Xing und Twitter Top-Kanäle

CIOs selten für Social Media zuständig

10.12.2010 von Werner Kurzlechner
96 Prozent der Firmen in Deutschland erwarten von sozialen Medien Business-Nutzen. Ein Hemmschuh ist die Angst um geistiges Eigentum, so eine Fraunhofer-Studie.

Das Social Media-Management wird künftig für CIOs wohl ein Teil des Arbeitsalltags sein, ihn aber wohl nur in Ausnahmefällen bestimmen. IT-Know-how ist in Unternehmen eher als Komponente von Social Media zu sehen, aber zumeist nicht als strategischer Angelpunkt. Demnach wird der CIO eher als Ratgeber denn als Vordenker damit zu tun haben. Dies geht aus einer Umfrage des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) hervor, durchgeführt im Auftrag der Software-Initiative Deutschland.

Demnach sagt jedes zehnte der befragten Unternehmen aus Deutschland, dass Social Media strategisch in der IT-Abteilung angesiedelt sein sollte. Deutlich öfter wird Web 2.0 als Marketing- und PR-Thema betrachtet: 45 Prozent sprechen sich für eine Zuständigkeit der PR-Abteilung aus, eine Drittel plädiert für die Marketing-Abteilung. Dahinter folgt schon die IT, und immerhin 8 Prozent betrachten Social Media als Chefsache. Ihrer Ansicht nach sollte das Thema in der Geschäftsführung angesiedelt sein.

Sicherheit und Eigentumsrecht, aber auch Freizeit-Bummelei am Arbeitsplatz: Die Hürden beim Einsatz von Social Media in Unternehmen.
Foto: Fraunhofer FIT/SID

Es sind jedoch keineswegs ausschließlich PR- und Marketingziele, die Unternehmen mit Social Media verfolgen. Auf einer Skala von 1 für wichtig bis 6 für unwichtig erhielten schnelle Kommunikation (1,4 im Durchschnitt) und zielgruppenorientiertes Marketing (2,0) die besten Bewertungen. Überdies zielen Firmen aber auch auf die Nutzung eines neuen Kanals für Kundensupport (2,2) und das Sammeln von Erfahrungswerten (2,6) in der nicht allen vertrauten Social Media-Welt. Eher vereinzelt erhofft man sich Kostenreduktion (4,5) und Steigerung der Prozesseffizienz (4,9).

Die Studie legt nahe, dass die geschäftliche Nutzung von Social Media in Bälde deutlich zunehmen wird. Während 90 Prozent der Befragten die Kommunikationskanäle im World Wide Web privat nutzen, tun es 58 Prozent auch geschäftlich. Die bisherigen Abstinenzler wollen dies jedoch fast alle nicht bleiben. 62 Prozent wollen binnen eines Jahres auch unternehmerisch in Social Media einsteigen, weitere 26 Prozent geben sich dafür 18 Monate Zeit. Nur 4 Prozent planen, dauerhaft zu widerstehen.

Nicht jeder Mitarbeiter hat am Arbeitsplatz Zugang zu sozialen Netzwerken.
Foto: Michael Brown - Fotolia.com

Den Aufwand für die Social Media-Betreuung halten zwei Drittel für hoch, aber lohnend. Ein Drittel geht von überschaubaren Anstrengungen aus. So sind es andere Faktoren, die derzeit einer flächendeckenden Nutzung im Wege stehen. Informationsdefizite beispielsweise: Nur ein Fünftel der Befragten glaubt, über die technischen Entwicklungen und Möglichkeiten des Web 2.0 voll und ganz im Bilde zu sein.

Commerzbank und Porsche agieren restriktiv

Jede Menge Aufklärungsarbeit, die von der IT zu leisten ist. Als die beiden größten Bremsen für die geschäftliche Anwendung von Social Media-Plattformen nennen 76 Prozent der Befragten Sorgen um die Datensicherheit und 58 Prozent Bedenken wegen möglicher Verletzungen intellektueller Eigentumsrechte. Auch in diesem Zusammenhang dürfte die Lösungskompetenz von CIOs gefragt sein.

Wie die Wirtschaftswoche kürzlich berichtete, sperren zurzeit noch viele Dax-Unternehmen ihren Mitarbeitern am Arbeitsplatz meist aus Sicherheitsbedenken heraus den Zugang zu sozialen Netzwerken. Das Magazin nennt als Beispiele Commerzbank, HeidelbergCement, Porsche und VW.

Aufschluss gibt die SID-Umfrage auch darüber, welche Plattformen für Business-Anwender besonders interessant sind. Ganz vorne rangieren Xing und Twitter, die auf der schon genannten Skala Durchschnittswerte von 1,6 und 1,9 erreichten.

Der erste Platz von Xing lässt sich dadurch erklären, dass Firmen sich von dieser Plattform einen doppelten Nutzen versprechen. 81 Prozent halten Xing für nützlich im Personal- und Karrierebereich, 73 Prozent für dienlich in der externen Kommunikation. Genau das schreiben 84 Prozent auch der Plattform Twitter zu, die immerhin 60 Prozent auch für ein hilfreiches Instrument im Vertrieb halten.

Facebook und LinkedIn erhielten Bewertungen im Zweierbereich. Von Facebook versprechen sich 78 Prozent der Befragten Nutzen in der externen Kommunikation, 52 Prozent im Marketing. LinkedIn punktet in den gleichen Bereichen wie Xing – allerdings um jeweils rund 30 Prozentpunkte schwächer.

Wikipedia wichtig für Wissensmanagement

Der geschäftliche Nutzen von Wikipedia und YouTube ist mit den Durchschnittszensuren 3,1 und 3,8 deutlich zweifelhafter – wenngleich 88 Prozent Wikipedia als wertvoll für das Wissensmanagement betrachten.

41 Prozent erkennen in der freien Online-Bibliothek mehr Business-Wert als privaten Nutzen, nur 5 Prozent sagen das hingegen für das Video-Portal. Xing wird von 72 Prozent der Befragten vor allem als geschäftliches Tool betrachtet. Facebook und Twitter erreichen hier Werte von knapp über 40 Prozent, LinkedIn liegt knapp darunter.

Für den SID Social Media Report befragte das Fraunhofer FIT im Auftrag der Software Initiative Deutschland 100 Führungskräfte.