Nur 5,4 Prozent der Firmen wollen noch in diesem Jahr Microsofts neues Betriebssystem installieren. Ein Drittel hat dies wahrscheinlich im Laufe des kommenden Jahres vor. Und fast 60 Prozent der Unternehmen haben derzeit noch keine Pläne für einen Umstieg auf Windows 7. Das hat eine Befragung von ScriptLogic ergeben, einem Anbieter von Lösungen fürs Windows-Management. Eingefangen wurden dafür die Stimmen von 1100 IT-Entscheidern.
Die Ergebnisse klingen anders als die Euphorie, die Microsoft derzeit auf seiner weltweiten Partnerkonferenz in New Orleans verbreiten lässt. Demnach rechnet der Hersteller mit einer wesentlich größeren Nachfrage als beim Vorgänger Vista. Bis Ende 2010 sollen bei Firmen und Privatnutzern insgesamt 177 Millionen Lizenzen für Windows 7 im Einsatz sein. Bei diesen Zahlen beruft sich Microsoft auf eine eigens in Auftrag gegebene Untersuchung des Analystenhauses IDC.
Demnach werde das neue Betriebssystem auch ein "globaler Jobmotor". Die auf dem ganzen Erdball zu erwartende Nachfrage werde 300.000 neue Arbeitsstellen schaffen. Insgesamt seien Ende 2010 sieben Millionen Stellen auf Windows 7 zurückzuführen, so John F. Grantz von IDC – das seien 19 Prozent aller IT-bezogenen Arbeitsplätze sowohl bei Anbieterfirmen als auch auf Anwenderseite. Den Bogen spannt IDC dabei sehr weit: Zu den mit Windows 7 in Verbindung gebrachten Stellen zählen 1,2 Millionen bei Hardware-Herstellern, 280.000 bei Software-Firmen, 1,5 Millionen bei Dienstleistern und Vertriebsfirmen, außerdem 4,2 Millionen bei Anwenderfirmen. Haupt-Profiteure von Windows 7 sind laut Microsoft die kleinen und mittelständischen Partner der Redmonder. Für jeden US-Dollar, den Microsoft mit Windows 7 einnehme, erhielten die Partner mehr als 18 US-Dollar.
Marcel Schneider, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland, betont, Windows 7 sein ein "positiver Akzent" in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Laut der Befragung von ScriptLogic sind es allerdings gerade diese wirtschaftlich schwierigen Zeiten, die viele Unternehmen von einem baldigen Umstieg auf das neue System abhalten könnten. So sagten 42,7 Prozent der Befragten, Zeit und Ressourcen seien die größten Hindernisse, die einer Einführung im Wege stünden. Zweitgrößte Hürde ist demnach die Kompatibilität mit Anwendungen. Sie mach fast 40 Prozent der CIOs Sorgen.
Windows 7 soll stärker starten als einst XP
Dass Umfrageergebnisse allerdings Raum für Interpretationen lassen, zeigen die Anmerkungen von ScriptLogic zur eigenen Befragung. So schreibt das Unternehmen auf seiner Internetseite, dass 41 Prozent der Firmen den Umstieg auf Windows 7 bis Ende 2010 planen. Das sei eine große Einführungsrate verglichen mit dem Verkaufsstart von Windows XP. Dieses Betriebssystem hätten im ersten Jahr nach Veröffentlichung nur zwischen zwölf und 14 Prozent der Firmen eingesetzt.
Außerdem sei es bei den Kunden von ScriptLogic üblich, Betriebssysteme nach und nach mit neuer Desktop-Hardware zu ersetzen. Auf diesem Feld plane fast die Hälfte der Befragten noch in diesem oder im kommenden Jahr größere Investitionen.
Verkaufsstart Ende Oktober
Klargestellt hat Microsoft mittlerweile, ab wann Windows 7 erhältlich sein wird. Geschäfts- und Privatkunden sollen das neue System ab 22. Oktober kaufen können, sagte Microsofts Windows-Chef Bill Veghte auf der Worldwide Partner Conference. Geschäftskunden sollen das Betriebssystem ab 7. September vorbestellen können. Volumenlizenz-Kunden sollen je nach Umfang ihrer Bestellung eine begrenzte Zeit lang eine Ermäßigung von 15 bis 35 Prozent auf den Preis ihrer Order erhalten.
Im offiziellen Windows Blog hat Microsoft mittlerweile auch Stellung zum Stand der Entwicklung von Windows 7 genommen. In letzter Zeit hatte es verschiedene Gerüchte um die zur Veröffentlichung bereite Version gegeben (Release to Manufacturing, RTM). In einem Beitrag schreibt Brandon LeBlanc, die RTM-Version sei entgegen anderer Behauptungen noch nicht fertig. Das sei für die zweite Juli-Hälfte geplant. Gearbeitet wird demnach noch an den verschiedenen Sprachversionen, die es geben soll. Erst wenn sie alle vollständig fertiggestellt seien, werde man Windows auf den Status RTM setzen, so LeBlanc.