Zu viele Meetings und zu wenig richtige Arbeit

CIO werden? Nein, danke!

10.09.2008 von Christiane Pütter
Software-Entwickler würden ihren Job niemals gegen den Posten eines CIOs eintauschen. Das behauptet die US-amerikanische IT-Journalistin Meridith Levinson. CIOs und Entwickler reagieren auf ihren Blog-Beitrag unterschiedlich.
CIO.com-Bloggerin Meridith Levinson hat gut lachen. Sie ist ja kein CIO.

Nicht jeder will das "C" im Titel. Software-Entwickler jedenfalls behalten lieber ihren Job, als CIO zu werden. Warum das so ist, handelt CIO.com-Autorin Meridith Levinson in ihrem Blog "Movers & Shakers" auf der Website unserer Schesterpublikation an acht Punkten ab:

1. Software-Entwickler leben für's Code-Schreiben. Glaubt man Ms. Levinson, würden sie diese Leidenschaft nie für einen CIO-Job eintauschen.

2. Entwickler wollen die Früchte ihrer Arbeit sehen. Als CIO müssten sie aber den ganzen Tag in Meetings sitzen, sich mit den Querelen ihrer Mitarbeiter herumschlagen oder um Budget betteln. Für richtige Arbeit hätten sie keine Zeit mehr.

3. Entwicklers Muttersprache ist Java. Laut Meridith Levinson können sich viele Entwickler in Java oder C# besser ausdrücken als in Englisch (beziehungsweise Deutsch). Schlecht, wenn man als CIO den Vorstand vom Wertbeitrag der IT überzeugen soll.

4. Entwickler sehen sich eher als Rächer der Nerds. Ein Software-Entwickler würde es lieber zum legendäreren Hacker bringen als zum CIO, sagt die Bloggerin. Und fügt gleich an, das sei auch realistischer.

5. Entwickler bekommen nicht gern Anweisungen von den dümmsten anzunehmenden Usern. Entwickler legen sehr viel Wert auf Integrität. Sie könnten sich niemals Anweisungen von Leuten akzeptieren, die nichts von Technik verstehen.

6. Entwickler sind keine Klempner. Der CIO ist für sie der Typ, der die Infrastruktur in Stand halten muss. Entwickler widmen sich lieber innovativen Arbeiten.

Der Eierkopf bei Dilbert

7. Entwickler hassen Power Point. Sie denken, Power Point sei die Domäne des Eierkopfes aus den Dilbert-Comics.

8. Entwickler halten CIOs meist für ahnungslos. Warum sollten sie in eine Position wollen, in der sie keiner ihrer Kollegen respektiert?

Soweit die Argumentation von Meridith Levinson. Sie scheint den Nagel auf den Kopf zu treffen, jedenfalls hat sich ein User (oder eine Userin) namens mtkd gemeldet, der zur Zeit als CIO arbeitet und wieder zurück zum Entwickler will. Mtkd schreibt, er/sie/es verdiene jetzt zwar mehr, aber ein guter Tag sei einer, an dem "nicht alles den Bach runtergeht". Mtkd sehnt sich in die Zeiten zurück, als es noch hieß "Haben wir heute nicht was Tolles hingekriegt?!"

Doch Ms. Levinson provoziert auch Widerspruch. So ätzt Gurav C. Patrikar, sieben von zehn Entwicklern träumten doch davon, CIO zu werden. Schon allein deswegen, weil der CIO tausenden ihrer Zunft vorschreibt, was sie zu tun haben.

Wer erstmal CIO geworden ist, wird es schon sehen

Auch der Student Manish Wadhwa glaubt den Worten der Bloggerin nicht. Er findet zwar schon, dass Entwickler allen Grund haben, auf ihre Arbeit stolz zu sein, schreibt er. Aber ein CIO leiste sehr viel mehr, als der Artikel behaupte. Könne ja sein, dass ein Entwickler mehr Ahnung von AS400 hat als sein CIO, aber der CIO wisse eben, wo es in Zukunft hingeht.

Und ein Unternehmen, das nur aus guten Entwicklern besteht und niemanden hat, der diese führt und ihnen Visionen vorgibt, sei nicht denkbar.

Worauf ein User namens Anonymous dem Studenten mit auf den Weg gibt, er solle erstmal den Job eines CIOs machen. Dann werde er schon sehen.