs sollten Endkunden des Unternehmens kennenlernen und sich mit ihnen unterhalten. Ziel ist nicht nur, ihre Mentalität zu verstehen, sondern auch, zu erfahren, welche digitalen Services und Produkte anderer Unternehmen sie nutzen.
4. Einen Sitz im Board bekommen: Die besten CIOs hätten immer ins Board gewollt, so eine Forrester-These. IT-Chefs erreichen das am ehesten, indem sie einflussreiche Peers im Unternehmen finden und deren Ziele unterstützen.
Auf der anderen Seite sehen die Analysten Unternehmen gefordert, ihre IT-Manager nach solchen Kriterien auszuwählen. Zwar sei das CIO-Büro bisher meist kein geeigneter Ort gewesen, an dem man CEOs fände. Mit der wachsenden cross-funktionellen Bedeutung und Verantwortung von CIOs ändere sich das.