Der CA-Report "Becoming the boss" über die künftige Rolle von CIOs hat ergeben, dass gerade einmal vier Prozent der Unternehmenschefs schon einmal eine IT-Abteilung geleitet haben. Angesichts der zunehmenden Bedeutung der IT für Unternehmen ist das eindeutig zu wenig - nicht nur für CIOs, die sich selber zu Höherem berufen sehen.
Je mehr die IT im Wettbewerb um Marktanteile und Konkurrenzvorteile eine Rolle spielt, desto mehr brauchen Unternehmensleiter ein Verständnis für Technik, argumentiert Jacob Lamm, Executive Vice President bei CA Technologies im Vorwort der Studie, die unter anderem auf einer Umfrage unter weltweit 685 CIOs beruht.
Business-Strategie und IT rücken näher zusammen
Business-Strategie und IT seien nicht länger zwei Paar Schuhe, so Lamm. Die alte Taktik, einen Kurs vorzugeben und die IT bei der Umsetzung helfen zu lassen, werde den Chancen nicht gerecht, die sich durch die engere Einbindung der IT schon bei der Formulierung von Strategien ergäben.
Auch die CIOs selber drängen sich auf, wenn es um die Vergabe höherer Aufgaben geht: Moderne CIOs, so ein Ergebnis des CA-Reports, sind nicht mehr einfach nur Techniker. Sie verfügen längst über einen gesunden Geschäftssinn und über die Fähigkeit, kommerziell zu denken. Und sie haben viel Erfahrungen im Umgang mit Menschen. Was ihnen oft genug fehlt, ist die Gelegenheit, diese Fähigkeiten auch außerhalb der IT-Abteilung einzubringen, schreibt CA.
Dabei gebe es mit der schnell wachsenden Schnittmenge zwischen IT und Business etwa durch Cloud Computing für CIOs neue Gelegenheiten, Geschäftsstrategien mit Technik zu treiben. 54 Prozent aller befragten CIOs verstehen daher ihre Rolle auch als Sprungbrett für eine Position in der Unternehmensleitung, viele davon sehen sich gar als Kandidat für den CEO-Posten. Daher, fordert CA, sei es an der Zeit, sich von dem überholten Glauben zu verabschieden, dass CIOs sich nicht für höhere Aufgaben eigneten. Es könne vielmehr die beste strategische Entscheidung eines Unternehmens sein, dem CIO prinzipiell die Möglichkeit zu geben, jenseits seiner eigenen Abteilung aufzusteigen.
Warum der CIO einen guten Chef abgeben würde
Wer den CIO aufgrund vermeintlich fehlender Fähigkeiten noch nie als potenzielle Führungskraft gesehen hat, steht nicht alleine da. Es sind ja nur die bereits erwähnten vier Prozent Aufsteiger, die tatsächlich aus der IT kommen. Als CFO (29 Prozent) oder COO (23 Prozent) sind die Chancen ungleich größer.
Sogar 16 Prozent der von CA befragten IT-Leiter sagen, dass es offene Vorbehalte gegen sie gibt, wenn es um die Besetzung höherer Stellen geht. Weitere 58 Prozent sehen ihren möglichen Aufstieg ins Top-Management direkt dadurch behindert, dass man ihnen die Rolle eines Technikers zuweist. CIOs gelten eher als Enabler denn als Driver für neue Technik, also als jemand, der Dinge zwar brav ermöglicht, nicht aber wirklich vorneweg marschiert.
Aber auch als Technikexperte eignet sich ein CIO als CEO: Alleine durch die Bedeutung von Technologien wie Cloud Computing, das CA immer wieder und gerne für die Argumentation heranzieht. Seine Bedeutung für das Business könne man gar nicht überschätzen, heißt es in dem Bericht. Über die Cloud sei es eine Sache von Stunden, in neue Märkte jenseits des Meeres einzusteigen. Das Vergrößern der IT-Ressourcen, weil ein neues Produkt nach mehr verlangt, ist innerhalb von ein paar Minuten erledigt.
Auch wenn das sehr optimistisch klingt: Richtig ist, dass das Geschäft zunehmend an moderner Technik hängt. Dass Technik dabei schnell unterstützen kann, wird von niemandem ernsthaft bestritten.
Folgerichtig haben die Unternehmen gute Chancen auf eine bessere Positionierung im Markt, die ihre Geschäftsstrategie rund um die IT aufbauen und nicht bloß ihre Strategie mit Technik absichern. Von dieser Einsicht ist es dann nicht mehr weit zur Erkenntnis, dass Geschäftsführer mit fundierten Technikkenntnissen ein Unternehmen weiter bringen als Chefs ohne diese Expertise.
Außerdem sind gute CIOs es schon lange gewohnt, komplexe Projekte mit großen Budgets und hohem Personalaufwand zu managen - und auch mal in den Sand zu setzen. Auch das qualifiziert sie zu Höherem, denn durch Fehler und Niederlagen lernt man bekanntlich mehr als durch strahlende Siege.
CIOs sind bereit für den Aufstieg
Wer einen talentierten und fähigen CIO in seinem Unternehmen hat, sollte sich nicht wundern, wenn er Aufstiegswillen signalisiert. Immerhin 55 Prozent der von CA befragten CIOs sehen ihre Rolle als Sprungbrett auf dem Weg nach oben. Die Tage, als CIO für technisch begabte Menschen schon der Gipfel ihrer Berufswünsche war, gehören der Vergangenheit an.
Auch wenn es sich bis hierher anders angehört haben sollte: Für viele scheint diese Option durchaus denkbar zu sein. Immerhin 44 Prozent der CIOs halten es für durchaus möglich, CEO zu werden. CIOs glauben, dass ihre Zeit kommen wird, und das durchaus schon bald. Schon in zwei Jahren, rechnen 14 Prozent der CIOs, werden sie wenigstens in die engere Wahl gezogen, wenn es um die Nachfolge in der Unternehmensleitung geht. Weitere 16 Prozent glauben dasselbe, kalkulieren aber erst in mehr als zwei Jahren damit.
Andererseits stoßen ambitionierte CIOs aber noch immer auf Grenzen. So beschreiben 22 Prozent ihre Beziehungen zum Chef als schlecht. Viele Business-Verantwortliche scheinen zudem noch immer das Stereotyp des CIOs als Freak im Kopf zu haben. Logisch dann, dass 55 Prozent bei der Diskussion um Business-Strategien gar nicht erst konsultiert werden, obwohl 60 Prozent der IT-Leiter von sich überzeugt sind, gute Beiträge dazu zu leisten. Schon alleine dieses Missverhältnis gelte es zu überwinden, meint CA, um auch nur die Chance zu nutzen, dass CIOs das Unternehmen tatsächlich strategisch nach vorne bringen könnten.
Ratschläge für CIOs: So bringen Sie es zum Boss
Die Ambivalenz, mit der man IT-Leitern außerhalb ihrer Abteilung begegnet, zeigt: Ein Selbstläufer ist der Aufstieg nicht. Daher müssen CIOs selber aktiv werden, um dereinst in der Geschäftsleitung die Strategie eines Unternehmens mitbestimmen zu können. Die Studie enthält einige Ratschläge zur Karriereplanung, von denen wir ein paar dokumentieren.
Für CIOs aus dem Finanzbereich etwa gilt: Wechseln Sie den Job und gehen Sie in die Fertigungsindustrie. Gerade einmal ein kümmerliches Prozent der Finance-CIOs nämlich rücken überhaupt in die oberste Führungsebene auf, aber elf Prozent der IT-Chefs aus der Fertigung. Und wenn Sie in Europa arbeiten: Ziehen Sie in den asiatisch-pazifischen Raum um, denn auch hier sind Ihre Chancen größer. Hierzulande rücken eher CFOs nach oben, in Nordamerika eher die COOs. Tatsächlich hat die Hälfte aller CEOs mindestens einen Auslandsjob ausgefüllt, in Europa beträgt der Anteil sogar 61 Prozent.
Auch akademische Grade schaden nicht, so CA - besonders im Wettbewerb mit CFOs und COOs. Immerhin 47 Prozent der CEOs verfügen über einen Master-Degree oder ein Diplom, 25 Prozent nennen sich MBA. Also: Wenn die Administration Zeit lässt, holen Sie am besten gleich ihren Doktor nach. Aber nicht abschreiben.
Cathy Holley vom US-amerikanischen Headhunter Boyden zählt fünf Tugenden auf, die CIOs auf dem Weg zum CEO aufweisen sollten: "Integrität, Mut zu Entscheidungen sowie die Fähigkeit, die Sicht auf die eigene Rolle jenseits von Technologie zu erweitern. Zudem muss man ein blendender Netzwerker sein, und es hilft am Ende, einen guten Sinn für Humor zu haben. Als CEO hat man immer seinen Hals unter der Guillotine, und wenn man das nicht aushält, wird man schnell einen Kopf kürzer gemacht."
Wenn es trotz aller Diskussionen um die Cloud und andere technische Errungenschaften mit strategischem Potenzial noch keine direkte Leitung zwischen CIO und CEO gibt: Schaffen Sie eine in die Führungsetage des Unternehmens. Nutzen Sie Kommunikationskanäle im Unternehmen, um von sich und der IT reden zu machen. Schließlich sind Sie in der Pflicht, sich anzubieten. Helfen Sie also dem CEO und der Geschäftsleitung, Ihre Fähigkeiten bei der strategischen Weiterentwicklung des Unternehmens mithilfe der IT noch besser zu erkennen als bisher.
Alleine in Ihrer IT-Organisation werden Sie Ihre Karriere nicht nach vorne pushen. Dort sind Sie ja schon oben angelangt. Also geht der Aufstieg nur außerhalb Ihrer Abteilung und damit auch außerhalb Ihres ureigensten Aufgabengebietes.
Möglicherweise kommen Sie aber auch zu dem Schluss, dass es als CIO überhaupt nicht geht. Dann überlegen Sie, ob Sie als COO eine Zwischenstation auf dem Weg nach oben einlegen, denn damit verbessern sich die Chancen auf einen Top-Job deutlich.
Jetzt mit dem Aufstieg beginnen
Wie auch immer Sie Ihren Weg nach oben angehen wollen: Tun Sie es jetzt, rät CA. Denn mit der Cloud gibt es die Chance, die IT noch strategischer zu platzieren als bisher. Damit haben Sie Gelegenheit, sich noch vernehmbarer in die Diskussion um die strategische Ausrichtung des Unternehmens einzubringen. Und worauf wollen Sie auch sonst noch warten?
Die Studie gibt es kostenlos unter diesem Link.