Eine Umfrage des britischen Sicherheitsanbieters Clearswift zeigt das Dilemma auf, in dem sich Firmen derzeit befinden: Auf der einen Seite erkennen sie die Vorteile von sozialen Netzwerken im Internet für das eigene Unternehmen. Auf der anderen Seite fürchten sie sich vor Datenverlusten und Betriebsspionage, wenn sie ihren Mitarbeitern den Zugang zu Facebook, Google+ & Co. öffnen.
Vier von fünf Managern aus Unternehmen in England, den USA, Australien, Deutschland, den Niederlanden und Japan sind überzeugt, dass ihnen das Social Web nützen kann. Den meisten Benefit erwarten sich die insgesamt rund 2.500 Befragten von verbesserten internen Kommunikationsmöglichkeiten. Neben der Hoffnung auf offenere Kommunikation mit Kunden setzen die Umfrageteilnehmer zudem auf einen besseren Zugriff auf Informationen.
Im Vergleich zu einer ähnlichen Umfrage aus 2010 hat die Bedeutung der weichen Faktoren leicht abgenommen: So antworten auf die Frage, ob die Mitarbeiter glücklicher oder motivierter seien, wenn sie Zugriff auf Social Networks haben, nur 39 Prozent mit "ja"; 2010 stimmten diesem Satz noch 47 Prozent der Befragten zu. Dass die Belegschaft sich durch offene Zugänge mehr wertgeschätzt sieht und einen Vertrauensbonus empfindet, unterschreiben 35 Prozent; im Jahr 2010 waren es noch 37 Prozent. Und einen Produktivitätssprung sehen gerade einmal 26 Prozent im Vergleich zu 29 Prozent im Vorjahr.
Verlust vertraulicher Daten
Auf der anderen Seite äußern die befragten Manager und Mitarbeiter anhaltende Sicherheitsbedenken beim Gebrauch von Social Media. So sorgt sich jeder zweite um den Verlust vertraulicher Daten durch die eigenen Mitarbeiter, weitere 45 Prozent fürchten Hacker als Datendiebe. Sechs von zehn Befragten (Mehrfachnennungen waren möglich) ängstigen sich vor einem möglichen Eindringen von Schad-Software über die offenen Tore sozialer Netze.
Das Verhalten der Mitarbeiter, das solchen Sicherheitsvorfällen Vorschub leistet, scheint auch Grund zur Sorge zu geben, wie die Umfrage zeigt: So denkt gerade einmal die Hälfte der Befragten überhaupt daran, Geräte und Netze vor unbefugtem Zugriff zu schützen. Weitere 48 Prozent kümmern sich bei ihren Ausflügen ins Web 2.0 nicht oder nur manchmal um den Ruf ihrer Firma, indem sie ihre Äußerungen auf mögliche Rufschädigung hin überprüfen. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) denken nie oder nur manchmal darüber nach, ihre Identität im Web zu schützen und den Diebstahl persönlicher (Zugangs-) Daten zu verhindern.
Die Sorge vor den eigenen Mitarbeitern ist berechtigt
Aufgrund des offenbar berechtigten Misstrauens den eigenen Mitarbeitern gegenüber wundert es nicht, dass Firmen ihren Mitarbeitern gegen die eigene Überzeugung vom Nutzen sozialer Netzwerke Restriktionen auferlegen. So überwachen knapp drei von vier Unternehmen (2011: 72 Prozent, 2010: 65 Prozent) die Aktivitäten ihrer Mitarbeiter. Genau 61 Prozent (2010: 54 Prozent) blockieren gar den Zugang zu speziellen Social-Media-Seiten. Weitere 51 Prozent geben an, ihre Mitarbeiter schon einmal wegen des Besuches sozialer Netze während der Arbeitszeit getadelt zu haben.
Im internationalen Vergleich zwischen Großbritannien, den USA, Australien, Deutschland, den Niederlanden und Japan, so ein weiteres Ergebnis der Studie, blocken deutsche Unternehmen mit 23 Prozent am häufigsten den Zugang zu Social-Media-Seiten. Sicherheitsbedenken halten 86 Prozent der deutschen Unternehmen davon ab, Social Media zu nutzen.
Mit dieser Bilanz stehen die Unternehmensentscheider vor einem Dilemma: Einerseits bejahen sie den Nutzen der sozialen Netzwerke, auf der anderen Seite fürchten sie genau diese Webseiten. Für den Auftraggeber der Umfrage, Clearswift, ist der Ausweg klar: Unternehmen, und das stimmt ganz allgemein ganz ohne Zweifel, müssen sich um die Sicherheit der Zugänge und um das angemessene Verhalten ihrer Mitarbeiter kümmern. Clearswift selber als Anbieter lässt durchblicken, dass er dabei die eigenen Sicherheitslösungen vorne sieht.
Auf jeden Fall brauchen die Unternehmen neben geschützten Zugängen Policies, die verbindlich für die Mitarbeiter regeln, wie sie sich in den sozialen Netzwerken zu verhalten haben. Die Studie ist aber auch eine Aufforderung an die Anbieter solcher Webseiten, wie Facebook, Google +, LinkedIn oder Twitter, ihrerseits dafür zu sorgen, dass sich Unternehmen und ihre Mitarbeiter in geschützten Umgebungen sicher bewegen können. Das allerdings dürfte schwierig sein, denn die Anbieter sind im Gegenteil daran interessiert, möglichst viele Informationen von ihren Mitgliedern (und damit auch von den Firmen, die diese Mitglieder beschäftigen) zu erhalten. Ein Mittelweg, der beide Interessen berücksichtigt, scheint da nur schwer zu gehen sein.