Gartner sieht den gesamten IT-Komplex in einer akuten Gefahr des Scheiterns: vom Markt der Entwickler und Provider bis zu den Anwendern in den Unternehmen. Zumindest gilt das für die Industrie-Staaten - im Unterschied zu den innovativen Kraftzentren China und Indien, dessen Exporte an IT-Dienstleistungen um mehr als 30 Prozent jedes Jahr wachsen.
Die Analysten haben also Vorbilder parat. Und sind nicht verlegen um Antworten auf die Frage, was "innovativ" eigentlich bedeutet. Gartner-Vizepräsident Mark Raskino spricht davon, "neue Ufer zu betreten" - letztlich eine Frage der Einstellung. Im Ideal-Fall beseelt CIOs eine Art Kolumbus-Geist. Sie wollen als Erste in See stechen und auf ihrem Gebiet Neuland entdecken.
Raskino nennt die britischen Banken, die einst allen Unkenrufen zum Trotz den sinkenden Kahn der Magnetstreifen und Unterschriften verließen und das brandneue Flaggschiff der Chip-Karten und PIN-Nummern enterten. Demgegenüber seien konservative Institute häufig untergegangen.
Solange IT-Abteilungen vor sich hinschlummern, ohne unkonventionell neue Lösungen zu entwickeln, sinkt laut Gartner ihr Stellenwert in den Unternehmen. "CEOs suchen neue Ideen", sagt Vizepräsident und Analyst Steve Prentice. "Viele sehen nicht, dass ihre IT-Abteilung sie liefert."
Gartner nennt zwei Felder, auf denen es auf Visionen ankommt: Erstens: intelligente Software-Architekturen. Denn die Anwendungen hinken mittlerweile hinter den ausgereiften Hardware-Entwicklungen hinterher. Vom limitierenden Faktor müsse sich die Software wieder zum Innovations-Treiber wandeln.
Drei Empfehlungen für eine innovative Unternehmens-IT
Zweitens: Virtualisierung. Denn sie schafft kreative Freiräume für die Mitarbeiter. Die Grenze zwischen realer und virtueller Welt verschwimme immer mehr, so die Analysten. Eine neue Generation von Arbeitnehmern sei an ein anderes Arbeiten gewöhnt und werde von der IT verlangen, die Weichen dafür zu stellen.
Bei aller Schärfe in der Kritik, steht Gartner den CIOs auch mit Ratschlägen zur Seite. Die Analysten empfehlen drei Initiativen für die Unternehmens-IT:
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ein herausragender Technologie-Lieferant werden, der sich in einem komplexen Umfeld hochgradig service-orientiert verhält.
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Mitarbeiter rekrutieren, die mit technologischer Hilfe eingeschliffene Geschäfts-Praktiken einreißen und neues aufbauen wollen.
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ein "Büro für Transformation" einrichten, also einen Think Tank für neu Ideen, Konzepte und Prozesse.
Mark Raskino sagt, warum das Sinn ergibt: Wer im heutigen Geschäftsleben voran strebe, möge vielleicht trotzdem Mittelmaß bleiben. "Aber wenn du nur auf eine ordentliche Platzierung zielt, bist du am Ende komplett aus dem Rennen", so Raskino.